Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
schlugen, wie von ihr erwartet, wie eine Bombe ein. Sie widerstand dabei der Versuchung, zu erwähnen, dass es eigentlich der Fehler der Familie gewesen war, sich überhaupt auf eine Biografie einzulassen (was sie ihnen von Anfang an gesagt hätte, hätten sie sie nur gefragt). Es lag auf der Hand, dass jeder auch nur halbwegs kompetente Journalist nicht lange brauchen würde, um die entsprechenden Leichen im Keller zu finden. Im 21. Jahrhundert hatte niemand mehr Anspruch auf die Wahrung der Privatsphäre. Bet verdrängte dabei die Tatsache, dass ihre kleinen Indiskretionen Jenny Granger erst auf die dunklen Stellen in Celias Familiengeschichte gestoßen hatten. Sie erschauderte unbewusst bei dem Gedanken, ihre Fehler könnten hier und jetzt zur Sprache kommen.
»Diese hinterlistige Schlange!«, brach es aus Robert heraus.
Bet zuckte zusammen. »Mir ist klar, wie schwer das für euch zu ertragen ist, meine Lieben.« Sie hatte die Wahrheit über Far Point von Anfang an gewusst – und das auch umgehend eingestanden. Warum also sollten sie glauben, dass sie über die Enthüllungen bezüglich einer ersten Ehefrau gleichermaßen überrascht und entsetzt gewesen war? Ihr Blick schweifte prüfend über die Gesichter am Tisch und entdeckte in allen Bestürzung und Verlegenheit – mit einer Ausnahme.
»Wer hat sie gebeten, im Dreck zu wühlen?«, fuhr Robert fort, der dunkelrot angelaufen war.
»Meine Frau hat ihre Bedenken von vornherein geäußert, wenn ihr euch erinnert«, erklärte Charles, wie immer übertrieben um Margaret besorgt. Doch Margaret achtete nicht auf ihn, was Bet ebenfalls registrierte.
»Ich könnte sie umbringen«, schimpfte Robert weiter, und Bet glaubte beinahe, das Blut in seinen Ohren rauschen zu hören. Frederick hatte ebenfalls unter hohem Blutdruck gelitten, was keiner der Anwesenden je vergessen konnte.
»Wir sollten uns lieber den Schlüssel zurückholen«, schlug Sarah kleinlaut vor.
Robert reagierte mit geradezu komischer Bestürzung: »Wie bitte?«
»Bud hat dich gefragt«, erinnerte Sarah ihn.
»Ich glaube, ich träume! Diese Schlange konnte Mummys sämtliche Papiere durchwühlen?«
Er hatte entweder völlig vergessen, dass er seine Zustimmung gegeben hatte, oder er hatte die Folgen nicht vorhergesehen. Bud hatte ihn zur Unzeit erwischt – während der Sorgen um Miranda. Und natürlich hatte er nicht im Traum daran gedacht, dass es in seiner Familie Geheimnisse geben könnte. »Ich habe die Lösung! Wir lassen gleich morgen früh die Schlösser auswechseln.« Seine Gesichtsmuskeln zuckten heftig.
Nur Whoopee schien die Situation zu genießen, und Bet kannte den Grund. Er hatte seine einfache Herkunft seit Jahren in die Welt hinausposaunt und behauptet, nur deshalb gönnerhaft von der Familie geduldet worden zu sein. Jetzt drehte sich der Spieß um. Seine selbstgefällige, amüsierte Miene sprach Bände – er war ebenso gut wie sie, eigentlich sogar besser, denn er war kein Heuchler. Er leckte ostentativ sein Messer ab und hatte bereits seinen nächsten Streich vorbereitet. Dabei war es ihm gleichgültig, seine Rechtschreibschwäche offenbaren zu müssen. Er zeigte Bet verstohlen einen Zettel, den Robert später in der Diele finden sollte: Globale Ärwährmung, geht mir am A. forbei!
Dann hatte Miranda verspätet ihren Auftritt. »Man hat mir gesagt, dass du hier bist, Tante Bet!«, rief sie erfreut.
»Gut siehst du aus!«, erwiderte Bet und umarmte sie herzlich. Die Zeit war längst vorbei, in der Bet die Nähe schwangerer Frauen gemieden hatte. Auch sie erwartete gespannt und voller Freude das erste Enkelkind. Sie war grenzenlos erleichtert, dass Robert und Miranda sich wieder versöhnt hatten, und sie wünschte, Celia hätte das noch erleben können. Außerdem hätte es ihr gefallen, wie aufmerksam und besorgt Robert um seine Tochter war. Mels Schwangerschaften hatten ihn weniger gekümmert. Dafür kamen ihm jetzt medizinische Ausdrücke wie Prima gravida im fortgeschrittenen Alter und Placenta praevia glatt über die Lippen. Er tat fast so, als erwarte er das Baby.
»Also«, begann Miranda und machte sich über ihr Essen her, »was gibt’s Neues?«
Niemand antwortete. Und mit unheilvoller Vorahnung erkannte Bet, dass alle auf ihre Erklärung warteten.
Miranda allerdings schien kaum erstaunt, als sie die Geschichte gehört hatte. »Schätze, sie hatten ihre Gründe«, lautete ihr knapper Kommentar. Dann bat sie Bet, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, die Jenny
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