Für immer Dein
fragte Heinrich nachdem ihm ein glattgebügelter Diener ein Schreiben reichte.
„Ich stehe vollends zu meiner Tat und werde die Verantwortung gerne dafür tragen“, antwortete Thomas sachlich.
Heinrich hob beide Augenbrauen und sah prüfend zu Paul und ihr. „Ihr wisst schon Lord Dampter, dass auch Eure Frau und Euer Bruder dafür bestraft werden.“
Ja genau, wusste er das nicht?! Doch statt wenigstens für sie zu kämpfen, wie es ein echter Mann getan hätte, zog Thomas nur die Schultern hoch und versteckte sich wie eine Schildkröte. Sie bezweifelte, dass ein Mann wie John de Vere seine Frau einfach so hätte verrecken lassen. Sie empfand für ihn zwar nicht weniger und nicht mehr als Hass, doch war er ein Mann, während Thomas vor Kindlichkeit troff.
„Warum habt Ihr mir keine Steuern bezahlt?“ fragte Heinrich nun, da mehrere Augenblicke keine Antwort von Thomas zu hören war.
„Eure Majestät, unsere Felder liegen brach und ich musste die gesamte Dienerschaft entlassen, da ich es mir nicht mehr leisten konnte. Meine Familie und ich lebten von nichts mehr, außer dem, was wir noch vorrätig hatten. Wie sollte ich da eine solche Menge Geld aufbringen. Dies sagte ich auch schon Lord Maine.“
Hoffnung keimte in Joselyne auf.
Vielleicht war Heinrich, nachdem Thomas ihm ihre Lage geschildert hatte, doch gnädig mit ihnen.
„Mmh, was, werter Lord Dampter, ist dann mit dem Geld, welches Ihr regelmäßig nach Frankreich schickt?“
Der ganze Saal, inklusive Joselyne, schien den Atem anzuhalten und wie gebannt zu Thomas zu blicken, dem soeben die letzte Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
Thomas entschied sich nun, den Augen des Königs auszuweichen, da er wie hypnotisiert zu Boden blickte. Die Stimmung lud sich noch mehr auf, da jeder, außer Thomas zu wissen schien, wie unhöflich es war, dem König eine Antwort zu verweigern.
Immer mehr wurden sie in den Sumpf aus Lügen und Intrigen gezogen, die letztendlich zu ihrem Enden führen würden.
Heinrich hämmerte mit der geballten Faust auf die Lehne seines Stuhles und vereinzelt zuckten Leiber zusammen, während andere leise aufstöhnten.
„Sagt schon, oder denkt Ihr, ich werde ewig warten.“
„Ich schickte es einer Frau“, flüsterte Thomas zu dem weiß-rot gefliesten Boden.
Da es Heinrich anscheinend nicht verstanden hatte, führte er seine Hand zu seinem Ohr. „Was sagtet Ihr? Ich gebe Euch noch eine letzte Möglichkeit Euch zu äußern, oder ich werfe Euch ohne Aussage in den Kerker. Also, sprecht laut und deutlich!“
„Ich schickte das Geld einer Frau, Eure Majestät“, sagte Thomas nun etwas lauter, dennoch war er kaum wiederzuerkennen. Er war zerknirscht und ihm schien erst jetzt, viel zu spät, alles klar zu werden.
Auch Joselyne wurde soeben einiges klar. Nämlich, dass ihr Mann eine weitere Affäre gehabt hatte. Noch eine. Wie sollte, oder konnte sie noch eine Frau ertragen, mit der Thomas sie betrogen hatte? Sie wusste schon von mehr als fünf Frauen mit denen er es getrieben hatte, seitdem sie verheiratet waren. Doch alle waren aus der näheren Umgebung gewesen - nicht aus Frankreich.
Erst vor zwei Jahren hatte Joselyne erfahren, dass aus einem Verhältnis mit einer von ihnen eine Tochter hervorgegangen war. Ihr Name war Fiona und sie war sechs Jahre alt. Das hieß im Klartext - Thomas hatte sie schon im ersten Ehejahr betrogen. Noch immer konnte sie sich kaum vorstellen, wie er dazu fähig war. Sie wusste zwar, dass es Gang und Gebe war, dass Männer ihre Ehefrauen betrogen, doch irgendwie hatte sie sich doch immer an eine heile Welt geklammert, aus der sie dann mit voller Wucht herausgerissen worden war.
Thomas hatte nicht wirklich Interesse an der kleinen Fiona gezeigt. Er schickte zwar Geld und versorgte sie mit dem Nötigsten, doch hatte er sie nur ein einziges Mal gesehen.
Vor einem Jahr dann war etwas Schreckliches geschehen. Fionas Mutter war eines Nachmittags im Wald und suchte nach Pilzen, als sie über eine steile Felswand in den sicheren Tod flog. Von anderen Dorfbewohnern hatten sie davon erfahren. Als Joselyne Thomas davon berichtete, meinte der nur, eine der Familien aus der umliegenden Gegend sollte die Kleine aufnehmen. Joselyne war fassungslos gewesen. Sie verstand bis heute nicht wie ein Vater so wenig für sein eigen Fleisch und Blut übrig haben konnte.
Joselyne hatte damals dann die Initiative ergriffen und ihren Bruder Robert, der in der Nähe wohnt, gebeten die kleine Fiona bei sich aufzunehmen. Sofort hatten er und
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