Für eine Nacht
nicht lächerlich, tadelte sie sich
streng. Der Mann hatte sicherlich ein Privatleben, und sie war nur eine flüchtige Affäre für ihn gewesen.
»Ich habe deinen Truck gesehen und dein Nummernschild erkannt«, zwitscherte die Frau. »Und dann bin ich in den Supermarkt gegangen, wie du siehst. Den ganzen Tag bin ich nicht zum Einkaufen gekommen.« Sie hielt ein paar Tüten in den Händen. »Aber ich freue mich, dass wir uns mal wieder über den Weg laufen.« Sie strahlte ihn mit aufrichtiger Freude an.
Sloanes Magen krampfte sich zusammen, während sie auf Chases Antwort wartete.
»Schön, dich zu sehen, Cindy.«
»Ich habe lange nichts mehr von dir gehört.« Sie sprach ganz sachlich, trotzdem schwang leise Enttäuschung in ihrer Stimme mit.
»Ich hatte viel um die Ohren. Warte, ich helfe dir mit den Sachen.« Chase nahm ihr die Einkaufstüten ab.
»Willst du mich nicht deiner Bekannten vorstellen?« Cindy musterte Sloane, die Chases Jacke enger um sich gezogen hatte und die kleine Szene stumm verfolgte.
Chase seufzte vernehmlich. »Cindy, das ist Sloane. Sloane, das ist meine ...« Er zögerte so lange, dass Sloanes Augen schmal wurden. »Meine Freundin Cindy«, schloss er schließlich mit sichtlichem Unbehagen.
Sloane war gleichfalls nicht begeistert. Offenbar bestand zwischen den beiden irgendeine Beziehung. Welcher Art diese Beziehung war, konnte sie allerdings nicht sagen, und Chase war nicht sehr auskunftsfreudig.
Nach einer verlegenen Pause half er Cindy, die Tüten im Kofferraum ihres Wagens zu verstauen, und verabschiedete sich von ihr – nicht ohne ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, was Sloanes Eifersucht erneut aufflammen ließ.
Wann hatte ein Mann zum letzten Mal solche Gefühle in ihr ausgelöst? Noch nie. Sie nagte an ihrer Unterlippe, als sie auf dem Beifahrersitz von Chases Truck Platz nahm, und überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte.
»Ich mache dir einen Vorschlag.« Die Worte waren ihr entschlüpft, ohne dass sie richtig darüber nachgedacht hatte.
»Lass hören.« Er ließ den Motor an und lenkte den Wagen auf die Straße, ehe er sie aus den Augenwinkeln heraus musterte.
»Du erzählst mir, in welchem Verhältnis du zu Cindy stehst, und ich beantworte deine Fragen bezüglich Samson.«
Auf dem Heimweg hielt Chase bei einem Burger King an, und da sie beide halb verhungert waren, aßen sie gleich im Auto. Sloane wusste, dass er darauf brannte, ein paar Antworten von ihr zu bekommen, aber sowie sie bei seinem Haus angekommen waren, hängte sie sich ans Telefon. Sie musste unbedingt Madeline anrufen. Zu ihrer Erleichterung zeigte Chase Verständnis dafür.
Das Gespräch beruhigte Madeline, die halb krank vor Sorge gewesen war, ein wenig. Durch Roman, der mit Rick gesprochen hatte, hatte ihre Stiefmutter bereits von der Explosion gehört. Sloane versprach, sich in Zukunft häufiger zu melden, konnte aber zu dem Unglück kaum mehr sagen als das, was Madeline bereits wusste. Chase hatte Rick während der Heimfahrt von seinem Handy aus angerufen und erfahren, dass die Feuerwehr zwar noch Untersuchungen anstellte, aber bislang von einem Unfall ausging.
Sloane war geneigt, dieser Theorie zuzustimmen. Sie kannte Frank und Robert seit ihrer Kindheit und konnte sich nur
schwer vorstellen, dass sie imstande waren, einem anderen Menschen ein Leid zuzufügen. Aber wenn sie sich auf ihren Verstand verließ und an Franks Drohungen dachte, kamen ihr Zweifel. Aber sie behielt ihren Verdacht für sich, um Madeline nicht noch mehr zu beunruhigen.
Was Michael betraf, so war er laut Madeline außer sich, weil Sloane jetzt die Wahrheit über ihre Abstammung kannte und immer noch nicht mit ihm darüber gesprochen hatte. Sie versprach, dies so schnell wie möglich nachzuholen, und hätte auch am Telefon ein paar Worte mit ihm gewechselt, wenn er nicht in einer Besprechung mit Frank und Robert gewesen wäre. Die beiden hatten sich ihrer Stiefmutter zufolge weder zu Sloanes ›Krankheit‹ noch zu ihrer Abwesenheit während des Wahlkampfes geäußert, und Madeline hatte wie vereinbart nur Michael informiert.
Sloane legte auf, ohne Chase und den Umstand, dass ihre Stiefmutter ihn als Aufpasser angeheuert hatte, zu erwähnen. Sie musste Madeline schon ein paar mütterliche Freiheiten zugestehen. Nachdem sie ihre familiären Angelegenheiten geklärt hatte, so gut es eben möglich war, zog sie sich um und ging ins Wohnzimmer zurück.
Die Aufregungen dieses Tages hatten sie erschöpft,
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