Für einen Kuss von Frisco
ihr in die Augen zu sehen, spürte sie ihr Herz hämmern. Dann lächelte er wieder sein unwiderstehliches, etwas schiefes Lächeln und sah dabei aus, als hätte er gerade Gold am Ende des Regenbogens gefunden. Jetzt ergriff sie die Initiative. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, vergrub ihre Finger in seinem Haar und küsste ihn.
Dieser zweite Kuss war heiß und feurig. Frisco zog Mia noch enger an sich heran, strich mit den Händen über ihren nackten Rücken, ihr Haar und ihre Arme, während ihre Zungen einander erforschten.
„Frisco! Frisco! Der Eiswagen ist da! Kann ich ein Eis haben?“
Mia stieß Frisco im gleichen Moment von sich, in dem er sie losließ. Er atmete so heftig wie sie; er sah aufgewühlt aus. Doch Natasha hatte für nichts anderes Augen als für den Eiswagen, der auf den Parkplatz am Strand eingebogen war.
„Bitte, bitte, bitte, bitte“, bettelte sie und hüpfte aufgeregt um das Badetuch herum.
Frisco schaute hinüber zum Eiswagen, der ein ganzes Ende entfernt stand, und dann wieder zu Mia. Er wirkte genauso erschüttert und überwältigt, wie sie sich fühlte. Dann lehnte er sich zu ihr hinüber und flüsterte: „Gehst du mit ihr? Ich kann nicht.“
„Klar.“ Sie stand auf und zog sich mit zitternden Händen ihr T-Shirt über. „Alles in Ordnung mit deinem Knie?“
Er fingerte einen Geldschein aus seiner Börse und grinste schwach. „Um ehrlich zu sein – mit meinem Knie hat das nichts zu tun.“
Erst jetzt begriff Mia, und eine verräterische Röte überzog ihre Wangen. „Komm, Tasha“, sagte sie rasch und nahm das Kind an die Hand.
Was hatte sie nur getan?
Ausgerechnet mit einem Mann, von dem sie sich hatte fernhalten wollen, hatte sie soeben den zärtlichsten und leidenschaftlichsten Kuss ihres ganzen Lebens getauscht. Während sie mit Tasha in der Warteschlange vor dem Eiswagen stand, überlegte sie, wie sie sich nun verhalten sollte.
Es hatte absolut keinen Sinn, sich mit ihm einzulassen. Aber, oh, sein Kuss … Mia schloss die Augen. Sie hatte einen Fehler gemacht, einen gewaltigen Fehler! Und sie lief Gefahr, die größte Dummheit ihres Lebens zu begehen. Na schön. Er war unglaublich zärtlich und attraktiv. Aber er war ein Mann, der gerettet werden musste, und sie wusste nur zu gut, dass sie ihn nicht retten konnte. Wenn sie das versuchte, würde er sie mit ins Verderben reißen. Nur er selbst konnte sich aus dem Strudel seines Elends und seiner Verzweiflung befreien, und ob ihm das gelingen würde, musste sich erst noch zeigen.
Sie musste ehrlich sein ihm gegenüber, dann würde er sie hoffentlich verstehen.
Wie in Trance bestellte sie für Tasha eine Eiswaffel und Eisriegel für Frisco und sich. Der Weg zurück zu ihrem Badetuch erschien ihr unendlich lang, der Sand unter ihren Füßen unerträglich heiß. Tasha trollte sich wieder zu ihrer Sandburg.
Frisco saß tropfnass auf der äußersten Ecke des Badetuchs. Anscheinend hatte er sich zwischenzeitlich in die Fluten gestürzt, um sich abzukühlen. Gut so. Genau das, was sie wollte, oder?
Sie reichte ihm sein Eis, lächelte ein wenig angestrengt und setzte sich ans andere Ende des Badetuchs. „Ich dachte, wir könnten beide eine kleine Abkühlung gebrauchen, aber du warst offenbar schneller als ich.“
Frisco musterte sie, den ungemütlichen Abstand zwischen ihnen und schließlich das Eis in seiner Hand. „Mir gefiel die Hitze zwischen uns ganz gut“, erwiderte er leise.
Unfähig, ihm in die Augen zu sehen, schüttelte Mia den Kopf. „Ich will ehrlich sein. Ich kenne dich kaum und …“
Schweigend wartete er, dass sie weitersprach.
„Ich glaube, wir sollten nicht… Ich meine, es wäre ein Fehler, wenn …“ Röte schoss ihr ins Gesicht.
„Okay.“ Frisco nickte. „Okay. Ich … verstehe.“ Er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Wie sollte er auch? Sie war nicht der Typ für nur eine Nacht. So wenig, wie er der Richtige für eine feste Beziehung war. Außerdem war er nicht der Mann, mit dem Mia sich ein Leben lang wohlfühlen würde. Sie sprühte vor Leben und Energie, und er konnte sich nur im Schneckentempo bewegen. Sie war gesund, in jeder Hinsicht, und er …
„Ich sollte jetzt besser gehen.“ Sie begann, ihre Sachen zusammenzusuchen.
„Wir begleiten dich nach Hause“, sagte Frisco leise.
„Oh nein, das müsst ihr doch nicht.“
„Doch, das müssen wir, okay?“
Sie sah ihn kurz an und erkannte sofort, dass es besser war, jetzt nicht zu widersprechen. „In Ordnung.“
Frisco
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