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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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hat. »Schon viel besser, danke.«
    »Hast du Hunger?«, fragt sie und geht voran in die Küche. »Ich brauche noch ein bisschen, bis alles fertig ist, aber ich habe schon ein paar Snacks vorbereitet. Sie stehen auf der Anrichte.«
    Wir folgen ihr in die helle Küche, wo jede Menge dampfender Töpfe auf einem riesigen Edelstahlherd stehen. Laute Hip-Hop-Musik dröhnt aus einem iPod in der Ecke. »Ich habe bei Vic’s ein paar Samosas besorgt«, sagt sie und zeigt auf die frittierten Teigtaschen. »Wir essen zwar heute nicht indisch, aber für Samosas ist mir jede Gelegenheit recht. Grif, warum setzt ihr euch damit nicht schon mal? Ich rufe dich, wenn es Zeit ist, den Tisch zu decken.«
    Griffon führt mich in das vordere Zimmer, in dem ein riesiger, schwarzer Flügel steht. Während er den Teller auf einem kleinen Tischchen abstellt, setze ich mich an den Flügel und lasse meine Finger stumm über die Tasten gleiten. Ich verstehe nicht viel von Flügeln, aber ich kann erkennen, dass der hier richtig teuer war.
    »Spielst du auch Klavier?«, fragt Griffon und setzt sich neben mich auf die Bank.
    Ich schlage eine Taste an und ein einsamer Ton klingt durch den Raum. »Ich nicht, Kat hat mal ’ne Weile gespielt. Klingt vielleicht komisch, aber abgesehen davon, dass ich gut Cello spiele, bin ich gar nicht besonders musikalisch. Mom wollte früher mal, dass ich auch Klavierunterricht nehme, aber es war einfach nicht mein Ding.«
    »Hm. Dann warst du vermutlich in keinem deiner früheren Leben Konzertpianistin.«
    »Soll das heißen, wenn ich früher schon mal Klavier gespielt hätte, dann könnte ich es jetzt auch?«
    »Klar. So ist es meistens.«
    Ich starre ihn entgeistert an und frage mich, warum ich nicht schon selbst darauf gekommen bin. »Das bedeutet, dass mir das Cellospielen nur deshalb so leichtfällt, weil ich es in einem früheren Leben gelernt habe?«
    Griffon steht auf und schlendert zu dem Tischchen mit den Samosas hinüber. »Wahrscheinlich. Wenn man in einem Leben etwas lernt, nimmt man es mit ins nächste, manchmal, ohne es zu wissen. Kann gut sein, dass du früher schon mal Cello gespielt und die Fähigkeit mitgebracht hast – und schwupps, fertig ist das Wunderkind.«
    Eine ungute Ahnung breitet sich in meiner Magengrube aus. Das ergibt Sinn, denn ich musste niemals wirklich lernen , wie man Cello spielt, ich konnte es einfach. Alles, was ich noch tun musste, war, meinem Körper die technischen Fertigkeiten anzutrainieren. »Dann hat es nichts mit Begabung oder stundenlangem Üben zu tun? Alles ist nur Erinnerung?« Plötzlich kommt mir mein gesamtes bisheriges Leben wie eine Lüge vor. Dass ich schon von klein auf Cello spielen konnte, hatte für mich immer etwas Magisches. Wie ein Zauber, den ich nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte, weil ich fürchtete, dann würde er verschwinden. Jetzt fühle ich mich, als hätte jemand den Vorhang zur Seite gezogen und dahinter steht ein kleiner hässlicher Zwerg, der ein paar Schalter bedient. Keine Magie.
    Anscheinend kann Griffon meine Gedanken an meinem Gesichtsausdruck ablesen. »Erinnerung ist nicht alles«, sagt er. »Man muss auch die Leidenschaft und Disziplin haben, die Erinnerung wieder aufblühen zu lassen.«
    »Aber es ist nicht echt«, sage ich deprimiert, »es ist eine Täuschung, Betrug. Als hätte ich mein Leben lang alle zum Narren gehalten.«
    Griffon lächelt. »Zu nutzen, was du in früheren Leben gelernt hast, ist kein Betrug. Im Gegenteil, es macht dich zu etwas Besonderem.«
    Aber ich fühle mich nicht wie etwas Besonderes. Ich fühle mich wie eine Schwindlerin.

10
    »Dann erzähl doch mal, was du über diese Akhet-Cellistin weißt«, sagt Janine und reicht mir eine Schüssel mit Rosmarinkartoffeln. Es ist ein bisschen komisch, wie beiläufig sie davon spricht, so als würde sie mich nach etwas ganz Alltäglichem fragen: Wie war’s in der Schule? Wie lief der Englisch-Test? Kannst du dir vorstellen, dass Veronique es auf dich abgesehen hat, weil du ihr in einem früheren Leben irgendein Unrecht getan hast?
    »Eigentlich nicht viel«, muss ich eingestehen. Ich löffele ein paar Kartoffeln auf meinen schon ziemlich vollen Teller und gebe die Schüssel an Griffon weiter. Noch nie hat mir vegetarisches Essen so unglaublich gut geschmeckt und ich vermisse das von zu Hause gewohnte Stück Fleisch nicht im Geringsten. Alles ist einfach köstlich – außer den Tomaten. Ich hasse Tomaten. Selbst wenn es auf der Erde nichts anderes

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