Für immer Dein
Gespräch schon längst nicht mehr mit ihr geführt wurde. Dann ging es also bereits jetzt schon los.
Joselyne, einen Schritt zurücktretend um den Fängen der heißblütigen Tante in spe zu entkommen, versuchte sich so streng wie möglich anzuhören. „Wenn wir jedoch unser Geheimnis noch für uns behalten wollen, solltest du Sache wie eben gerade, lassen.“
„Ich werde mich beherrschen, aber wenn das Baby erst da ist, wirst du mich nicht mehr los!“ versicherte ihr Alexia und ihre Augen waren von einem erneuten Glanz durchzogen.
Doch warum bei Joselyne diese Freude noch nicht dermaßen zu fühlen war lag vermutlich nur daran, dass sie sich zu sehr mit der Realität abgab. Wo ihre geringste Sorge darin lag, dass sie auf ihre Gesundheit achtete. Vielmehr drohte sie in ein erneutes tiefes Loch zu fallen, dessen Rettungsseil erst noch erfunden werden musste.
„Wie dem auch sei“, fügte sie achselzuckend hinzu. „Mein Bleiberecht hängt nun nicht mehr alleine von John ab, also zügle deine Mutterinstinkte etwas.“
Alexia, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, nach ihrer Hand greifen, zog sie in die Arme. „Komm her, gehen wir an die frische Luft. Dies tut dem Baby gut. Ebenso wie Rindersuppe und Rübensaft. Meine Mutter meine immer, wenn man Rübensaft trinkt, braucht meine keine Angst davor zu haben, im Kinderbett zu verbluten. Oh nein, du brauchst natürlich keine Angst haben, alles wird gut.“
Mit der bösen Vermutung nun eine Aufpasserin allererster Güte am Hals zu haben, ließ sich Joselyne nach draußen ziehen, wo Alexia jeden Schritt von ihr überwachte und ihr hunderte Hausmittelchen an den Kopf warf.
Gott steh mit bei, dachte Joselyne bei sich.
20
Der Herbst fegte bereits über die Wiesen und Mauern von Dover Castle. Ein Monat war bereits wieder vergangen. Ein Monat, in dem Joselyne verzweifelt auf eine Nachricht von John gewartet hatte, welche jedoch nicht eingetroffen war.
Hochmut kommt vor dem Fall, heißt ein bekanntes Sprichwort, welches ihr in den letzten Wochen immer wieder im Kopf herumspukte. Ihr Hochmut war das Baby. Jede Veränderung, sei es körperlich oder auch mental, wurde von ihr, so wie auch von Alexia, interessiert verfolgt. Der Fall, der konnte jeden Augenblick eintreten. Dieser Fall, vor dem ihr so sehr graute, war eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und alles wäre aufgeflogen. Und obwohl ihr Alexia tatkräftig zur Seite stand, spürte sie, dass etwas brodelte. Als würden die schweren Mauern die Dover stützen, über sie spotten und sie als schuldig bezeichnen. Der reinste Hehl, wenn man ihre derzeitige Lage betrachtete.
Die Zeiten ändern sich eben, hatte ihr auch ihre Mutter stets gesagt. Und etwas, das sich gewaltig geändert hatte, war Roberts Beziehung zu Alexia. Völlig unbeeindruckt von Anne oder Edward, hatten sie ihre Liebe offen gestanden.
Was Joselyne dazu veranlasst hatte, Alexia nun offiziell als ihre neue Schwägerin zu begrüßen.
Eine Schwägerin, die sie kaum noch alleine zu Gesicht bekam. Geschweige denn, noch am selben Tisch antraf.
So wie auch diesen Morgen. Joselyne, ihres Zeichen wieder die vereinsamte Teilzeitwitwe, stocherte in ihrem pochierten Eiern umher, bis sie entschied der bleiernen Müdigkeit zu Folgen und sich auf ihr Zimmer zu begeben. Das Bild vor Augen, in dem sie die Füße auf dem Schemel hatte und dösend vor dem Feuer saß, schien ihr im Vergleich zu dem zugigen Speisezimmer aufregender und vor allem gemütlicher zu sein. Sie stand auf, schob den Stuhl zur Seite und ging auf den noch kälteren Gang hinaus.
Auf der Suche nach Alexia, die sie vorhin noch draußen gesehen hatte, ging sie zur Tür. Doch noch bevor sie danach greifen konnte, schob sich das schwere Holz ihr entgegen. Ein Mann trat ein. Sein Hut, sowie auch der Mantel waren nass. Die Handschuhe, welche noch immer auf der Türklinke lagen, waren rund um die Fingerkuppen abgeschliffen, was einen matten Braunton durchblicken ließ.
Nun, da er sie bemerkt zu haben schien, hielt er in der Bewegung inne und zog lediglich seinen nassen Hut vom Kopf. Sein Gesicht war hübsch. Die Augen blau. Die Haare eigentlich braun, doch die Sonne hatte helle Strähnen gezeichnet.
„Guten Tag“, meinte sie halb aus Schock, halb aus Nervosität.
„Guten Tag“, erwiderte er und schloss die Tür, als wäre es selbstverständlich sie hier anzutreffen. „Ich wusste nicht, dass John einen so bezaubernden Gast beherbergt.“
Obwohl sie es zu verstecken versuchte,
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