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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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Mom.«
    Ich versuche, mir vorzustellen, was meine Mom täte, wenn ich sie plötzlich »Sofia« nennen würde – cool fände sie das bestimmt nicht. »Hast du sie schon immer mit Vornamen angesprochen?«
    »Nein, als ich klein war natürlich nicht. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich Akhet bin – genau wie sie –, und es erschien irgendwie passender.«
    »Dann weiß man als … Akhet … nicht von Anfang an Bescheid?« Es ist das erste Mal, dass ich das Wort laut ausspreche, und Griffons erstauntem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist es ihm auch aufgefallen. Ich denke zwar immer noch, dass das alles total verrückt klingt, aber eine logischere Erklärung habe ich – zumindest bis jetzt – auch nicht gefunden.
    »Nein, nicht wirklich«, beantwortet er meine Frage. »Ein Neugeborenes, das sich an alle früheren Leben erinnert, wäre auch ziemlich unheimlich. Schlimmer als die sprechenden Babys im Fernsehen.«
    Ich grinse. Ich mag Werbespots mit sprechenden Babys. »Wie funktioniert es dann? Gibt es ein bestimmtes Alter, ab dem man sozusagen eingeweiht wird?«
    »Nein, es ist nicht so festgelegt. Ich erinnere mich immer sehr früh, so ungefähr mit drei oder vier. Bei anderen passiert es erst später. Auf jeden Fall ist plötzlich einfach alles da, als wäre es nie anders gewesen, ganz selbstverständlich – wie die Fähigkeit, zu sprechen oder zu laufen.«
    »Dann musst du ein ziemlich merkwürdiges Kind gewesen sein.«
    »Die ersten Male schon. In einem Leben habe ich plötzlich meinen Lateinlehrer korrigiert. Stell dir vor, ein sechsjähriger Knirps, der aus heiterem Himmel fließend Latein spricht. Noch dazu war ich in jenem Leben Chinese. Alle sind total ausgeflippt, und meine Eltern dachten, ich wäre besessen.«
    »Und was haben sie gemacht?«, frage ich lachend.
    »Einen Exorzisten gerufen.« Als Griffon meinen verdutzten Gesichtsausdruck sieht, fängt er auch an zu lachen. »Nein, im Ernst. Zumindest die taoistische Version eines Exorzisten.« Bei der Erinnerung schüttelt er ungläubig den Kopf. »Alles hat er versucht: fasten, beten, stundenlange Meditationen. Da hab ich gelernt, meinen Mund zu halten.«
    »Das ist wirklich lustig«, sage ich, »aber irgendwie auch ein bisschen traurig.«
    »Stimmt. Darum bin ich echt froh, dass diesmal Janine da ist. Sie ist zwar meine Mom, aber eigentlich sind wir mehr so was wie Freunde.« Er lächelt. »Meine Oma kommt damit überhaupt nicht klar.«
    »Weiß sie Bescheid?«
    »Nein. Janine und ich sind die einzigen Akhet in der Familie. Nana hält uns für verrückte kalifornische Hippies, die Gras rauchen und davon träumen, die Welt zu retten. Aber mein Dad weiß Bescheid.«
    Die Blicke, die sich die beiden im Tower zugeworfen haben, waren mir gleich aufgefallen. Und bestimmt hat Griffon ihm sofort von mir erzählt.
    »Was du sagst, ergibt tatsächlich irgendwie Sinn«, sage ich nachdenklich. Wobei ›Sinn‹ natürlich relativ ist, denn insgesamt bleibt es eine total abgedrehte Geschichte. »Ich erinnere mich nicht an besonders viel. Es sind eher kleine Ausschnitte, wie wenn man beim Fernsehen durch die Programme zappt – eine Szene hier, eine Szene da.«
    »Das ist normal. Man erinnert sich nicht an alles auf einmal. Manchmal braucht es zwei oder drei Leben, bis das Bild vollständig ist.«
    »Und du? Erinnerst du dich an alles? Aus all deinen Leben?« Ich bin ein bisschen erschrocken, wie normal sich dieses Gespräch anfühlt – fast, als würde er mir bloß von den Ferien auf Hawaii erzählen.
    Er nickt. »Wenn man schon eine längere Zeit Akhet ist, perfektioniert man seine Fähigkeiten. Man erinnert sich an mehr, sammelt Erfahrungen und wird in einigen Dingen besser, schneller.«
    »In was für Dingen? Hast du vielleicht irgendwelche übernatürlichen Kräfte?«
    Griffon lächelt. »Nein, obwohl das toll wäre. Aber wir können keine Gedanken lesen oder Gegenstände bewegen, ohne sie anzufassen. Zumindest kenne ich niemanden, der das kann. Es hat mit Gedächtnis, Sprachen, Zahlen und Daten zu tun. Man sagt, dass der Mensch nur einen kleinen Teil seiner kognitiven Anlagen nutzt. Keine Ahnung, ob das stimmt. Auf jeden Fall können Akhet wegen ihrer größeren Erfahrung diese Fähigkeiten viel intensiver nutzen.«
    »Wie Autisten, denen man irgendein Datum nennen kann und sie wissen genau, was für ein Wochentag das war?«
    Er zuckt die Schultern. »Ja, so ähnlich. Ich hatte schon viele Leben und erinnere mich an alles, was ich gelesen und erfahren

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