Für eine Nacht
Gesicht zu wenden.
»Mehr hast du nicht drauf? Ich kann sie so küssen, dass sie in Ohnmacht fällt.«
»Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke«, murmelte Sloane. Sie hatte endgültig genug von diesem Mann und seinen Machoallüren.
»Ich bin es leid, mich von dir dumm anmachen zu lassen«, fuhr Chase den Biker an. »Wir verschwinden jetzt von hier.« Er packte Sloane an der Hand. Offenbar war er entschlossen, sie notfalls mit Gewalt quer durch die Bar zu zerren.
»Du gehst nirgendwo hin. Zumindest nicht mit der Lady.« Das drohende Glitzern in Dices Augen und die Art, wie seine Gang ihn umringte, verrieten Sloane, wie ernst die Lage war.
Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Und dann musterte sie Chases hartes Profil. Der Mann mochte ein Zeitungsreporter mit einer Schwäche für seine Familie sein, aber er war, wie sie in diesem Moment begriff, auch ein Mann, mit dem man sich besser nicht anlegte. Trotz der Gefahr, in der sie schwebte, fühlte sie sich an seiner Seite sicher und geborgen.
»Lass sie hier, dann bringe ich dich persönlich zur Tür.« Dice kicherte, doch Sloane fand seine Bemerkung alles andere als witzig.
»Ich hab genug von diesem Scheiß.« Chase straffte die Schultern und versetzte einem Billardstock einen so heftigen Tritt, dass er quer durch den Raum flog. Das rasselnde Geräusch zerriss die plötzlich eingetretene Stille. »Kein Mensch sagt mir, wann und wo ich es mit meiner Freundin zu treiben habe. Ich küsse sie erst dann wieder, wenn ich in der richtigen Stimmung dazu bin, und die verdirbst du mir gerade. Und jetzt verpiss dich.« Er trat einen Schritt vor und reckte herausfordernd das Kinn.
Sloane warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Sein Gesicht wirkte jetzt wie aus Stein gemeißelt, und sie bekam es
erneut mit der Angst zu tun. Sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen prügelte. Immerhin hatte sie ihn in diesen Schlamassel hineingeritten.
Dice wollte einen Beweis dafür, dass sie Chases Freundin war? Es wurde Zeit, ihm diesen Beweis zu liefern. Zeit, dass sie die Zügel in die Hand nahm.
Sie rückte näher an ihn heran, strich ihm mit beiden Händen über die Schultern und ertastete die harten Muskeln unter dem Stoff seines Hemdes. »Na komm schon«, schnurrte sie. »Zuschauer machen mich immer richtig scharf.«
Als sie an seinem Ohrläppchen zu knabbern begann, lief ein Schauer durch seinen Körper. Sie hatte nicht direkt gelogen, Chases Gegenwart machte sie immer scharf , aber im Moment hätte sie es vorgezogen, in seinem gemütlichen Haus mit ihm allein zu sein. Ohne Dice, ohne seine Kumpel, ohne Drohungen im Nacken.
»Du willst ’ne heiße Nummer? Ich kann’s dir hier und jetzt besorgen, dass dir Hören und Sehen vergeht, Puppe«, tönte Dice, der offenbar vor seinen Freunden prahlen wollte.
Chase ballte die Fäuste. Der bullige Biker legte anscheinend alles, was Sloane sagte oder tat, so aus, wie es ihm am besten in den Kram passte. Er sah aus, als wollte er sich jeden Moment auf sie stürzen.
Er zwang sich zur Ruhe, starrte Dice finster an und dachte dabei über den nächsten Schritt nach. Sloane gelang es weit weniger gut, ihre Gefühle zu verbergen. Ihre Finger glitten an seinem Nacken empor, gruben sich in sein Haar und massierten seine Kopfhaut. »Willst du mich denn nicht?«, wisperte sie, meinte aber in Wirklichkeit: Willst du uns nicht endlich hier rausbringen?
Leise Panik schwang in ihrer Stimme mit; ihre Finger krallten sich fast schmerzhaft in seinen Nacken. Aber er durfte auf
ihre Angst nicht eingehen, sonst würde Dice die Oberhand gewinnen.
Ihre Blicke trafen sich. »Klar will ich dich.« Und das entsprach der Wahrheit. Chase stand kurz davor, Sloane mit Gewalt aus dieser Spelunke zu schleifen – oder sie hier und jetzt auf diesem gottverdammten Billardtisch zu nehmen.
Sie hatte Recht, das Bewusstsein, Zuschauer zu haben, übte einen prickelnden Reiz auf ihn aus. Sie in aller Öffentlichkeit zu küssen und somit zu seinem Eigentum zu erklären sprach seine niedersten Instinkte an. Er hatte sich bislang aus Respekt zurückgehalten, aber wenn sie ungeschoren hier herauskommen wollten, musste er deutlich werden.
Was sie offenbar verstand, sogar herausforderte und anscheinend trotz ihrer Furcht genoss – wenn er die in ihren Augen schimmernde Erregung und den heiseren Klang ihrer Stimme richtig deutete. Und ihre Finger, die noch immer seine Kopfhaut massierten, stachelten seine Begierde noch mehr an. Genau wie die Gefahr, die
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