Für immer - Blue
Andererseits wollte er Lucy verständlich machen‚ dass sie nicht allein war. Das war das Mindeste‚ was er für einen Freund tun konnte.
„Meine Mutter hat Arthur McCoy geheiratet‚ weil er ein ehrlicher und anständiger Mann gewesen ist. Er war nicht unbedingt ein freundlicher Mann‚ aber sie hat in der kurzen Zeit‚ die sie hatte‚ ihr Bestes getan. Sie wusste‚ dass sie Krebs hatte – sie war sich bewusst‚ dass sie sterben würde. Meinetwegen hat sie Arthur geheiratet. Damit ich nach ihrem Tod nicht allein und von aller Welt verlassen dastand.“
Still hörte Lucy ihm zu.
Blue atmete tief ein und fuhr fort: „Sie hat davon geträumt‚ dass es jemanden in Hatboro Creek gab‚ der sich um mich kümmern würde. Jemand‚ der mich lieben und für mich sorgen würde. Sie wollte sichergehen‚ dass ich hier aufwuchs‚ in dieser Kleinstadt‚ in einem schönen Zuhause. Und sie hat mir das Versprechen abgenommen‚ bis zum Schulabschluss hier zu bleiben.“
Sie hatten den ganzen Weg über den Hinterhof zum Garten zurückgelegt und den Pfad durch den Wald zum Feld dahinter hinter sich gelassen‚ wo es einen kleinen Teich gab. Der Mond warf ein reizvolles Licht auf die spiegelglatte Wasseroberfläche. Es war schön‚ aber Lucy konnte den Blick nicht von Blues Gesicht wenden‚ als er weitersprach.
„Ich hatte es versprochen‚ darum bin ich hier geblieben.“ Seine Stimme klang noch leiser. „Sogar als sich herausgestellt hat‚ dass ihr Traum nicht Wirklichkeit wurde – und Arthur McCoy nicht mehr für mich übrig hatte als ein Bett zum Schlafen und etwas zu essen.“
Lucy betrachtete ihn im Mondschein. Er war ein Mann‚ dem es nicht leicht fiel‚ etwas von sich preiszugeben. Und es fiel ihm besonders schwer‚ über dieses Thema zu sprechen. Als sie ihm in die Augen sah‚ bekam sie eine Ahnung von dem kleinen Jungen‚ der er gewesen war‚ verloren und allein. Für seine Grundbedürfnisse war gesorgt worden‚ doch er hatte so viel mehr gebraucht. Das galt auch heute noch.
In diesem Moment wusste Lucy‚ dass sie Blue McCoy ohne jeden Zweifel und rückhaltlos liebte. Vergangene Nacht und noch am Morgen war es ihr so kompliziert erschienen. In Wahrheit war es das gar nicht. Es war so einfach‚ wie es nur ging.
Sie verspürte einen Stich im Herzen und überlegte‚ ob jemals irgendjemand‚ irgendwer Blue gesagt hatte‚ dass er oder sie ihn liebte. Ihr war klar: Wenn sie die Worte aussprach‚ würde Blue sich von ihr entfernen. Er wollte keine Liebe mehr‚ die er als Bürde empfand‚ als eine unglückliche Verstrickung des Schicksals‚ als eine schwere Last‚ die man tragen musste. Und Lucy wusste: Selbst‚ wenn er seine Meinung ändern würde‚ wäre sie nicht diejenige‚ von der er geliebt werden wollte. Er wollte eine perfekte und feminine Frau. Jemanden‚ der besonders war und süß … wie Jenny Lee.
Und er war weder allein noch ungeliebt. Nicht‚ solange Lucys Herz schlug.
„Ich habe mich immer gefühlt‚ als würde etwas mit mir nicht stimmen“‚ sagte er. „Weil ich hier war‚ den Traum meiner Mutter gelebt habe und es jeden verdammten Moment lang gehasst habe. Erst als ich älter wurde‚ habe ich verstanden‚ dass es eben ihr Traum gewesen ist‚ Yankee‚ nicht meiner. Natürlich wäre es schön gewesen‚ wenn es funktioniert hätte. Hat es aber nicht. Und ich war daran nicht schuld.“
Vielleicht dauerte es nur viel länger‚ bis sich der Traum von Blues Mutter erfüllte. Denn in diesem Moment gab es jemanden in Hatboro Creek – jemanden‚ der alles tun würde‚ um für Blue zu sorgen und ihn zu beschützen. Jemanden‚ der ihn liebte. Jemanden‚ der Lucy Tait hieß.
Doch das gehörte auch zu den Dingen‚ die Lucy ihm nicht sagen konnte. Ihre Worte hätten ihn erschreckt. Statt ihm in Worten zu sagen‚ dass sie ihn liebte‚ würde sie ihm ihre Gefühle zeigen.
Behutsam hob sie den Arm‚ umfasste Blues Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.
Er sah sie jedoch bedauernd an. „Lucy‚ ich glaube nicht…“
„Schhh“‚ erwiderte sie‚ stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Sein Mund fühlte sich warm und weich an und schmeckte wie süßer Kaffee. Lustvoll stöhnte er auf‚ als sie mit der Zunge sanft über seine Lippen strich. Er zog Lucy in seine Arme‚ während er den Kuss vertiefte.
In Blue drehte sich alles. Ein Kuss‚ und er konnte nicht aufhören. Ein Kuss‚ und er erkannte endlich die Bedeutung des Wortes
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