Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
gehört mein Hauptaugenmerk. Aber jetzt, da beide im Internat sind, sollte es für sie nicht allzu schlimm sein, oder?«
Am darauffolgenden Tag wurde Sarah zu Margarets bevorzugter Gesellschaft. Sie wusste natürlich, weshalb. War sie nicht vor Kurzem ebenfalls verlassen worden? Daher hörte sie zu, wie Margaret fast in derselben ängstlich obsessiven Manier von Charles sprach, wie sie über Whoopee geredet hatte, und verdrängte dabei freundlicherweise, dass sie, als sie Margarets Hilfe gebraucht hätte, nur auf taube Ohren gestoßen war. Allerdings verwirrte es Sarah, dass Margaret die Sache so schwer nahm. Immerhin schien die Ehe nie glücklich gewesen zu sein. Und weshalb interessierte es ausgerechnet Margaret so brennend, wie sie Whoopee zurückgewonnen hatte?
»Also, ich habe eigentlich keine Ahnung«, sagte sie. »Aber ich war doch überrascht, dass du ihn geheiratet hast.«
»Wirklich?«
Sie saßen in einem teuren italienischen Restaurant. Im Gegensatz zu Margaret hatte Sarah einen Job, sodass sie sich nur während ihrer Mittagspause ungestört treffen konnten. Dabei lernte sie die Umgebung kennen, in der sich Margaret vorzugsweise bewegte: die Restaurants und ihre diensteifrigen Kellner, die elegant gekleideten Frauen, anscheinend erschöpft von Shoppingtouren und Galeriebesuchen, die Servierwagen voller reichhaltiger Nachspeisen, die alle gleich aussahen und ebenso schmeckten.
»Du warst immer eine Geheimniskrämerin. Soviel ich mich erinnere, hast du nie Freunde mit nach Hause gebracht, die wirklich was bedeutet haben. Und Charles war so …«
»Langweilig?«, warf Margaret ein. Sie klang dabei seltsam hoffnungsvoll. Sie hatte ihr Essen kaum angerührt, hielt sich an eine Flasche Wein.
»Ich wollte eigentlich ›ernst‹ sagen.«
»Whoopee hat immer so getan, als sei er der langweiligste Mensch auf diesem Planeten«, bemerkte Margaret leicht gereizt, so als wollte sie unbedingt etwas Negatives über Charles hören.
»Nur weil er vermutlich eifersüchtig auf ihn war«, erwiderte Sarah. In letzter Zeit sah sie Whoopee mit kritischerem Blick als früher. Die Euphorie über seine Rückkehr begann zu bröckeln. Die Feststellung, dass für ihn, der ein Leben lang gegen die Reichen gewettert hatte, Geld doch eine Rolle spielte, hatte sie schockiert. Und war es echte Liebe, wenn das Maß der Gefühle davon abhing, wer am meisten zu bieten hatte?
»Die Männer haben mir von jeher keine Ruhe gelassen«, sagte Margaret und wechselte das Thema. »Manchmal dachte ich, dass das der Grund war, weshalb sie mich ins Internat gesteckt haben.«
»Wurden wir doch alle«, erinnerte Sarah sie und nickte lächelnd einem Ober zu, der mit einer Schale Parmesan neben ihr aufgetaucht war. »Und du kennst den Grund. Es war, weil Daddy bei der Armee war.«
Margaret ging nicht darauf ein. »Einmal konnte Bet uns nach den Ferien nicht zurückfahren – weißt du noch? Ich glaube, Jack war krank oder so. Also mussten wir mit dem Zug fahren. War das erste Mal, dass ich allein gereist bin. Aber selbst in der kurzen Zeit hat es ein Mann geschafft, sich vor mir zu entblößen. Er war alt und hatte eine Melone auf. Ich war elf!«
»Du Ärmste«, sagte Sarah automatisch, auch wenn es nicht einfach gewesen war, Margarets Schwester zu sein. Und sie musste feststellen, dass Margaret sogar jetzt noch die Arroganz einer Schönheit besaß und jeden Mann, der das Restaurant betrat, mit kühlen, herausfordernden Blicken musterte. Aber möglicherweise tat Margaret das nur, um sie zu ärgern.
»Später wurde es noch schlimmer«, fuhr Margaret grimmig fort. »Wenn ich eine Straße entlanggegangen bin, tauchten überall Männer auf, die mich fotografieren wollten. Aber da wir von Euphemismus reden! Kein Wunder, dass Daddy uns aufs Land verbannt hat.«
Wie egozentrisch sie doch ist, dachte Sarah. Allerdings nie als Mutter. Es war, als hätten Theo und Evie das Beste in ihr geweckt.
»Und dann habe ich Patrick kennengelernt.« Margaret zog eine Grimasse, die besagte: Jetzt weißt du’s also.
»Patrick«, wiederholte Sarah. Es war das zweite Mal in zwei Monaten, dass eine geheimnisvolle Gestalt aus der Vergangenheit in der Familie plötzlich auftauchte, dachte sie. War Patrick ebenso geliebt worden wie Katharine?
»Er war viel älter als ich, einunddreißig oder zweiunddreißig.« Margaret hielt inne. »Ich bete zu Gott, dass meine Evie nie in die Fänge eines solchen Ungeheuers gerät.«
Sarah hatte ihre Portion Cannelloni und das
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