Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
allein waren.
»Mehr Champagner«, rief Robert, offenbar peinlich berührt, und schenkte hastig großzügig nach.
Whoopee jedoch fuhr ungerührt fort: »Sicher doch, Liebes. Deine rechte ist birnen- und die andere melonenförmig – ich meine damit diese kleinen, gestreiften Dinger, die wir gelegentlich mit Parmaschinken essen.«
Das Schlimmste an der Sache war, dass die Familie natürlich wusste, dass dies eine gezielte Provokation sein sollte, gegen die sie nichts unternehmen konnte, da sich Whoopee im Grunde nur als liebender Ehemann gebärdete. Typisch Whoopee, dachte Bet. Zynisch und manipulativ wie immer! Gerade als Whoopee beide Hände auf Sarahs Brüste legte und laut darüber nachdachte, welche er bevorzuge, erschien Mel im Türrahmen. Bet vermied es, Sarah anzusehen. Sie war sicher nicht die Einzige im Raum, die sich in diesem Moment fragte, ob Whoopee insgeheim einen sehr viel schmerzhafteren Vergleich anstellte.
»Zu Tisch bitte«, verkündete Mel und verschwand schleunigst wieder in der Küche.
Robert hatte sich zum ersten Mal als Koch versucht – wie er stolz verkündete –, und dank Mel war das Ergebnis alles andere als ein Desaster. Im Flüsterton gestand sie Bet, dass sie ihn sanft davon abgebracht habe, ein Käsesoufflé als Vorspeise und Mousse au Chocolat als Nachspeise zu servieren. »Das wären drei Eier pro Person gewesen. Das hat ihm eingeleuchtet.« Außerdem hatte sie das Chaos in der Küche beseitigt und die Speisen hinter seinem Rücken angemessen gewürzt. Dennoch strahlte Mel voller Stolz, als Robert Steak and Kidney Pie mit Röstkartoffeln, gefolgt von Trifle mit Schlagsahne servierte.
»Wen kümmert schon all das Cholesterin! Greift zu«, riet er seinen Gästen. Dann neigte er den Kopf und wurde vor Dankbarkeit sehr ernst, während Whoopees Lippen wie üblich amüsiert zuckten. »Herr, segne, was du uns gibst, wir danken dir dafür«, zitierte er.
Bet jedoch vermochte das Essen nicht zu genießen. Sie betrachtete die drei Menschen, die sie so sehr liebte, und konnte nur daran denken, dass sie ihr in Kürze das Vertrauen aufkündigen würden.
Ihre tiefe Verbundenheit mit Celias Kindern hatte ihren Ursprung in jener Zeit, als Bet mit sechsunddreißig Jahren und in völliger Verzweiflung ihre dritte und, wie sich herausstellen sollte, letzte Fehlgeburt erlitt. Sie hatte Celia nie etwas davon erzählt. Die vor langer Zeit vorgenommenen Abtreibungen lasteten zusätzlich wie ein dunkler Schatten auf ihrer Seele. Zwischen den beiden Freundinnen hatte damals eine Art Funkstille geherrscht, die drohte, dauerhaft anzuhalten. Dann, aus heiterem Himmel, hatte Celia, die sich geschworen hatte, sich nie von ihren Kindern zu trennen, Bet geschrieben, dass sie Frederick nach Nigeria begleiten werde. Und das bedeutete, dass sie jemanden brauchte, der am Ende des Winterhalbjahrs Robert, Sarah und Margaret aus ihren Internaten holte und sie in ein Flugzeug nach Lagos setzte. Eine Aufgabe, die sich nach Ferienende in umgekehrter Reihenfolge wiederholen sollte. Celia trug Bet diese Bitte in einer Form an, die eine Ablehnung unmöglich machte. Sie überging dabei, dass Bet jahrelang um Celias Kinder einen großen Bogen gemacht und kein entspanntes Verhältnis zu Frederick hatte. Dennoch nahm Bet die Herausforderung an. »Was bleibt uns denn übrig?«, hatte sie Jack ärgerlich gefragt.
Aber dabei war es nicht geblieben. Die Armee bezahlte eine Zusammenführung von Eltern und Kindern während der Ferien nur ein Mal im Jahr. Das bedeutete, dass sie die verbleibenden Schulferien bei Fredericks Mutter in Wiltshire verbringen mussten. Auch das organisierte Bet, bis die sechsjährige Margaret verkündete, sie wolle lieber bei Bet bleiben. »Das ist nicht gut«, nörgelte Bet gegenüber Jack, der ihr mit einem Lächeln die Hand tätschelte. Mit seinem Einverständnis gab Bet schließlich ihren Job auf und wurde »Tante Bet«. Ihre Herzenswärme, gepaart mit Tüchtigkeit, war genau das, was die Kinder brauchten. Sie und Jack zogen sogar in ein geräumigeres Haus in Clapham (auch wenn es offiziell deshalb geschah, weil Jack sich angeblich einen Garten wünschte). Es waren herrliche Zeiten. Celia spielte währenddessen im fernen Afrika die pflichtbewusste Ehefrau und Gesellschaftsdame und vermisste schmerzlich ihre Kinder. Eine großartige Freundschaft ist wie eine gute Liebesbeziehung, dachte Bet. Zwei Menschen verstanden sich auch ohne Worte und gegenseitige Liebesbeteuerungen.
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