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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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sich unsterblich in sie verliebt. Mir gefällt der Gedanke einer Liebe, die nichts mit Aussehen, Alter oder Geschlecht zu tun hat. Die Liebe trifft dich aus heiterem Himmel, weil du die Schönheit und Reinheit der Seele eines anderen Menschen erkennst.«
    Celia war insgeheim schockiert, musste jedoch zugeben, dass Janes Definition von Liebe nicht treffender hätte sein können.
    Mary war auf eine bizarre Sehenswürdigkeit gestoßen – in der Stadt gab es ein Mausoleum, in dem der einbalsamierte Leichnam eines ehemaligen Diktators aufgebahrt lag. Nachdem sie zwei Tage lang die bekannten Sehenswürdigkeiten aufgesucht hatten, beschlossen die vier Frauen, sich auch diese anzusehen – besonders, da sie den ehemaligen Zarenpalast besuchen wollten, mittlerweile ein Museum, das sich exakt gegenüber befand.
    Um acht Uhr morgens herrschte bereits flirrende Hitze in der Stadt. Beim Frühstück – mit frischem Weißbrot, gutem Kaffee, köstlichem, in Würfel geschnittenem, salzigem Schafskäse und Tomaten – las Mary ihnen aus dem offiziellen Führer vor. Sie war entschlossen, sich den »Vater der Nation« anzusehen: In anderen Worten, erklärte sie, und warf einen Blick in ihre Notizen, den Mann, der dem einst demokratischen Land 1948 den Kommunismus sowjetischer Art aufgezwungen hatte, bevor er zehn Jahre später unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war. Sie runzelte die Stirn, und Celia ahnte, was kommen würde. Marys Romanfiguren hatten sie durch die ganze Stadt verfolgt. »Ich habe so eine Idee. Roderick und Lara könnten sich dort zum ersten Mal sehen …«
    »Weiter …«, murmelte Sandy aufmunternd.
    »Aber nicht im Sommer. Das ist zu heiß. Im Winter. Dann, wenn alles unter einer dicken Schneeschicht begraben ist. Schneegestöber, Pferdeschlitten mit Glöckchen … das ist Romantik pur. Gibt es hier so was wie einen Weihnachtsmann? Roderick besucht das Mausoleum als Tourist. Lara arbeitet dort als Fremdenführerin. Sie hat gerade erst die Schule absolviert.«
    »Tod als Metapher für unterdrückte Hoffnungen«, bemerkte Sandy plötzlich. »Keine Fremdenführerin – ich bin für ›Wärterin‹. Der Job ist eine Strafe. Ihr Vater könnte ein Dissident sein. Aber die Politik kannst du nur streifen.«
    »Genial!«
    Sie lächelten sich begeistert zu, und Sandy schlug sogar einen Titel vor »Liebe, die aus der Kälte kommt«. Celia konnte sich kaum vorstellen, wie traumhaft es wäre, diese Art von Unterstützung beim Schreiben zu haben. Umso verwunderlicher, da die Frauen eigentlich Konkurrentinnen waren.
    Die breite, monumentale Straße war mit auffällig gelbem Stein gepflastert, und das Mausoleum entpuppte sich als ein großes, zweistöckiges Gebäude mit Balkon. Mary erklärte ihnen, dass hier die großen Militärparaden stattfanden, und für einen Moment glaubten sie, den Vorbeimarsch der Musikkapellen und Soldaten in ihren Uniformen, die ausdruckslosen jungen Gesichter dem Mausoleum zugewandt, vor ihrem geistigen Auge zu sehen, wie sie von den Parteiführern von der Tribüne aus beklatscht wurden. Die ganze Stadt schien dann Parade zu stehen.
    Zwei Soldaten in langen, kakifarbenen Mänteln und, wie es aussah, von Fasanenfedern geschmückten Uniformmützen marschierten im Stechschritt am Mausoleum vorbei. Ihre Gesichter glänzten vor Schweiß. Weitere Soldaten standen wie Statuen neben dem Eingang, während Wärter in Uniform die Besucherschlangen kontrollierten. Die Mehrzahl der Besucher waren offenbar Schulklassen. Sandy war die Einzige, die keine Kinder hatte, aber das hielt sie nicht davon ab, eine lebhafte Unterhaltung anzuzetteln, während sie in der prallen Sonne warteten. Es war obszön, und darin waren sie sich einig, den Kindern einen Leichnam vorzuführen. Und das auch noch im Schulunterricht.
    Während sie von der Menge langsam vorwärtsgeschoben wurden, sehnten sie sich nach der Kühle im Inneren des Mausoleums. Mary hatte ihnen vorgelesen, dass der Innenraum gleichmäßig kühl gehalten wurde, um die Konservierung des Leichnams zu gewährleisten. Nach all den Jahren, so fuhr Mary im Plauderton fort, hatten sie die Hände des Diktators sicherlich durch Wachskopien ersetzt. Dann warf Sandy augenzwinkernd ein, dass bestimmt auch andere Körperteile durch Wachsimitate ersetzt worden seien.
    In diesem Augenblick sprach einer der Wärter sie mit schneidender Stimme an.
    »Pardon?«
    Mit einer Handbewegung bedeutete er Sandy, augenblicklich die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen.
    »Ziemlich

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