Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
habe. Manchmal ist das sehr praktisch.«
»Okay, du bist also ein Genie. Dann kannst du mir bestimmt sagen, an welchem Wochentag ich geboren wurde.« Ich lächele herausfordernd.
»Wann ist dein Geburtstag?«, fragt er völlig ernst.
»Ach, komm schon, war doch nur ein Scherz.«
»Du hast angefangen. Also, sag mir das Datum.«
»Siebenundzwanzigster August.«
»Und du wirst siebzehn, richtig?« Er wartet kaum ab, bis ich genickt habe. »Ein Wochenend-Baby. Es war ein Sonntag.«
Ich starre ihn verdutzt an, beeindruckt, aber auch ein bisschen irritiert. Es wäre mir lieber gewesen, er hätte ein Mal etwas nicht gekonnt. Hätte ein Mal keine Antwort gehabt. Würde mich nicht vor Stürzen bewahren, wäre zur Abwechslung mal nicht perfekt.
»Das hast du doch bloß geraten. Die Chancen standen eins zu sieben.«
»Wenn du meinst.« Er schaut mich mit breitem Grinsen an und zwei wundervolle Grübchen erscheinen auf seinen Wangen. Perfekter geht’s nicht.
Wir halten neben einem schwarzen Motorrad, das an der Straße geparkt ist. Griffon greift in die Tasche, zieht einen Schlüsselbund hervor und bückt sich, um zwei schwarze, am Rahmen angekettete Helme loszumachen. Die Motorradjacke ist also nicht nur ein Mode-Gag.
»Ist das deins?«
»Japp. Ist ein ziemliches Stück bis zu unserem Haus, zu weit, um zu laufen. Ist doch okay, oder?«, fragt er und gibt mir einen Helm.
Ich beäuge das schwarze Ungetüm mit den breiten, silbernen Auspuffrohren. Mom und Dad wollen nicht, dass ich den Führerschein mache oder bei Freunden mitfahre, weil sie denken, es ist zu gefährlich. Sie würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass ich vor einem Motorrad stehe und ernsthaft überlege aufzusteigen. »Hm …« Zögernd betrachte ich den Helm. Ich will ja nicht wie ein Baby aussehen, aber ich habe wirklich keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
»Angst, uns könnte was passieren?«, fragt Griffon und klemmt seinen Helm unter den Arm.
Ich schaue abwechselnd auf ihn und das Motorrad. »Ein bisschen schon«, gebe ich schließlich zu. »Und selbst wenn alles gut geht, werden mich hinterher meine Eltern umbringen.«
Griffon kommt einen Schritt näher. »Du brauchst dir keine Sorgen machen«, sagt er und blickt kurz nach rechts und links, »ich fahre schon … sehr lange Motorrad.« Er schaut mir in die Augen: »Ich bin ein wirklich guter Fahrer, und außerdem würde ich niemals riskieren, dass dir irgendwas zustößt.«
Ich fühle, wie mir die Röte ins Gesicht kriecht, während ich ihn ansehe und mich frage, was genau das bedeutet. »Es ist nicht, weil ich denke, dass du nicht fahren kannst«, sage ich, schaue unentschlossen zur Seite und betrachte den vorbeirauschenden Verkehr.
Griffon nimmt seinen Helm wieder in die Hand. »Also, was ist? Es wird dir gefallen, ganz bestimmt.«
Ich blicke auf den Helm, dann wieder auf das Motorrad. Sage mir, dass ich ihm vertrauen kann. »Okay«, stimme ich schließlich zu. Ich nehme den Helm, ziehe ihn über den Kopf und zucke ein bisschen zusammen, als er die Beule an meiner Schläfe berührt.
Griffon zieht seine schwere Motorradjacke aus und gibt sie mir. »Die wirst du brauchen. Es könnte ein bisschen kalt werden.« Ich will protestieren, aber er drückt mir die Jacke in die Hand. »Nimm sie einfach. Ich komme schon klar.«
Das Innenfutter ist noch warm von seinem Körper, und als ich den Reißverschluss hochziehe, weht mich sein ganz besonderer, erdiger Geruch an. Am liebsten würde ich die Jacke für immer anbehalten.
Griffon steigt aufs Motorrad und stellt seine Füße zu beiden Seiten auf den Boden, damit es stabil steht. »Steig einfach auf und halt dich an mir fest«, sagt er über die Schulter. Durch den Helm klingt seine Stimme ein bisschen gedämpft.
Ich nicke, mein Kopf ein Kilo schwerer durch den Helm, und schwinge mein Bein über den Sitz, wieder einmal dankbar, dass ich keine Röcke trage. Ich rutsche ein bisschen näher an ihn heran, lege meine Arme um seine Hüften und merke, wie sein Körper sich bei der Berührung anspannt. Durch das Leder hindurch kann ich, wenn auch nur schwach, seine Schwingungen spüren – entweder sind sie stärker geworden, oder ich bin empfänglicher dafür.
Wir fädeln uns in den Verkehr ein, und als Griffon seine Aufmerksamkeit ganz auf die Straße richtet, entspannt sich sein Körper. Schon als wir an der ersten Ampel halten, ist meine Angst wie weggeblasen. Ich vertraue Griffon und weiß, dass er uns unversehrt ans Ziel bringen wird.
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