Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
von ihm unerkannt auf seiner Türschwelle auftauchen würde, weil sie im eleganten Kostüm und mit hochhackigen Pumps gar nicht wie die Hexe aussah, für die er sie hielt.
Sie war so selbstsicher und von einer entwaffnenden Liebenswürdigkeit gewesen, dass er sie unwillkürlich für eine Freundin von Miranda gehalten hatte. Ein Irrtum, der sich zu spät aufklärte, da Mel mit Miranda zum Arzt gefahren war. Da lag der Verdacht nahe, dass Jenny Granger gewusst haben musste, dass er allein zu Hause war, sich Sorgen um seine schwangere Tochter machte und daher ein leichtes Opfer sein würde.
»Komm zur Sache, Dad«, sagte Guy ungeduldig.
Die drei Enkel von Celia saßen nebeneinander. Miranda mit gerötetem Gesicht und Babybauch. »Ich esse für zwei«, pflegte sie zu sagen, aber ihr Heißhunger hätte auch für drei gereicht. Selbst ihre Persönlichkeit hatte sich verändert. »Mein Gehirn ist ein Sieb«, behauptete sie lachend. Nach der Geburt jedoch war Miranda gezwungen, ihren Job mit seinen intellektuellen Herausforderungen und langen Arbeitszeiten wieder auszufüllen. Wenn sie daran dachte, kamen ihr die Tränen.
Robert wurde dunkelrot. Er war nicht sicher, ob er alledem gewachsen war.
Er war als Soldat in einer Männerwelt geschult worden, drückte sich jedoch vor den Konfrontationen des Alltags, die er lieber den Frauen der Familie überließ. Damit stand er bereits auf verlorenem Posten, als Jenny Granger ihm ihre wahre Identität enthüllt hatte. Bis dahin hatte sie sich bis in sein Wohnzimmer vorgedrängt, Robert wie nebenbei in den Sessel gegenüber dem Fenster und sich selbst in den Lichtschatten manövriert. Im grellen Gegenlicht konnte er ihr Gesicht kaum erkennen, während sie jede seiner Reaktionen genau beobachtete.
Er hätte sie augenblicklich hinauswerfen müssen. Stattdessen hatte er sich willen- und schamlos von ihr manipulieren lassen.
»Sie sind das Ebenbild Ihres so legendären, gut aussehenden Vaters. Aber das hören Sie vermutlich täglich.«
Er hatte nur kurz genickt und daran gedacht, welche gemischten Gefühle diese Bemerkung stets bei ihm auslöste.
Dann war der Groschen gefallen. Die Journalistin machte sich daran, die Familie mit neuen Enthüllungen zu konfrontieren, und er ahnte ziemlich genau, was kommen würde. Wie er zum eigenen Schaden als junger Mann erfahren hatte, war sein Vater im Umgang mit Frauen äußerst galant gewesen. Jetzt, nach all den Jahren, musste Robert sich eingestehen, das trotz der engen Bindung der Eltern der attraktive, eitle Mann dabei wohl nicht immer treu geblieben war.
Und dann hatte Jenny Granger alles auf den Kopf gestellt. Nie in seinem Leben war er so entsetzt gewesen.
»Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, dass Mummy eine Affäre hatte«, teilte er der Familie mit. Sein Kinn zitterte vor Wut und Erregung. Es fühlte sich schmutzig an, das aussprechen zu müssen. Mit über sechzig Jahren, nachdem er ein Leben lang danach gestrebt hatte, sich beider Eltern würdig zu erweisen, war es bitter, feststellen zu müssen, dass diese sich ihrerseits nicht immer sehr ehrenwert verhalten hatten.
» Mummy ?«, wiederholte Sarah ungläubig.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Margaret.
Die beiden Schwestern machten entsetzte Gesichter. Sie sahen aus, als könnten sie Zuspruch gebrauchen – zum Beispiel durch Bet, die sie so liebevoll in der Kindheit versorgt hatte. Sie als engste Freundin der Mutter musste die Wahrheit kennen. Aber niemand war auf die Idee gekommen, sie ebenfalls einzuladen. Bet war außen vor geblieben. Die ganze Familie hatte seit Wochen jede Begegnung mit ihr gemieden.
»Was hat sie gesagt? Ist es passiert, als Daddy fort und Mummy mit uns allein in Parr’s zurückgeblieben war?«, erkundigte sich Sarah und zog die Augenbrauen hoch. Sie schien sich an einen freundlichen, attraktiven Nachbarn zu erinnern, dessen Name ihr entfallen war. Sie wusste nur noch, dass er einen Hund namens Bovril gehabt hatte.
»Das ist doch lächerlich!« Vielleicht erinnerte sich Margaret daran, wie sehr sie ihre Mutter mit ihrem zickigen Verhalten beansprucht hatte.
»Nein, nein!«, wehrte Robert ab. »Sie behauptet, es sei später gewesen – in den 1960ern.«
»In den Sechzigern ?« Die Schwestern wirkten irritiert. Damals war ihre Mutter nicht mehr die Jüngste gewesen. Die Sache wurde immer grotesker.
Robert vermied es, Bud anzusehen. »Jemand hielt es wohl für eine gute Idee, diese Schlange ins Haus zu lassen, damit sie nach Herzenslust
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