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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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frech!«, schnaubte Sandy, und klapperte weiter mit dem Münzgeld. Der Wärter trat dicht vor sie hin und starrte drohend auf sie herab.
    »Tu einfach, was er sagt, Liebling«, zischte Mary und wirkte sehr besorgt.
    Mit einem Mal war es mit ihrer Lockerheit vorbei. Sie begriffen, dass sie sich hatten täuschen lassen: Sich über die Sitten dieser fremden Welt lautstark lustig zu machen, das war gefährlich. In Wahrheit bewegten sie sich als Fremde, fern der Heimat und in einem Polizeistaat, dem sie im Ernstfall schutzlos ausgeliefert waren. Ihre Reisepässe konnten jederzeit eingezogen werden – und sie im Gefängnis enden.
    Zu ihrer großen Erleichterung war die Wut des Wärters jedoch schnell verpufft. Ihnen einen Schreck einzujagen war ihm offenbar Befriedigung genug gewesen. Er wandte seine Aufmerksamkeit einem Jungen in einer Schülergruppe zu, der seine Respektlosigkeit demonstrierte, indem er ein Bonbon lutschte.
    »Psychopath«, murmelte Sandy so leise, dass der Wärter es nicht hören konnte.
    Celia allerdings hatte panische Angst erfasst und darüber vorübergehend ihre Angst vor allem, was mit dem Tod zusammenhing, vergessen. Dann plötzlich, so als habe jemand einen schwarzen Vorhang aufgezogen, sah sie die Beerdigung ihrer Mutter und den schrecklichen Anblick ihres Sarges wieder vor sich. Sie drängten sich mittlerweile durch einen schmalen, finsteren Gang, durch den ein eisiger Luftzug wehte. Celia hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.
    »Ich halte das nicht aus«, sagte sie zu den anderen. Doch während sie zögerte, wurden sie einfach weitergeschoben. Jetzt konnte es jeden Moment zu spät sein.
    »Warte! Ich komme mit dir«, sagte Jane hastig.
    »Nein, nicht nötig. Wir treffen uns im Hotel.«
    »Bist du sicher?« Jane wirkte rührend besorgt.
    Aber Celia bahnte sich bereits mühsam den Weg durch das Gedränge der Schulkinder zurück zum Eingang. Die Wärter schienen ihre Panik zu bemerken. Vielleicht fürchteten sie, sie könne sich übergeben und den weihevollen Ort entehren, denn niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    Draußen waren dunkle Gewitterwolken am Himmel aufgezogen, und die ersten Tropfen fielen. Eine große schwarze Limousine mit verhangenen Fenstern nach der anderen glitt über den Platz. Ihr Lack glänzte erstaunlich im Vergleich zu den rostigen, alten Fahrzeugen, denen sie auf dem Weg vom Flugplatz begegnet waren. Die Stadt war Regierungssitz. So viel hatte Mary ihnen bereits erklärt. Und Celia erkannte den glänzenden roten Stern über dem Gebäude des Politbüros am anderen Ende der Straße.
    Ich muss hier weg , dachte sie, kam sich plötzlich sehr auffällig vor und erinnerte sich an das bedrohliche Verhalten des Wärters. Es begann immer stärker zu regnen, das Wasser drang bereits durch ihr hübsches Kleid und drohte, ihre teuren Sandalen und die Schultertasche aus Leder zu ruinieren. Das Hotel war ziemlich weit entfernt. Sie sah sich nach einer Unterstellmöglichkeit um, rannte blindlings in Richtung eines unübersichtlichen Gewirrs von Seitenstraßen, fühlte sich mit einem Mal unsicher und einsam wie ein verängstigtes Kind.

26
    Es sind nicht immer die Menschen,
die wir am meisten lieben,
die uns ins größte Unglück stürzen können.
    EINTRAG IN EINEM NOTIZBUCH. OHNE DATUM.
    Mit der Familie geschah Seltsames, so als habe Celias Tod allen einen Anlass gegeben, ihr Leben neu zu überdenken. Margarets Ehemann, Charles, der jahrelang so geduldig darauf gewartet hatte, dass sie ihn heiratete, hatte ihr eröffnet, dass er die Scheidung wolle. Margaret war völlig aufgelöst und begriff selbst nicht, weshalb. Immer wieder überlegte sie, wie es hatte geschehen können, grübelte darüber nach, ob sie den Klang einer Stimme oder die Bedeutung eines Blicks missinterpretiert hatte. Es kam ihr vor, als suche sie im Dunkeln nach einem verlorenen Schlüssel.
    Während ihrer Ehe hatte Charles stets bis spät in seiner Kanzlei gearbeitet, ohne dass sie sich je darüber beschwert hatte. Schließlich finanzierte er das große, vornehme Londoner Stadthaus, das Ferienhaus in der Dordogne, die erstklassige Ausbildung der Kinder und all die anderen Privilegien einer reichen Familie. An jenem entscheidenden Abend mitten in der Woche überraschte er sie mit Theaterkarten für ein Stück, für das sie Interesse bekundet hatte, und führte sie danach in ihr Lieblingsrestaurant.
    Ein Blick auf ihn im abgedunkelten Theater machte offensichtlich, dass er das Stück mehr genoss als sie.

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