Für einen Kuss von Frisco
Frisco.
„Kein Problem“, lachte der Teenager.
Kein Problem. Das Ganze schien für niemanden ein Problem zu sein – außer für Frisco. Er klemmte sich das kleine, leichte Bücherregal unter den Arm und folgte Thomas langsam.
Als er das Regal auf der untersten Treppenstufe abstellte, kam Lucky gerade mit Tasha auf dem Arm aus seiner Wohnung. Er kitzelte sie, und sie kicherte voll Wonne. Mia war direkt hinter ihnen, auch sie lachte.
Nie zuvor hatte er Mia so hübsch und entspannt gesehen. Lucky beugte sich zu ihr, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, und sie lachte wieder. Als sie die Treppe hinunterging, blieb Lucky oben stehen und sah ihr nach.
Frisco musste den Blick abwenden. Er konnte es Lucky nicht übel nehmen. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren sie einander sehr ähnlich gewesen, und in gewisser Weise waren sie es noch immer. Es überraschte ihn überhaupt nicht, dass sein bester Freund sich ebenfalls zu Mia hingezogen fühlte.
Nach etwa zehn Minuten waren sämtliche Möbel in Tashas Kinderzimmer verstaut und die Kartons in Friscos Schlafzimmer umgeräumt.
Thomas machte sich auf den Weg zur Arbeit, und Mia verschwand in ihrer Wohnung – nachdem Lucky ihr die Hand zum Abschied besonders lange geschüttelt hatte.
„Ihr seid … hm … also gute Bekannte, wie sie sagt?“, fragte Lucky viel zu beiläufig, als Frisco ihn zu seinem Motorrad begleitete.
Frisco blieb stumm, weil er nicht wusste, was er antworten sollte. Wenn er zustimmte, würde Lucky alle naselang auftauchen, um mit Mia auszugehen. Er würde seinen berüchtigten Charme spielen lassen, dem keine Frau auf Dauer widerstehen konnte. Und Frisco würde zusehen müssen, wie sein bester Freund die Frau verführte, die er selbst so sehr begehrte.
Denn so war es. Er begehrte Mia.
„Sie irrt sich“, erwiderte er schließlich. „Wir sind mehr als nur gute Bekannte. Sie weiß es nur noch nicht.“
Falls Lucky enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. „Wunderbar!“, strahlte er seinen Freund an. „Endlich kommst du zurück.“
„Zu den SEALs?“ Frisco schüttelte den Kopf. „Mann, hast du denn nicht gehört …?“
„Nein“, unterbrach Lucky ihn. „Ich meinte, in die Welt der Lebenden.“
Verständnislos schaute Frisco seinen Freund an. Was sollte das denn? Er war doch am Leben! Das bewiesen allein schon die fünf Jahre Schmerz und Frust, die er hinter sich hatte.
„Ruf mal an.“ Lucky stülpte sich den Motorradhelm über. „Ich vermisse dich, mein Freund.“
Ein schrilles Piepen riss Frisco aus dem Schlaf. Es war entsetzlich laut und genau neben seinem Ohr …
Hellwach setzte er sich auf.
Die simple kleine Alarmvorrichtung, die er am Abend zuvor an der Wohnungstür angebracht hatte, funktionierte also. Tasha hatte schon wieder die Wohnung verlassen, ohne Bescheid zu sagen.
Er zog sich hastig etwas über und schnappte sich seinen Krückstock.
Himmel, was war er müde! Er war zwar zeitig ins Bett gegangen, hatte aber die meiste Zeit wach gelegen. Erst vor zwei Stunden waren ihm endlich die Augen zugefallen. Aber immerhin hatte er es geschafft, die Nacht ohne einen einzigen Tropfen Whiskey zu überstehen, und das allein zählte.
So war er jetzt zwar erschöpft, hatte aber keinen Kater. Das war auch gut so; andernfalls hätte die „Natasha-Falle“ seinen Schädel explodieren lassen.
Rasch trennte er das Signalgerät vom Netz. Es hing an einem einfachen Stromkreis, der beim Offnen der Wohnungstür unterbrochen wurde, und schlug dann Alarm.
Anschließend riss er die Tür ganz auf und …
Tasha stand auf der anderen Seite des Fliegengitters, direkt hinter ihr Mia.
Die Kleine trug noch ihren Pyjama, seine Nachbarin Shorts und T-Shirt. Die leuchtend bunten Träger ihres Bikinis lugten darunter hervor.
„Guten Morgen“, sagte sie.
Frisco starrte Tash an. „Wo zum …?“
Mia schnitt ihm das Wort ab. „Tasha wollte mich besuchen“, erklärte sie. „Aber dann fiel ihr ein, dass sie dir das ja erst sagen muss, ehe sie weggeht.“ Sie blickte auf das kleine Mädchen hinunter. „Stimmt’s, Tash?“
Tasha nickte.
Soso. Tasha war also eingefallen, dass sie Bescheid sagen musste. Wahrscheinlicher war, dass Mia daran gedacht hatte. Hinter Tashas Rücken formte sie lautlos die Worte „positive Bestärkung“.
Frisco schluckte seinen Ärger hinunter. Okay. Wenn Mia wirklich glaubte, dass er so besseren Zugang zu dem Kind bekam … „Tolles Gedächtnis“, lobte er Tasha mit viel mehr Enthusiasmus, als er
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