Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
nebeneinander im seichten Wasser standen. Ich plantschte mit meinen Füßen herum, blickte absichtlich auf den See und er hatte nur Augen für mich.
„Ich kann die Wassernixe verstehen, dass sie ihren See geliebt hat.“
„Hm“, sagte er vieldeutig und küsste mich auf meine bloße Schulter.
Ich verhielt mich, als hätte ich das nicht bemerkt, und blickte weiter hinaus. „Ich kann sie auch verstehen, dass sie sich in deinen Vorfahren verliebt hat. Wenn der Typ nur halb so gut ausgeschaut hat, wie du.“
Asmodeo sagte nur wieder „Hm“ und kümmerte sich weiter um meine Schulter.
Das Denken fiel mir bei dieser anspruchsvollen Konversation doch sehr schwer.
„Was mich jetzt brennend beschäftigt ist, ob er die Nixe auch geküsst hat“, brachte ich schließlich mühsam heraus.
Er sagte wieder „Hm“ und sein Mund wanderte bis zu meinen Lippen hinauf. Das war genau die Antwort auf die ich gewartet hatte. Ich zog ihn ganz zu mir, bis er vor mir im knöchelhohen Wasser kniete. Es gab nur noch uns beide. Ich spürte seine Hände. Sie waren stark und fordernd. Ich spürte seinen Mund. Er war unnachgiebig und drängend. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und ich dachte, ich müsste verbrennen.
„Das geht hier nicht“, stöhnte ich, eng an ihn gepresst. „Schnell! Die Wiese hinter uns!“
Es dauerte etwas, bis Asmodeo den Sinn meiner Worte verstand. Ruckartig stand er auf, um mich ungeduldig und engumschlungen mit sich in Richtung der Grasfläche zu ziehen.
25
Ein grausamer Schmerz durchzuckte meinen Körper. Ich setzte einen Fuß auf den trockenen Boden und spürte glühende Nadeln durch meine Sohle in mein Fleisch dringen. Ich keuchte und bohrte meine Nägel in Asmodeos Rücken.
Asmodeo deutete mein Verhalten anders. Er dachte, ich könnte es nicht erwarten, bis ich zu der Wiese käme. Er zerrte mich schneller fort und ich schrie auf, weil der Schmerz bis in mein Hirn schoss. Ich verlor die Gewalt über mich und sackte halb ohnmächtig in seinen Armen zusammen. Meine Muskeln verkrampften sich in einer übermenschlichen Anstrengung. Ich rutschte aus Asmodeos Griff und fiel zu Boden.
Der Schmerz steigerte sich, wurde unerträglich. Er ergriff vollends von mir Besitz und mit meiner allerletzten Kraft keuchte ich: „Wasser, bring mich zurück ins Wasser.“
Schaum stand mir vor dem Mund, ich bäumte mich auf und in meinen Ohren war entsetzliches Rauschen. Dann wurde alles dunkel, allein der Schmerz blieb übrig. Er tobte wie ein Wahnsinniger durch mich hindurch.
Ich fühlte Asmodeos Hände an meinen Schultern und hörte weit weg ein klatschendes Geräusch. Der Schmerz verließ mich ebenso plötzlich, wie er gekommen war. Ich öffnete die Augen und sah Asmodeo über mir. Er stand bis zu den Hüften im See. Halb verrückt vor Sorge, drückte er meinen Körper unter Wasser.
Langsam, ganz allmählich, konnte ich wieder atmen. Der klare See gab mir meine Kraft zurück. Ich stieß mich mit beiden Beinen ab. Dabei riss ich mich aus Asmodeos Griff frei.
Ich kehrte zurück in die Tiefe, die ich nie wieder verlassen wollte.
Doch dann hörte ich von Weitem seine Stimme. Er schrie „Lilith.“
Ich hielt inne, als sich sein Schrei im Echo des Sees brach. Wieder ertönte mein Name und ich konnte nicht mehr am Grund verweilen. Ich schwamm nach oben, Richtung Ufer, wo er wartete.
„Geht es dir wieder gut?“, rief er mir zu. Sein Gesicht war blass und verzerrt.
„Asmodeo“, antwortete ich und meine Stimme hallte bis zu ihm. „Ich kann nicht zu dir kommen. Es bringt mich um.“
„Das macht nichts“, kam seine gepresste Erwiderung. „Wir sehen uns dann in unserem anderen Leben.“
Er hob die Hand, um mir zu winken. Das Mondlicht brach durch die Wolken und zeigte mir jedes Detail seines Gesichtes, das von Verzweiflung gezeichnet war.
Und noch etwas sah ich genau.
Es waren seine Augen.
Sie leuchteten wie immer, wenn etwas Außergewöhnliches in ihm vorging. Doch diesmal war da noch mehr.
Tränen.
Ich schwamm zu ihm und er streckte mir seine Hand entgegen. Ich langte aus den Fluten heraus und ergriff sie. Er beugte sich zu mir herab. Sein Kuss schmeckte salzig.
Ich ließ mich ins Wasser zurückfallen, sah zu ihm auf und sagte: „Danke Asmodeo.“
„Wofür?“
„Dafür, dass du mich liebst.“
Ich ließ mich nach unten sinken, vollführte eine Wendung im Wasser und schwebte zurück in die dunkle vertraute Mitte des Sees. Während ich schwamm, überkam mich eine unglaubliche
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