Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Celia hatte Bet in all den Jahren der Betreuung des Kranken nie eine Klage gehört. Zeitweise hatte sie sich sogar gefragt, ob Celia nicht sogar dankbar für die Chance war, ihre aufopfernde Hingabe zu beweisen. Kein Wunder also, dass so viele diese Ehe als das Beispiel perfekter Liebe sahen.
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Sie bewegte sich wie ein Derwisch, wand sich um ihn,
lockte ihn nach allen Regeln der Kunst.
Sylvia spürte die mitleidigen Blicke der anderen Frauen,
empfand die Situation jedoch eher amüsant als
beunruhigend. Sie wusste, Humphrey würde das
Besondere, das sie verband, nie verraten.
Ihr Glück gründete sich auf der Gewissheit,
dass dieser faszinierende, kluge und attraktive
Mann allein sie liebte.
AUS »HER SPECIAL HERO«, ERSCHIENEN 1959.
Afrika war ein Kontinent der Extreme. Das hatte Celia nicht erwartet. Nigeria erschien ihr wie eine übertrieben schrille und selbstbewusste Frau, die sich stets in den Vordergrund spielte. Kaum war sie in Abeokuta hinter Frederick aus dem Halbdunkel der kleinen Transfermaschine gestiegen, schlug ihr flimmernde Hitze entgegen und entzündete ein Feuerwerk an Farben und Licht. Als sich ihre Sinne ein wenig daran gewöhnt hatten, stieg ihr der süße Duft von Frangipaniblüten in die Nase, in den sich der Gestank aus den Gullys mischte: eine Erfahrung, schön und abstoßend wie Afrika selbst.
Zwanzig Jahre früher, 1935, hatte eine andere Frau – schön und klug – ebenfalls ein tropisches, fremdes Land betreten. In der Boeing B-377 auf dem schier endlosen Flug nach Lagos über Frankfurt, Rom, Tripolis und Kano, wo die Maschine aufgetankt worden war, war Celia Fredericks abwesende Miene, seine anhaltende Schweigsamkeit aufgefallen, und sie hatte daraus geschlossen, dass ihn Gefühle und Erinnerungen aus der Vergangenheit eingeholt hatten. Sie war die Mutter seiner Kinder und fühlte sich auf dem Nebensitz doch unwichtig, beinahe nicht existent. Sie hatte immerhin die schmerzliche Entscheidung getroffen, auf das Glück zu verzichten, Robert, Sarah und Margaret aufwachsen zu sehen, um eine gute Ehefrau zu sein, nur um jetzt begreifen zu müssen, dass selbst hier Katharine sie nie verlassen würde; und was noch schlimmer war, dass Frederick mehr denn je versucht sein würde, sie beide zu vergleichen. Ein Gutes jedoch hatte ihre Opferbereitschaft (die unter Offiziersfrauen nichts Ungewöhnliches war): Bet würde bei der Betreuung der Kinder aufblühen. Ich werde nie eifersüchtig auf sie sein , hatte sich Celia auf dem Flug geschworen. Ich bete zu Gott, dass es so weit nicht kommt.
Zu Fredericks Aufgabe auf dem Militärstützpunkt gehörte es unter anderem, die nigerianische Armee auf die Unabhängigkeit vorzubereiten. Celia sollte ihn in jeder Hinsicht unterstützen und als Gastgeberin bei den zahlreichen Abendeinladungen und Cocktailpartys fungieren – ein wesentlicher Teil der gesellschaftlichen Verpflichtungen hochrangiger Militärs auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter. Für eine eher scheue Person eine Herausforderung. Celia war sicher, dass Katharine diese Rolle besser ausgefüllt hätte. Gesprochen wurde darüber allerdings nicht. In vierzehn Jahren Ehe war Fredericks erste Frau nur ein einziges Mal das Thema gewesen.
Sie bewohnten ein weitläufiges Haus in einem riesigen Garten, der von einer ganzen Armada von Gärtnern unnatürlich feucht und grün gehalten wurde. Fredericks hohem Rang geschuldet, lag es am äußeren Rand des Stützpunktes mit herrlichen Ausblicken auf die Savanne und die angrenzende Wüste.
Das Beste an dieser Art Leben war nach Aussage der anderen Frauen, dass man rund um die Uhr bedient wurde. Eine Tatsache, die Celia eher unangenehm war, obwohl Frederick ihr erklärt hatte, dass die Bediensteten in diesem armen Land froh sein konnten, einen Job zu haben. Ihre Dienstboten allerdings ließen sie nie jenen verächtlichen Spott spüren, den sie aus ihrer Jugend in Far Point kannte. Spannungen schienen lediglich aus Stammesunterschieden oder den kleinen Diebstählen zu entstehen, die die anderen Frauen für unvermeidbar hielten. Dennoch verspürte Celia in der lauten, hektischen Atmosphäre der Küche, in der sie die Speisefolge anlässlich der Einladungen besprach, Heimweh nach Far Point.
Während ihrer ersten Woche in Abeokuta brachte Sam, der Koch vom Stamm der Yoruba, Celia zwei lebende Perlhühner, die sie begutachten sollte. Sie bewunderte ihr grau gesprenkeltes Gefieder, denn sie glaubte, es handle sich um Haustiere wie jenes
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