Für hier oder zum Mitnehmen?
ungewöhnlicher Vorname«, sage ich zu ihr, während wir uns die Hände reichen.
»Das ist ein zypriotischer Name. Ich bin dort geboren worden, aber in Deutschland aufgewachsen.«
Ihre Stimme ist angenehm, der Händedruck fest, trocken und doch beinahe zärtlich. Ich habe das Gefühl, mich kurz schütteln zu müssen. Kein Wunder, dass Milena jetzt erst den Kontakt zu Androniki hergestellt hat.
»Dieses Mädchen hier hat die Gastronomie mit der Muttermilch aufgesaugt!« Milena nimmt Androniki in den Arm und präsentiert sie mir, Androniki lächelt aufgesetzt.
»Mit der wirst du deinen Spaß haben! Lasst uns hineingehen und dort alles besprechen, hier draußen ist es zu kalt.«
Für Milena steht die Anstellung ihrer Nachfolgerin offenbar bereits fest. Lachend hakt sie sich bei Androniki unter und führt sie zum Eingang ab.
Bevor ich den beiden folge, will ich mich kurz besinnen, auf meine neuen Vorsätze und Tugenden. Ein paar Regentropfen fallen auf mein Gesicht. Ich trete an die Hauswand neben dem Eckeingang meines Cafés. Am Nachthimmel ziehen große, graue Wolken schnell vor einem hellen Mond vorbei. Der Regen nimmt zu, er ist kalt, aber erfrischend, reinigend.
Ich umarme den Mauervorsprung des barrierefreien Eckeinganges. Ich kann nicht sagen, warum, es passiert einfach. Das alte Aschinger! Ist immer gelaufen und wird immer laufen. Ich werde nicht mehr die polierte Stahlkugel sein, ich will der große Spieler sein. Im alten, rauen DDR -Spritzputz spüre ich zwei Flipperknöpfe unter meinen Fingern.
Ich mache einen Schritt zur Seite. Ein Fuchs steht direkt neben mir. Er beobachtet den Rosenthaler Platz teilnahmslos. Als die Fußgängerampel auf Rot schaltet, trottet er quer über die Kreuzung. In der Mitte bleibt er stehen und schaut sich nach mir um, als wundere er sich, dass ich ihn nicht begleite. Er wendet sich ab und zieht weiter, die Automobile rauschen hupend an ihm vorüber. Ich klatsche lächelnd mit meiner Hand an die Hauswand, schaue nach oben in den Regen und gehe hinein.
EPILOG
Milena wohnt heute mit Howard Carpendale und zwei Kindern in Steglitz, gemeinsam betreiben sie eine kleine Produktionsfirma für Industriefilme, in denen die weibliche Hauptrolle meist schnell vergeben wird.
Magnus lebt und arbeitet erfolgreich als Kunst-Fotograf in Stockholm, seinen Durchbruch erlangte er durch eine aufsehenerregende Fotoserie, die er im Berliner Lesbenmilieu aufnahm.
Shanti arbeitet nur noch halbtags als Koch. Nebenbei organisiert er Schwitzhütten für Männergruppen in den märkischen Wäldern um Berlin.
Die Zwillinge verkaufen mittlerweile im Nagelstudio auch Kaffee.
Florian und Kaja wurden ein Paar, sie leben glücklich in Schöneberg.
Fred hat eine Theatersaison lang skurrile Statistenrollen an der Berliner Volksbühne gespielt. Es ist unbekannt, was er heute treibt.
Klamotte baute seinen alten Postwagen zum Wohnmobil aus, um darin zu leben. Das, was er sonst für Kneipen übernahm, erledigt er nun für Besitzer mobiler Behausungen.
Aurinia machte sich als Heilpraktikerin selbständig und betreibt eine Praxis in Prenzlauer Berg, Dolores reinigt die Räume und assistiert ihr in allen anderen Belangen.
Der untere Teil des Laternenmastes vor dem Eckeingang des Cafés ist heute der wichtigste Ort für wild geklebte Plakate in Berlin. An guten Tagen erhöhen die immer wieder übereinandergefügten Papierlappen seinen Durchmesser auf 1,5 Meter.
Der Betreiber des Cafés hat sein Büro indessen in den Keller verlegt. Dort befindet sich zwar auch keine Heizung, aber die Lüftungsmotoren sind nicht zu hören.
Auf die Feinheiten kommt es an.
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