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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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sie im Dunkeln und reden, trinken, schweigen, warten. Keiner von beiden geht hinein und fragt nach, was vor sich geht, ob sich etwas getan hat, ob die Peilung erfolgreich war, ob sie überhaupt schon damit begonnen haben. Sie bleiben sitzen, sie wollen keine schlechten Nachrichten, sie schauen nur durch die Scheibe nach draußen. Überall ratlose Gesichter.
    Max weiß, dass das mit der Ortung nicht so leicht ist, dass sie sie nicht einfach so finden werden, er weiß, dass sie nicht einfach so auf einen Knopf drücken können und dann wissen, wo sie liegt.
    Tilda hat es ihm erklärt damals, als er wissen wollte, ob Emma ihn betrog, seine damalige Freundin. Er war eifersüchtig, er vertraute ihr nicht, er flehte Tilda an, er hätte damals alles getan, damit sie ihm sagte, wo sie war, ob sie in einem fremden Bett lag. Tilda hat es nicht getan. Und sie hat ihm erklärt, dass es Unsinn sei zu glauben, man könnte den Standort eines Handys punktgenau feststellen. Dass die Wirklichkeit komplizierter ist als ein Film. Sie hat von Antennen und Handymasten gesprochen, von Zellen, in die man sich einwählt, von Netzdichte, von mehreren Straßenzügen, von tausenden Wohnungen, in denen sie hätte sein können. Es würde Tage dauern, sie punktgenau zu orten, sogar in der Stadt, wo beinahe auf jedem Hausdach eine Antenne steht.
    Max erinnert sich. Wie dumm er war. Wie sehr er an Emma gehangen hatte. Was er bereit gewesen wäre, für sie zu tun. Dass er Hanni für sie verlassen hatte, dass er sie beinahe verloren hätte. Max trinkt.
    Er weiß, dass es am Land noch viel schwieriger sein würde als in der Stadt, eigentlich unmöglich. Sie würden sie nur ungefähr orten können, nur einen Umkreis festlegen können, die Abstände zwischen den Antennen sind viel größer als in der Stadt. Sie würden gleich ahnungslos sein wie vor der Peilung. Er weiß es. Und auch Tilda weiß es, deshalb war da diese Angst in ihrer Stimme, die Panik.
    Die Terrassentür bleibt zu.
    Niemand kommt zu ihnen und sagt, dass sie sie gefunden haben, die Nacht bleibt dunkel, nirgendwo ist Licht, nur ein paar Kerzen am Friedhof brennen. Nichts von Tilda, keine Stimme aus dem Handy. Paul hält es in der Hand und wartet, er geht im Wohnzimmer auf und ab. Max beobachtet ihn. Paul. Wie nervös er ist, wie die Angst auch ihn schüttelt und wild macht. Er weiß, dass er alles Menschenmögliche tun wird, um Tilda zu retten. Paul, wie er in das Telefon schreit, Paul, wie er seine Mitarbeiter umherscheucht, immer wieder telefoniert. Wie sein Gesicht in Falten liegt.
    Max trinkt.
    Egal wie viel, niemand stoppt ihn, Baroni schenkt nach. Mit dem Alkohol ist es leichter, es ist weniger bedrohlich, die Angst geht weg, die Gedanken an Tilda sind weniger schwarz. Bestimmt geht es ihr gut. Tilda ist seit fünfunddreißig Jahren bei der Polizei, sie behält die Nerven, sie wird sich beruhigen, sie weiß jetzt, dass nach ihr gesucht wird, sie hat das Telefon, sie weiß, wie lange es dauert, bis die Peilung angeordnet ist, dass es mühsamer ist mitten in der Nacht, dass die Mitarbeiter des Netzbetreibers vor Ort sein müssen, dass sie sie aus den Betten holen müssen. Sie haben vereinbart, sich erst nach der Peilung zu melden, dass es sinnlos wäre, früher zu telefonieren, unnötig Batterie zu verbrauchen.
    Alles wird gut. Max will daran glauben. Er will die Fragen in seinem Kopf nicht hören, warum er ihr das Telefon in die Kiste gelegt hat, warum er will, dass sie mit ihm spricht. Warum hat er das zweite Handy in seine Wohnung gelegt? Warum zu ihm? Warum hat er sie eingegraben? Warum? Warum hat er sie nicht einfach umgebracht, nicht gleich, warum quält er sie? Warum soll Max sie beim Sterben begleiten, warum tut er das? Wer tut das? Wagner? Wer sonst? Sie hat ihn gesehen, sie ist sich sicher, er hat sich ihr gezeigt, bevor er sie eingegraben hat. Er wollte es so. Er spielt mit ihr, er spielt mit Max, er will, dass sie stirbt. Aber er will seinen Spaß dabei. Er will, dass sie gesucht wird, er will es in den Nachrichten hören, er will, dass sie langsam verreckt, verhungert, er will, dass sie leidet, dass Max leidet. Warum? Wo hat er sie eingegraben? Will er, dass Max sie findet? Tot? Hat er sich das so ausgedacht?
    Schwein, schreit Max in die Nachtluft.
    Baroni beruhigt ihn, redet auf ihn ein, versucht herunterzuspielen, was offensichtlich ist, er will ihm helfen, Max ein gutes Gefühl machen, ihm die schwarzen Gedanken nehmen. Doch Max brennt.
    Was, wenn sie am Friedhof ist,

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