Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Paradiesvogelpärchen, das als Maskottchen des Regiments gehalten wurde. »Süß«, sagte sie zu Frederick, und er verzog keine Miene, bis sie wieder auftauchten – gerupft und gebraten auf dem Tisch zum Mittagessen.
Sam buk Biskuitkuchen aus Mehl, das in einem verschlossenen Schrank (wie einst Lady Falconbridges Olivenöl) aufbewahrt wurde, und Sheperds Pie und als seltene Delikatesse Steak and Kidney Pudding . Zwischendurch brodelten Eintopf mit Erdnüssen, Ikakora oder Kokossuppe auf dem Herd – der würzige Duft dieser Gerichte war eine Werbung für die Köstlichkeiten der afrikanischen Küche, die die Europäer aus unerfindlichen Gründen nicht einmal ansatzweise probieren wollten.
Manchmal wünschte sich Celia, an Sams Küchentisch, auf dem sich Yamswurzeln und Okra türmten, schreiben zu können. Stattdessen schrieb sie, sobald es sich ergab, heimlich in ihrem Schlafzimmer. Dann tauchte sie ein in eine andere Welt. Und es war fast, als ginge sie fremd – mit dem Unterschied, dass Frederick darüber Bescheid wusste. Das Abkommen zwischen ihnen hatte Bestand: Sie konnte weiterhin Bücher schreiben, solange sich dies mit ihren Repräsentationspflichten vereinbaren ließ und sie niemandem davon erzählte. Bet zu Hause in England war die Einzige, die per Einschreiben Kopien der Manuskripte bekam, sich jedoch bisher jeden Kommentars enthalten hatte. Celia vermutete, dass auch die Freundin ihre Bücher nicht las. Sie kam sich vor wie eine Frau mit zwei Gesichtern: Da war einerseits die dekorative Offiziersfrau und andererseits die Autorin von Liebesromanen für eine ihr völlig unbekannte Leserschaft.
Aber ohne zu schreiben, hätte Celia die Zeit in Afrika kaum ertragen. Es gab so wenig, womit sich Frauen dort beschäftigen konnten: Die Kinder waren in England geblieben, und es fanden nur wenige Bridge-Abende, Partys oder Picknickausflüge statt, die man organisieren oder an denen man teilnehmen musste. Außerhalb des Stützpunktes existierte natürlich eine märchenhaft exotische Welt, doch eine überraschend große Zahl der Frauen weigerte sich, den afrikanischen Busch mit seiner reichen Tierwelt überhaupt wahrzunehmen. Sie führten praktisch eine Art Inseldasein auf einem kleinen Stück England, mit dem geliebten Mobiliar und Porzellan, das man lediglich nach Afrika verfrachtet hatte.
Das Dinner war vorüber – vier schwer verdauliche Gänge, serviert von William dem Hausa-Hausboy in seiner tadellos weißen Uniform und mit Handschuhen. Das Wedgwood-Geschirr, das Tafelsilber und die makellos glatt gebügelte Leinen-Tischwäsche waren abgeräumt. Und dann, nach ihrem halbstündigen, wichtigen, ungestörten Männergespräch bei Brandy und Zigarren am langen, blanken Mahagonitisch, gesellten sich die Männer zu den Frauen, und die Klänge von »Oklahoma« auf dem elektrischen Plattenspieler drangen durch die Moskitogitter hinaus in die schwüle Abendluft.
Es war wie Dutzende anderer Abende – so schien es jedenfalls, bis gegen zehn Uhr ein Gast der Bayleys begann, sich ausgesprochen unangemessen zu benehmen.
Sie hieß Milly Noonan, war erst vor Kurzem nach Abeokuta gekommen und schien nicht zu wissen, dass es die oberste Pflicht für junge Frauen der unteren Offiziersränge war, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Allerdings war sie jünger und weitaus hübscher als die übrigen weiblichen Gäste, mit langem, dunklem Haar und jenem milchweißen, schimmernden Teint, wie ihn einst Priscilla besessen hatte. Selbst ihr Kleid aus eng anliegendem Silberlamé erschien den anderen Frauen als zu aufreizend, was sich darin ausdrückte, dass sie missbilligend auf Distanz gingen.
»Großer Gott!«, empörte sich Milly lautstark. »Wie können Sie das nur aushalten? Gibt es hier denn keine anständige Tanzmusik?« Damit sprang sie vom Sofa auf und kramte unter Williams besorgtem Blick hastig den sauber aufgetürmten Stapel Platten durch. Williams Aufgabe war es, die Musik aufzulegen (ausnahmslos Melodien aus den Musicals »Oklahoma«, »The King and I« oder »Carousel«).
Sie hat zu viel getrunken, weil ihr alles egal ist , dachte Celia. Sie langweilt sich zu Tode mit ihrem netten, aber uninteressanten Ehemann, der panische Angst hat, dass sie gerade seine Karrierechancen zunichtemacht, und sie dennoch mit Blicken verschlingt. Sie spürte die unheilverkündenden Schwingungen, die die anderen Frauen ausstrahlten, und wusste, dass sie einschreiten und einen Vorwand finden musste, Milly aus dem Raum zu
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