Für immer Dein
bepflasterten Boden ab. Rundherum standen Soldaten des Königs, mit ihren langen Dolchen und den Uniformen.
Den Kopf hatten sie zu Boden gerichtet und keiner von ihnen bewegte sich nur einen Zoll. Als Kind hatte sie sich immer vorgestellt, vor ihnen zu tanzen und Grimassen zu schneiden, um sie irgendwie zum Lachen zu bringen. Doch gerade ihr würde das Lachen noch vergehen, rief sie sich schnell ins Gedächtnis und glaubte fast Thomas´ Stimme wahrgenommen zu haben.
Gerade betraten sie die große Eingangshalle der königlichen Residenz und Joselyne musste hörbar schlucken. Und obwohl sie noch nie hier gewesen war, drifteten ihre Vorstellung und die Tatsache, wie es wirklich aussah, weit auseinander. Schon der erste Raum, der Eingangsbereich, war völlig leer, außer ein paar Kandelabern und einsame Stühle, die vor sich hinvegetierten. Doch ansonsten war man darin völlig verloren. Vielleicht lag es aber auch nur an der Größe, die es schier unmöglich machte, Wärme und Wohlgefühl hereinzuzaubern.
Raum für Raum wurden sie weiter ins Innere des herrschaftlichen Gebäudes geführt, doch der Stil schien sich nicht wirklich zu ändern.
Es war zwar ein warmer Tag, doch fröstelte es Joselyne in diesem Gebäude. Hier wollte sie auf keinen Fall bleiben müssen. Um sich von de Vere, der vor ihnen ging und den bösen Blicken der Soldaten abzulenken, versuchte sie sich die Privatgemächer des Königs vorzustellen und hoffte zugleich, dass diese wohliger eingerichtet waren.
Etliche Türen später, betraten sie einen Raum, der bereits sehr viel freundlicher und weniger angsteinflößender aussah, wie der schwere Eingangsbereich zuvor. Und dort am Ende, umringt von zig Beratern, Soldaten und Hofgästen, saß der König von England. Dem sie nun vorgeführt werden würde. Der Mann, dem dieser kalte Eingangsbereich gehörte und dessen Seele ebenso kalt war, so hatte sie es jedenfalls gehört, sollte nun über ihr Schicksal entscheiden. Gut Glück, wünschte sie sich selbst.
Je näher sie kamen, desto klarer wurde die Person inmitten der Menschentraube. Sie hatte schon immer ein Bild von ihm im Kopf gehabt, doch dies passte keinesfalls mit dem Mann zusammen, der dort in seinem Stuhl hing.
Sie hatte sich den König immer hübsch, charismatisch und attraktiv vorgestellt, doch dieser Mann dort war dick, aufgeblasen und sah mehr als ungesund aus. Natürlich war er nicht mehr der Jüngste, doch bezweifelte sie, dass er, ob seiner Schwerfälligkeit, alleine in den Stuhl gekommen war.
Eilig schickte sie Stoßgebete gen Himmel und hoffte dass er, trotz Thomas´ Tat, Milde walten lassen würde.
Vor ihr ging de Vere in einem Höllenthempo durch den Saal, sodass Joselyne, aber auch Thomas und Paul, Mühe hatten ihm zu folgen. Da er in den vergangenen zwei Tagen seine Männer damit beauftragt hatte, sie zu versorgen und es ihnen außerdem nicht gestattet war, die Kutsche länger zu verlassen, hatte sie ihn kaum zu Gesicht bekommen. Umso imposanter wirkte er nun auf sie.
Wie an einer unsichtbaren Markierung, blieb de Vere stehen und verbeugte sich tief vor dem gelangweilt wirkenden Monarchen.
„Eure Majestät. Lord Dampter, seine Gemahlin und sein Bruder“, sagte de Vere und deutete durch die Runde.
Hochachtungsvoll verbeugte sich nun auch Joselyne vor dem König, der sie immer noch misstrauisch musterte. Sie wusste dass es nicht erlaubt war, den König anzustarren, doch kostete es Joselyne viel Kraft, ihrem Drang nicht nachzukommen.
Doch selbst als sich Joselyne wieder aufgerichtet hatte, hing sein Blick noch immer auf ihr. Sie war weder gut gekleidet, noch verhielt sie sich wie eine Lady, doch sah er sie nicht verächtlich, sondern beinahe gierig und hungrig an.
Jedoch ganz geübter Monarch, ließ er sich nicht weiter ablenken und ging zum Tagesprogramm über. Mit einem müden Lächeln, sah er zu de Vere. „Danke Lord Maine, Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet. Lord Dampter, Ihr wart mir schon die längste Zeit ein Dorn im Auge.“
Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin, obwohl doch nicht sie den König beleidigt hatte und ihm Geld schuldete, sondern alleine ihr Mann dafür verantwortlich war. Doch die Ehe kannte keine Gnade. Deine Schuld ist auch meine Schuld. So etwas hatten sie sich zwar nicht geschworen, doch dies gehörte dann wohl zu den schlechten Zeiten, in denen sie sich gegenseitig beistehen würden. Auch wenn sie bezweifelte, dass es je wieder gute Zeiten geben würde.
„Habt Ihr etwas zu Eurer Verteidigung zu sagen?“
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