Für einen Kuss von Frisco
Natasha empört. „Wenn ich groß bin, natürlich.“
Frisco verkniff sich mühsam das Lachen. „Ach so. Natürlich.“
„Du kannst meine Mom nicht heiraten, weil du ihr Bruder bist, richtig?“
„Stimmt.“ Frisco lehnte sich auf die Ellbogen gestützt in den Sand zurück. Mia gab sich Mühe, ihn nicht anzustarren. Sie konnte kaum den Blick von seinen muskulösen Armen, seinem breiten Brustkorb und seiner glatten, gleichmäßig gebräunten Haut lösen. Sie sah ihn doch nicht zum ersten Mal ohne Hemd. Eigentlich hätte sie sich längst an den Anblick gewöhnen müssen …
„Schade. Mommy sucht immer jemanden zum Heiraten, und ich mag dich.“
„Danke, Tash. Ich mag dich auch.“ Friscos Stimme war rau.
„Dwayne mochte ich nicht“, fuhr die Kleine fort. „Er hat uns Angst gemacht, aber Mommy hat gern in seinem Haus gewohnt.“
„Im Erdgeschoss ist eine Wohnung frei. Wenn deine Mutter aus der Klinik zurückkommt, könnt ihr beiden vielleicht dort einziehen. Dann sind wir Nachbarn.“
„Du könntest Mia heiraten und zu ihr ziehen. Und wir nehmen dann deine Wohnung“, schlug Natasha vor.
Mia blickte auf und begegnete Friscos Blick. Er war sichtlich verlegen. „Vielleicht will Mia ja gar nicht heiraten“, sagte er.
„Willst du heiraten?“, fragte die Kleine und schaute Mia aus dunkelblauen Augen prüfend an.
„Nun ja“, antwortete sie vorsichtig. „Eines Tages möchte ich schon heiraten und eine Familie haben, aber …“
„Sie will“, informierte Natasha ihren Onkel. „Sie ist hübsch und macht leckere Sandwiches. Du solltest sie fragen, ob sie dich heiratet.“ Damit nahm die Kleine ihr Eimerchen und lief zum Wasser hinunter.
„Entschuldige.“ Frisco lachte nervös. „Sie ist … eben erst fünf.“
„Schon gut“, lächelte Mia. „Und keine Bange. Ich werde keine Versprechungen einklagen, die Natasha in deinem Namen macht.“ Sie wischte sich den Sand von den Knien und setzte sich auf ihr Badetuch.
„Gut zu wissen.“ Frisco setzte sich neben sie und ließ den Blick von ihren schlanken Beinen über den roten Bikini bis zu ihrem Gesicht hinaufwandern. „Aber sie hat recht. Du bist hübsch, und deine Sandwiches sind verdammt lecker.“
Mias Puls begann zu rasen. Wieso war es ihr auf einmal wichtig, ob dieser Mann sie attraktiv fand oder nicht? Seit wann verspürte sie nicht mehr das Bedürfnis, sich in ein viel zu weites T-Shirt zu hüllen, wenn er sie voller Verlangen ansah? Seit wann vollführte ihr Herz kleine Sprünge, wenn er ihr sein seltsames schiefes Lächeln schenkte? Wann genau hatte er die Grenze überschritten, die ihn zu mehr als einem Freund machte?
Es hatte schon vor Tagen begonnen. Als er Natasha im Hof zum ersten Mal in den Arm genommen hatte. Er ging so sanft mit dem Kind um, so geduldig. Er hatte sie von Anfang an fasziniert, aber jetzt, wo sie ihn besser kennengelernt hatte, fühlte sie sich nicht mehr nur sexuell von ihm angezogen.
Es war verrückt, und sie wusste es. Denn er war ganz und gar nicht der Typ Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte. Erstens war er zum Töten ausgebildet – ein Berufssoldat. Zweitens musste er noch all den Zorn, Frust und Schmerz bewältigen, bevor man ihn als psychisch stabil und gesund bezeichnen konnte. Und zu allem Überfluss hatte er ein Alkoholproblem.
Ja, er hatte geschworen, nicht mehr zu trinken. Aber Mias Erfahrungen an der Highschool hatten sie quasi zum Experten für Suchtprobleme gemacht. Wenn man vom Alkohol loskommen wollte, tat man besser daran, das nicht allein zu versuchen, sondern sich helfen zu lassen. Alan aber schien wild entschlossen zu sein, sein Problem allein anzugehen.
Doch statt schnellstens ihre Siebensachen zu packen und zu verschwinden, kramte sie ihre Sonnencreme hervor und rieb sich das Gesicht damit ein. „Ich war in deiner Küche, um Natasha mit den Wasserflaschen zu helfen. Dabei ist mir die Liste aufgefallen, die an deinem Kühlschrank hängt.“
„Und?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber … Könnte es sein, dass da lauter Dinge stehen, die dir mit deinem verletzten Knie Schwierigkeiten machen?“
Auf der Liste standen Dinge wie rennen, springen, Fallschirm springen, Fahrrad fahren und Treppen steigen.
Frisco schaute hinaus auf das Wasser. Es glitzerte im Sonnenlicht. „Stimmt.“
„Du hast eine Sache vergessen: Du wirst jetzt auch nicht mehr in das Olympische Basketballteam aufgenommen. Ich hab’s dazugeschrieben“, zog sie ihn auf.
Er lachte kurz und trocken auf.
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