Fuer immer 2 - die Liebe
könntest, wo man sie hingebracht hat. Jede weitere Info ist natürlich auch hilfreich.« Er sieht mich fragend an. »Fühlst du dich stark genug dafür? Ich meine, letztes Mal war es echt krass …«
»Mach dir keine Sorgen«, erwidere ich selbstsicherer, als ich mich fühle. Die ganze Zeit sehe ich Rayne allein an irgendeinem dunklen Ort vor mir. Bestimmt fürchtet sie sich zu Tode. Die Angst schnürt mir fast die Kehle zu, doch ich reiße mich zusammen und blende sie aus. Ich muss ruhig bleiben, sonst wird es mir nicht gelingen, eine Verbindung zu dem Mann herzustellen.
»Was ist denn eigentlich genau passiert?«
»Wir waren mit Peter und Rayne auf dem Weg ins Kino und sind die Haight Street Richtung Red Vic runtergelaufen. Plötzlich sprangen vier Typen aus einem Geländewagen, packten Rayne und zerrten sie hinein.« Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Es ging so verdammt schnell, dass wir kaum eine Chance hatten, zu reagieren. Ich konnte mir den da gerade noch greifen, als er zurück ins Auto wollte. Die anderen sind ohne ihn davongefahren.«
»Wie habt ihr es geschafft, kein Aufsehen zu erregen?« Auch wenn es abends in Haight manchmal wild zugeht, würde eine solche Szene bestimmt nicht unbemerkt bleiben.
»Giselle beherrscht eine Reihe von Verteidigungstechniken, sie konnte ihn relativ schnell und unauffällig kampfunfähig machen und ihn zu unserem Wagen schleppen, und dann haben wir ihn hierhergebracht. Übrigens ist er kein Akhet.«
Ich schaue kurz hinüber zu dem Mann und sehe, dass er unser Gespräch mit den Augen verfolgt. »Was hast du Peter gesagt?«
»So wenig wie möglich. Eigentlich weiß er nur, dass es irgendwas mit Raynes Krankheit zu tun hat. Er ist total neben der Spur.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Ich gehe ein paar Schritte auf den Mann zu. Seine Augen weiten sich, doch sein Körper bleibt reglos. »Wie lange hält diese Nervenblockade an?«
»Normalerweise ein paar Stunden, aber man kann es nicht so genau abschätzen, darum haben wir ihn vorsichtshalber zusätzlich gefesselt.«
Nervös streiche ich mit den Händen über den feinen Stoff meines Kleides. Mir bricht jetzt schon der Schweiß aus und ich habe ein flaues Gefühl im Magen. Ich schaue hinüber zur Tür. »Sollten wir nicht vielleicht auf Janine warten?« Wenn sie dabei wäre, würde ich mich sicherer fühlen.
»Das dauert zu lange«, meldet sich Christophe zu Wort und blickt kurz von seinem Handy auf, in das er gerade etwas eintippt.
Griffon sieht mich an und der Ausdruck in seinen Augen wird ein wenig sanfter. »Du schaffst das. Es ist ja nicht das erste Mal. Konzentrier dich einfach und denk an das, was Janine dir beigebracht hat.«
Ich nicke und hole tief Luft. Zumindest muss ich diesmal nicht vorsichtig sein, es ist egal, ob der Kerl merkt, dass ich ihn scanne.
Ich gehe noch einen Schritt näher und er zuckt kaum merklich zusammen. Auf seiner Stirn stehen dicke Schweißperlen und sein Atem ist schnell und flach. Ich frage mich, was wohl in ihm vorgeht, ob er sich fürchtet. Kein hilfreicher Gedanke. Schließlich geht es hier nicht um ihn und Mitgefühl würde nur meine Wahrnehmung beeinträchtigen. Ich lege meine Hände ganz leicht auf seine Schultern und atme tief ein, fokussiere mich ganz auf ihn, blende Griffon und Christophe, den Raum hier und auch das restliche Haus aus und konzentriere mich nur auf die Stellen, an denen meine Hände ihn berühren, auf die Energie, die zwischen uns beiden fließt.
Griffon hat recht, er ist kein Akhet und er versteht nicht, dass ich Signale von ihm empfangen kann. Zumindest noch nicht. Was ich fühle, ist eher Frustration als Angst. Er weiß, dass er es vermasselt hat und dass seine Auftraggeber ihn töten werden, wenn sie ihn in die Finger kriegen. Ich atme ruhig weiter und versuche, noch eine Stufe tiefer zu gehen, konzentriere mich wieder auf den Punkt, an dem unsere Körper sich berühren, und stelle mir vor, dass sich dort ein Kanal auftut, in dem unsere Energien sich begegnen.
Sekunden später sehe ich Szenen der Entführung vor mir und zucke zusammen, als ich den stechenden Schmerz spüre, als jemand ihn von hinten packt und zu Boden wirft. Er möchte laut aufschreien, aber er kann nicht. Sein Gehirn ist hellwach, doch sein Körper versagt ihm den Dienst.
Plötzlich taucht Christophes Gesicht wenige Zentimeter vor dem des Mannes auf. Ich höre, wie er ihn anschnauzt, doch ich bin so in Trance, dass ich zwar den harten Tonfall wahrnehme, aber nicht
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