Für immer Dein
diesem, so gar nicht passenden Begriff, fiel ihr noch die Rede ihrer Mutter ein, die immer sagte, dass die Augen die Seele des Menschen widerspiegelten. Und je reiner das Leuchten der Augen, desto reiner die Seele. Na ja, ihre Mutter konnte sich täuschen. Denn von einer reinen Seele konnte in diesem Fall mit Sicherheit nicht gesprochen werden.
Dem festen Blick, folgte der Griff in seine Tasche, aus der er ein Schreiben zog, dass er geübt ausrollte. „Lord Dampter, ich bin hier im Auftrag des Königs von England. Habt Ihr irgendeine Ahnung weshalb?“
Thomas raffte die Schultern, die ihm Vergleich zu denen, die sein Gegenüber trug, lächerlich schmal wirkten. „Ihr werdet es mir sicher gleich verraten, meine ich einmal. Immerhin seid Ihr den weiten Weg, vom Schoß Eures Königs nicht hergeritten, um mit mir ein Ratespiel zu führen, nicht wahr.“
Joselyne fühlte sich, als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren und immer weiter fallen und fallen.
Die grauen Augen vor ihnen glühten nun wie Holz, das gleich zu Asche zerfallen würde, während de Vere ihm das Schreiben vor die Füße warf.
„Ihr schuldet dem König ein volles Jahr Steuern. Ihr könnt Euch sicher selbst zusammenreimen, dass ich nicht nur aus reinem Vergnügen gekommen bin.“
Keine Steuern? Sie wusste zwar dass das Geld knapp war, doch hatte sie gehofft Thomas würde diese eine Aufgabe erledigen, da jedem in England klar war, zumindest jenen, die an ihrem Leben hingen, wie erpicht der König auf seine Steuern war.
„Das vergangene Jahr verlief nicht sonderlich gut. Wir konnten kaum Ernte davonbringen und mussten die gesamte Dienerschaft entlassen. Wie sollte ich da Geld für Steuern auftreiben?“ Zu Joselynes Erstaunen, wirkte Thomas ziemlich kleinlaut.
„Welch rührende Geschichte“; meinte de Vere und griff sich mit gespieltem Mitleid an die Brust. „Mich interessiert das jedoch nicht einmal im Geringsten. Gebt mir das ausstehende Geld, oder verlasst die Burg unverzüglich.“
„Die Burg verlassen?“ fragte Thomas wie ein trotziges Kind. „Wer wäre berichtigt mir mein Eigentum wegzunehmen?“
De Vere schnaubte. „Der König. Immerhin hat Eure Familie die Burg von ihm erhalten. Somit kann er sie als Wertanlage wieder zurückfordern. Natürlich nur, falls Ihr die Summe nicht auftreiben könnt.“
Thomas fing an, seine Finger zu kneten, vermutlich um Zeit zu schinden. Dann hob er aber wieder den Kopf und sah dem, überraschend geduldigen de Vere in die Augen. „Ich habe kein Geld mehr. Kein bisschen. Wir mussten den Schmuck meiner Frau bereits verkaufen, um uns Lebensmittel leisten zu können.“
De Vere nickte nur stumm und es schien ihn völlig kalt zu lassen was hier geschah. Ganz anders jedoch bei Joselyne. Sie stand völlig neben sich, während sich Tränen der Verzweiflung anfingen, den Weg an die Oberfläche zu erkämpfen. Doch sie würde nicht weinen. Nicht vor den ganzen Leuten und schon gar nicht vor Thomas. In ihren ganzen sieben Ehejahren hatte sie nur ein einziges Mal vor ihm geweint. Danach hatte Thomas sie als verweichlicht und kindisch bezeichnet und eine ganze Woche kein Wort mit ihr gesprochen.
Durch den Schleier aus Tränen, konnte sie erkennen, wie de Vere einen seiner Männer herbeiwinkte. Joselyne warf einen prüfenden Blick auf den kleinen rundlichen Mann, dessen blonder Schopf einen halben Kopf unter de Vere war. Ein wissendes Lächeln wurde zu ihr geschickt und sie wusste sofort zu welcher Gattung dieser Mann gehörte. Er war einer von der Sorte Mann, die in Gegenwart ihres Vorgesetzten treu ergeben waren, doch kaum saß er in einer Schenke und hatte ein paar Humpen Bier intus, ging es mit ihm durch.
„Erkundet die Burg und nehmt alle Wertgegenstände mit. Wenn Ihr noch welche finden könnt. Danach reiten wir los!“
Eine innere Stimme fing laut zu schreien an, doch Joselyne konnte nichts unternehmen. „Thomas, tu bitte etwas“, flehte sie ihren Ehemann geradezu an.
Die beiden Männer begannen gerade ihren Rundgang und Joselyne sah ihre Chance immer weiter schrumpfen.
Worauf wartete er denn noch!?
Thomas schien wie angewurzelt zu sein. Er würde doch nicht einfach nur dastehen und zusehen, wie andere ihr Leben zerrissen.
„Was passiert nun mit uns?“, fragte sie de Vere, in einer völlig fremd wirkenden Stimme.
Sie hatte einfach fragen müssen, da Thomas, trotz der drängenden Blicke, die sie ihm zugeworfen hatte, wie in Trance dagestanden hatte und wieder auf seine Hände starrte. Doch schon
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