Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
Vom Netzwerk:
einen Sprungtritt über ein Hindernis ausführen und als Höhepunkt hatten wir einen komplizierten Bruchtest zu bestehen.
    Drei Helfer stellten sich um mich herum, als wäre ich umzingelt und hielten mir jeweils ein Brett in verschiedenen Höhen entgegen. Ich musste die drei Bretter innerhalb von fünfzehn Sekunden zertreten, wobei ich mir meinen Bewegungsablauf selbst aussuchen konnte.
    Ich atmete tief durch. Die Zeit fror ein, alle Eindrücke bestanden aus einzelnen Bildern, aus überdeutlichen Momentaufnahmen. Ich schlug eine rechte Gerade auf das Brett, das sich direkt mir gegenüber befand, hörte das Holz brechen und sah feine Splitter, wie sie durch den Raum segelten und zu Boden fielen. Mit dem linken Ellenbogen zuckte ich nach hinten. Wieder ertönte ein lautes Krachen, als das zweite Brett zersprang. Ich setzte zu einem Pandae-dollyo-chagi an und traf das letzte hoch erhobene Ziel mit meiner Ferse. Mit einem scharfen Knall hatte ich auch dieses Hindernis zerstört. Der Blaugurt, der das dritte Brett gehalten hatte, verlor das Gleichgewicht und wurde nach hinten geschleudert. Er schlug mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden auf, in seiner Linken und Rechten jeweils einen Teil des zertretenen Brettes haltend.
    Die gesamte Aktion hatte nicht länger als elf Sekunden gedauert. Ich war vollkommen außer Atem und stand wieder in meiner Ausgangsstellung . Unterschwellig nahm ich den Beifall wahr, der von der Tribüne her ertönte. Der Prüfer lächelte mich anerkennend an.
    Alles Weitere war lediglich Routine. Ich wusste, ich hatte meinen braunen Gürtel sicher. Wieder nutzte ich die kleine Unterbrechung, um mich nach Johannes umzusehen. Und wieder suchte ich erfolglos.
    Die Verleihung der Urkunden registrierte ich kaum. Wie benebelt reihte ich mich ein und verbeugte mich mechanisch, als mir das Zertifikat ausgehändigt wurde. Lange hatte ich auf diesen Moment hingearbeitet, hatte hart trainiert. Und jetzt? Jetzt stand ich mit meiner Urkunde in der Sporthalle. Aber ich empfand keine Spur von Freude.
    Johannes war nicht aufgetaucht.
    Er hatte mir nicht verziehen.
    Verzweiflung schnürte mir die Luft ab, als ich die Gewissheit nicht mehr leugnen konnte. Johannes war mir heute absichtlich aus dem Weg gegangen, er wollte mich vergessen.
     
    13
     
    In der Garderobe beobachtete ich meine Taek-Kolleginnen, sie waren alle glücklich und schwirrten lachend und plappernd umher. Ich wollte niemandem die gute Laune verderben, deshalb passte ich mich dem allgemeinen Verhalten an, gab mich fröhlich und machte Scherze. Insgeheim wünschte ich mir inständig, sie würden verschwinden.
    Endlich waren alle gegangen. Ich war allein. Und auch meine Traurigkeit war gewichen. Sie machte einem neuen Gefühl Platz. Einem mehr als heftigen Zorn.
    Johannes hätte nicht zum Todesstoß ansetzen müssen. Nichts hatte ihn dazu gezwungen. Asmodeo war zu dem Zeitpunkt halb bewusstlos gewesen - unfähig, ernsthaft weiter zu kämpfen. Wie hatte sich Johannes überhaupt nur vorstellen können, dass ich unbeteiligt zusehen würde? Sicher, Asmodeo hatte angefangen. Aber Johannes hatte letzten Endes genau das gleiche gemacht, wie Asmodeo. Er hatte mit Asmodeo um mich gestritten, als wäre ich eine Sache, ein Besitz. Wie Asmodeo war auch er überhaupt nicht auf die Idee gekommen, mich zu fragen, was ich wollte.
    Der metallene Abfalleimer hatte mit dieser verfahrenen Situation nichts zu tun. Trotzdem kickte ich ihn quer durch den Raum und nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, wie er mit lautem Getöse gegen die Wand schepperte.
    Auf dem Nachhauseweg stand meine Entscheidung fest. Ich würde Johannes nicht so leicht davonkommen lassen.
    Und Asmodeo? Was sollte ich mit ihm machen?
     
    14
     
    Zuhause wartete Gerti auf mich. Sie war eben erst vom Institut zurückgekommen und war ganz zerknirscht, weil sie meine Prüfung versäumt hatte.
    „Hast du Asmodeo getroffen?“, sprudelte es aus mir heraus, ohne weiter auf ihr Befinden einzugehen.
    „Nein.“ Auf ihrem Gesicht spielte Erleichterung, weil ich ihr ganz offensichtlich nicht böse war. „Asmo erscheint im Institut nur bei offiziellen Anlässen. Aber ich soll dich von Sven grüßen. Er hat sich sehr über deinen Anruf neulich gefreut.“
    Das half mir im Moment überhaupt nicht weiter. Einen dritten Mann in meinem Leben sehnte ich in etwa so sehr herbei, wie eine intensive Zahnwurzelbehandlung.
    „Und, steht vielleicht bald mal wieder so eine offizielle Sache im Institut an?“, fragte ich

Weitere Kostenlose Bücher