Für immer Dein
versuchte Mister Flint sie zu trösten. „Über Euch und Eure Geschichte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen er liebt Euch.“
Die erste Träne kullerte ihr über die Wange und prasselte auf ihr Kleid herunter. Mister Flint reichte ihr eiligst ein Taschentuch und griff ihr mitfühlend, doch gegen jede Regel, an die Schulter. Seine Berührung tat gut. Gab ihr neue Kraft.
„Meine Briefe“, meinte sie dann mit gebrochener Stimme. „Nie habe ich eine Antwort von ihm erhalten.“
„Heinrich hat uns verboten mit unseren Familien zu korrespondieren. Er meinte, die Franzosen könnten uns so beschatten.“ In seine Stimme schwang so etwas wie Verständnislosigkeit mit, was jedoch durch seine Haltung getrübt wurde. „Es wird alles gut“, flüsterte er nun und traf sie mitten ins Herz.
Er war gerade alles, was sie mit John verband. Er hatte ihn gesehen. Verstand ihn wie vermutlich kein anderer es tat. In ihr wuchs das Verlangen, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. In der Hoffnung,.. In welcher Hoffnung. Dass er auf einem weißen Pferd nach Frankreich ritt und es John erzählte. Dass er ihr DIE Lösung dieses Problems auftischte. Sie kannte ihn kaum. Wusste ihn nicht einzuschätzen, doch spürte sie diese Verbindung zu John und somit unweigerlich auch zu ihr und dem Baby. Als er dann ihre Hand in die seine nahm und sie müde anlächelte, sah sie ihre Chance es ihm zu sagen.
„Er wird doch wiederkommen“, begann sie. Mister Flint nickte sicher. „Es gibt da nämlich etwas, was er unbedingt wissen sollte.“ Sie schluckte schwer und versuchte den Klos im Hals loszuwerden. „Ich erwarte sein..“
„Flint, altes Haus. Hier bist“, unterbrach sie Edward der auf sie zukam. Die Augen gezeichnet mit Ringen darunter, die ihn zweifelsohne des Trinkens bezichtigten. „Es fiel mir schwer dich zu finden, doch wie ich sehe bist du in guter Gesellschaft.“
Joselyne und Mister Flint waren zugleich aufgesprungen und während er noch immer ihre Hand hielt, sah er sie nickend an. Joselyne meinte somit zu wissen, dass er sie genau verstand, auch wenn sie unterbrochen worden war.
„Ja, während du dir deinen Rausch ausgeschlafen hast, habe ich mich mit Joselyne unterhalten. Eine sehr erfrischende junge Frau, auf die sich John aufpassen sollte.“ Nun ließ er ihre Hand los und hielt sie seinem Freund entgegen. „Ich hoffe nur, dass du mir in deinem Zustand fünf Minuten deine volle Aufmerksamkeit schenken kannst, ohne dich übergeben zu müssen.“
Nachdem Mister Flint, der ihr zum Abschied einen Kuss auf die Hand, gefolgt von einem abermaligen wissendem Nicken, gegeben hatte und sich danach Edward angeschlossen hatte, saß Joselyne noch einige Minuten auf der Bank und blickte zu den trostlosen Bäumen hinauf deren Blätterpracht verschwunden war. Sie musste vermutlich ebenso dreinsehen, immerhin hatte auch sie ihre ganze Pracht diesen einen Mann mitgegeben.
Sie konnte nur hoffen, dass es ihm gut ging und er bald wieder zurück sein wird.
21
Mittlerweile war es Anfand Dezember geworden und nicht nur das ihr die Einsamkeit, die ihr in dieser schrecklichen Kälte noch schlimmer vorkam, wehtat, auch zwickte und stach es sie an allen Enden. Die Kleider, die ihr Winfridia für den Winter gegeben hatte, waren nun mehr als dürftig. In Gegenwart anderer behauptete sie immer die Schneiderin hätte ein falsches Maß genommen. Doch mittlerweile wurde nicht mehr nur getuschelt, sondern es wurden mehr als eindeutige Blicke in ihre Richtung geworfen. Blicke, die sie verzweifelt an ihre Lage erinnerte.
Selbst ihre Vertrauten, in deren Reihen nun auch Mister Flint gekommen war, der als einziger sachlich blieb und sie immer wieder auf den Boden zurückholte wenn sie durchzudrehen schien, konnten sie nun nicht mehr beruhigen.
Peter, wie sie Mister Flint nun nannte, hatte etwas an sich, dass sie jedes Mal staunen ließ. Es war nicht nur seine starke Loyalität ihr und auch John gegenüber, es war mehr wie er mit ihr umging. Er verurteilte sie in keinster Weise. Nie hatte er ein schlechtes Wort über ihre Position ausgelassen. Nie hatte er sich schlecht über ihren verstorbenen Mann geäußert. Er war einfach da und überschüttete sie mit Beistand und Zuspruch.
Etwas, dass sie heute Abend gut gebrauchen konnte. Denn unweigerlich, als Winfridia sie nach eiligen Klopfen ansprach, begannen ihre Beine zu zittern. Fast schon wären sie durchgeknickt. Wäre es möglich gewesen, da
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