Fuer Elise
schief.
"Autsch … Hey, ich beantworte deine Fragen, wenn ich auf dich aufpassen darf."
Verdammt, damit hatte er sie! Die letzten Tage war das Thema 'Vampir' zum reinsten Tabu erwachsen. Sie befürchtete schon, er spräche nie mehr darüber. Magnus las in ihrem Gesicht. Er klatschte in die Hände und lachte auf. Elise gab sich geschlagen und legte den Kopf in den Nacken.
"Erste Frage." begann sie, als sie zum Wasser hinunter gingen. "Wenn Du mich verwandelt hättest; wie wäre das abgelaufen?"
"Welche Rolle spielt das?"
"Keine Sorge, mein Interesse ist rein erblich bedingt."
Er überlegte.
"Kannst du dich an den Bibeltext erinnern, den du in die Burg gebracht hast?"
Elise nickte.
"Wie du selbst erfahren hast, stirbt der Mensch, sobald ihm genug Blut entnommen wurde."
Elise verlagerte das Gewicht von den Ballen auf die Ferse und zurück, um das flaue Gefühl wegzuwippen, das sich in ihrem Bauch ausbreitete.
"Wird einem Menschen genug Blut entzogen und atmet er kurz vor seinem Tod die Asche eines Vampirs ein, beginnt die Verwandlung. Das meinte Gabriel damit, dass selbst ein toter Vampir noch zu gefährlich sei."
Das flaue Gefühl löste sich auf, als die Information einige Rädchen in ihrem Gehirn anstieß.
"Die Asche eines Vampirs?" wiederholte sie, als habe sie sich verhört. "Das heißt: jedes Mal, wenn ein neuer Vampir geboren wird, stirbt ein anderer?"
"Deshalb mögen wir kein Feuer." stimmte Magnus zu, "Für die Erschaffung eines Vampirs genügt allerdings eine Handvoll Asche. Du kannst dir in etwa ausmalen, wie begehrt das Schauspiel einer Vampirverbrennung ist." sagte er und zog die Stirn kraus. Elise bemerkte, dass sein Gesicht fremd wirkte, wenn sich Falten darauf bildeten.
Sie tauchte den großen Zeh ins Wasser. Es fühlte sich eiskalt an, genau wie sein Blick in ihrem Rücken.
"Und wie oft geschieht so etwas?"
"Seltener, als es in Euren Filmen gezeigt wird. Laut dem Fluch sind wir Einzelgänger und im Grunde sind wir uns ziemlich egal." Seine Mimik wurde ernst. "Aber wir stellen uns ganz gerne bloß und manchmal passiert es aus Versehen." Er sah hinauf zur Sonne. Doch Elise sah ihn an und da war sie wieder: die blonde Leiche, der Sarg, das Leichentuch, der zweite Vampir...
"Du sagst immerzu 'wir'." meinte sie ärgerlich.
Sie konnte nicht sagen, warum sie seinen Blick und seine Nähe noch immer mied. Vielleicht ein ererbter Instinkt. Vielleicht das Gefühl der Verbindung zwischen ihnen, das durch den Akt noch stärker geworden schien und letztlich der Gedanke, dass ihr fester Wille, das einzige war, was sie weiterhin voneinander trennte. Seltsamerweise empfand sie seinen Biss rückblickend als unanständig. Sie hatte all sein Gift in ihrem Köper aufgenommen, während er ihr Blut trank. Natürlich war das Blödsinn, da Magnus sie ohne Michaels Eingreifen und das Weihwasser schlicht umgebracht hätte. Aber ihre menschliche Seele fühlte sich, als hätten sie sich miteinander vereinigt und nun stand zwischen ihnen, was nicht sein durfte.
Zu allem Überfluss war es Michaels Warnung, die auch jede Chance auf eine bloße Freundschaft zwischen ihnen auf unbestimmte Zeit zunichte machte. Niemand konnte absehen, was für ein Wesen aus Magnus werden würde.
Er hatte sich vorgelehnt und wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht, um sie aus ihrer Gedankenwelt zurück zu holen. Sie brachte ein Lächeln zustande und richtete ihren Blick auf das Glitzern des Sees. Das fast beständig schöne Wetter in den letzten beiden Wochen passte so überhaupt nicht zu Irland und auch nicht zu dem, was geschehen war. Es war, als hätte Gott die Wolkendecke offen gehalten, um besser überwachen zu können, was hier unten geschah.
"Ich werde mich ihnen immer so nah fühlen, wie du dich den Menschen." sagte Magnus.
"Und weil du ein echter Ex-Vampir bist, hast du natürlich auch noch Vampir-Asche?"
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht." grinste er und das war so gut wie ein offenes 'Ja'.
Elise beschloss ihm nicht von der Seite zu weichen, bevor sie die Hand für ihn ins Feuer legen konnte. Mit diesem Entschluss rannte sie ins Wasser und vollendete das Ganze mit einem Kopfsprung. Sollte er doch seine Beschützerqualitäten unter Beweis stellen.
Das Wasser streichelte ihren Körper wie eine Badewanne voll Eiswürfel, als sie etwas in die Wirklichkeit zurück riss. Sie war gerade erst unter Wasser getaucht, als zwei warme Hände um ihre Taille griffen und sie unsanft an die Luft zogen. Er war zu schnell bei
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