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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Oberholz
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erledigen.«
    Ich kann nicht zugeben, essen gegangen zu sein, während sie arbeiten muss.
    »Kannst du bitte schnell wiederkommen, die Bewerberin für die Frühschicht kommt gleich noch einmal her, und diesmal solltest du sie wirklich nicht verpassen.«
    Das war der Grund für ihre gerade geführten Telefonate. Sie gestikuliert intensiv, während sie spricht. Diesmal kann es nicht aufgesetzt sein, sie kann nicht wissen, dass ich sie sehe. Vielleicht habe ich ihr in der Vergangenheit unrecht getan. Sie hat mir gar nichts vorgespielt, sie ist, wie sie ist. Ich beruhige mich wieder, Milena führt stets Gutes im Schilde, nur in der Umsetzung wirkt es bisweilen boshaft.
    Ich stimme ihr zu, ich sollte die Bewerberin diesmal zu Gesicht bekommen, und beende das Ferngespräch. Ich nehme mir vor, dass ich auch irgendwann mal mit Fahrzeugen sprechen möchte, schwieriger als die Kommunikation mit Milena kann das nicht sein.
    Milena erwartet mich vor dem Café. Sie hat Magnus in den Tresen geschickt, um die Stellung zu halten. Dörte liegt völlig erschöpft über zwei Gastplätze im Schankvorgarten gestreckt, ihre Zunge hängt hechelnd heraus. Milena ist aufgekratzt, sie lächelt mich verzerrt an.
    Ich blicke fragend zurück, sie schüttelt den Kopf, als wolle sie sagen: Nein, es ist nicht das, was du denkst! Sie nimmt meine Hand und zieht mich sanft vor den Eckeingang, aus dem Blickfeld des Tresens. Wir bleiben stehen, sie dreht mich in Richtung der Riesenwerbung, mit der anderen Hand hält sie sich an meinem Oberarm fest und legt den Kopf auf meine Schulter. Ihre Berührungen sind angenehm und bedrohlich zugleich.
    »Ich wollte dir etwas sehr Schönes zeigen.« Sie lässt kurz meinen Oberarm los, um mit der Hand auf das Riesenposter zu deuten.
    »Ich habe das vorhin schon gesehen, als ihr schon wieder im Laden wart.«
    »Nein«, sagt sie sanft, »ich meine nicht das Poster, nicht mein Foto, ich meine etwas, was dahintersteckt.«
    Sie wird doch nicht die gleichen Gedanken wie Klamotte haben und mit mir über die zu erwartende Entwicklung des Platzes aufgrund der Sanierung des Gebäudes sprechen wollen?
    »Vor dir liegt meine Karriere, die heute beginnt!«
    Bei den letzten Worten überschlägt sich ihre Stimme, sie lässt meinen Arm los und hüpft einige Male auf und ab. Bevor ich in adäquater Weise reagieren kann, schaltet sie um. Sie beendet ihre Hüpfbewegung, streicht mir über die Wange, schaut mich traurig an.
    »Leider bedeutet es auch das Ende meines Jobs bei dir. Das wollte ich dir mitteilen, und zwar früh genug, damit du noch Ersatz suchen kannst – vielleicht schon heute.«
    Sie hat die gutaussehende Bewerberin also selber angerufen und herbestellt, um mich weich fallen zu lassen. Sie wollte es mir schonend beibringen. Die Dinge regeln sich wie von selbst, ich muss nur ein wenig die Zähne zusammenbeißen und abwarten.
    Ich freue mich für Milena, obwohl ich nicht unbedingt gleicher Meinung bin. Und ich freue mich für mich selber. Milena wird gehen, ohne Heulen und Zähneknirschen. Ich fühle mich befreit und glücklich. Jetzt erst wird mir bewusst, wie sehr sie mich mit ihrem wechselhaften Verhalten belastete. Milena spürt die in mir aufkeimende Freude, bezieht sie jedoch auf ihre Karriere. »Du freust dich ja richtig! Das ist schön, du bist einfach ein guter Kerl! Ich hatte gehofft, dass du meine Entscheidung verstehst. Und sei unbesorgt, es wird alles gut, wir finden eine Nachfolgerin für mich, und ich arbeite sie auch noch richtig gut ein, bevor ich dich verlasse.«
    Sie umarmt mich fest und tröstet mich, ihre Hand klopft auf meinen Rücken. Mein Gefühl der Befreiung steigert sich mit jeder Berührung ihrer Hand.
    In einigen Metern Entfernung steht eine kleine, gutaussehende Frau, die schüchtern wartet. Ich weiß sofort, wer das ist, sie scheint ebenso zu wissen, wer wir sind. Ich lasse Milena los, drehe sie in Richtung der wartenden Frau und sage: »Ich glaube, wir haben Besuch bekommen.«
    Milena freut sich überschwänglich über die Ankunft der gutaussehenden Bewerberin, die mich nun schon in sehr verschiedenen Lebenssituationen kennengelernt hat, bevor ich je ein Wort mit ihr wechseln konnte.
    »Geht es denn wieder?«, fragt Milena mich leise. Dann stellt sie uns vor. Die gutaussehende Bewerberin ist nicht mehr ganz jung, dünn und drahtig, ihr Gesicht ist markant und hübsch, eine natürliche, anziehende Ausstrahlung umgibt sie, ein wenig schüchtern und nervös wirkt sie.
    »Androniki ist aber ein

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