Fuer eine Handvoll Bisse
Abtrünnigen - Oliver und Eve - werden vermisst.«
»Wir waren gerade an dem Ort, wo man sie zuletzt gesehen hat«, warf Ethan ein. »Direkt neben der Registrierungsstelle in Little Italy.«
»Habt ihr irgendwas entdeckt?«, fragte Catcher.
»Etwas, das wie Sicherheitsglas aussieht, und Eves Handy«, antwortete ich. »Wir haben mit einem Portier gesprochen, der auf der anderen Straßenseite Dienst geschoben hat. Er hat gesehen, wie Oliver und Eve in die Registrierungsstelle gegangen und wieder herausgekommen sind. Dann sind sie wohl zu einem Auto in einer Gasse nebenan gegangen. Keine Informationen über das Fabrikat oder den Typ; er konnte nur die Scheinwerfer sehen. Oliver und Eve haben die Gasse nicht wieder verlassen. Wir haben nur das Glas und das Handy gefunden.«
»Das hört sich nicht wirklich gut an«, sagte Catcher.
»Das sehe ich ähnlich«, stimmte ich ihm zu. »Immerhin haben wir einige Anhaltspunkte. Da die Sonne aufgeht, sind wir natürlich auf dem Rückweg zum Haus. Habt ihr vielleicht die Möglichkeit, über eure Kontakte zur Chicagoer Polizei die Sachen während der üblichen Öffnungszeiten untersuchen zu lassen? Wir machen uns Sorgen und wollen nicht den ganzen Tag verlieren.«
»Chuck wird wohl einen Gefallen einfordern müssen, aber das kriegen wir hin. Lasst die Sachen am besten bei den Feensöldnern.«
Ich sah zu Ethan hinüber, um seine Zustimmung zu bekommen, und er nickte. »Werden wir machen«, sagte er.
»Alles klar. Wissen wir über die beiden noch irgendetwas anderes?«
»Sie waren ziemlich ruhige Typen und stammten aus Kansas City«, sagte Ethan. »Sie schienen unter den Abtrünnigen ziemlich bekannt und sehr beliebt zu sein.«
»Keine Feinde?«, fragte Catcher. »Obwohl sie sich entschlossen hatten, sich registrieren zu lassen?«
»Die Frage haben wir uns auch schon gestellt«, erwiderte Ethan. »Aber wenn uns aus der Richtung Ärger droht, dann wissen wir noch nichts davon.«
»Nun, es tut mir leid zu hören, dass sie vermisst werden. Ich kannte sie ja nicht, aber wenn sie Freunde von Noah waren, dann waren sie sicherlich nette Leute.«
Waren
, hatte er gesagt, als ob das Ergebnis unserer Untersuchung schon jetzt feststand. Aber ich weigerte mich, einfach aufzugeben.
»Wir rufen euch sofort bei Sonnenuntergang an«, sagte ich. »Wenn ihr irgendetwas herausfindet, was uns dabei hilft, sie zu finden, dann gewinnt ihr den Hauptpreis des Abends.«
»Was gibt es denn zu gewinnen?«
Und das war immer das Problem mit solchen spontanen Angeboten. »Äh, ich bestelle Pizza für das gesamte Büro?«
»Die Pizza mit extra Fleisch, und die Sache ist geritzt«, erwiderte Catcher.
»Einverstanden«, sagte ich.
Plötzlich war der flotte Sound eines Countrylieds über die Lautsprecher zu hören, das von einer Superparty nach einem anstrengenden Arbeitstag erzählte.
Catcher fluchte leise, und das Lied verstummte abrupt. Doch die Stille beseitigte nicht die Frage, die mir auf der Zunge brannte.
»War das - war das dein Klingelton?«, fragte ich, gleichzeitig beruhigt und amüsiert über diesen merkwürdigen Widerspruch mit Namen Catcher Bell. Er war durchtrainiert, schroff und Mitglied des Ordens, des Dachverbands für alle Hexenmeister, bis dieser ihn hinausgeworfen hatte. Er war außerdem der Beschützer von Mallory - zumindest, bis ihre Zauberkraft in Menschenfeindlichkeit umgeschlagen war -, liebte TV -Schnulzen und war, so schien es jedenfalls, ein Freund von Countrymusik.
Ich hatte gegen Country überhaupt nichts einzuwenden. Nur hätte Catcher seine Liebe dazu nie im Leben eingestanden. Ich dankte innerlich dem Herrn, dass dieser Klingelton ertönt war und ich zwei voneinander unabhängige Zeugen dafür hatte.
In manchen Nächten gab es doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt, selbst wenn sie in Form eines Country-Pop-Crossover-Songs aus den Billboard-Charts daherkam.
»Du magst Country, hm?«, fragte ich daher genüsslich.
»Übertreib es nicht«, knurrte Catcher. »Das ist die Flussnymphe vom südlichen Flussarm, und ich muss mit ihr reden. Wir melden uns heute Abend bei euch.«
Er legte auf, bevor ich etwas erwidern oder ihn wegen des Klingeltons weiter aufziehen konnte.
»Das wirst du ihm jetzt andauernd vorhalten, oder?«, fragte Ethan.
»Bis in alle Ewigkeit«, lautete meine Antwort.
Nachdem wir das erledigt hatten, schrieb ich Jonah - meinem Partner bei der Roten Garde - eine SMS , in der ich ihm mitteilte, dass Noah uns um Hilfe bei den
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