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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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voller Leben und Leidenschaft. Wie sie über diese Stadt sprach, über die Kunst, über alles, was sie darüber gelesen hatte. Sie war voller Leidenschaft, bereit, Florenz zu entdecken, darin einzutauchen. Mit Max Hand in Hand durch die Straßen, jeden Winkel wollte sie sehen, in jedem Café wollte sie sitzen, jede Treppe wollte sie nach oben steigen. Auf die Stadt hinunterschauen. Max neben ihr, hinter ihr. Wie er sie umarmte. Wie die Dächer rot waren, wie gut sie roch. Vor zwei Wochen in Florenz, ihre Haare, ihre Lippen, wie sie lachten, wie Eis auf ihrer Zunge schmolz.
    Drei wunderschöne Tage.
    Sie hatten eine kleine Wohnung gemietet, Mercato Centrale, ein Kleinod, eine Insel im fünften Stock mit Fenstern zum Platz hin. Es war schön. Mehr als das. Mit ihr durch die Straßen rennen. Wie glücklich es ihn machte. Dass sein Leben so war, dass er einfach seine Sachen packen und sich zu ihr ins Auto setzen konnte. Dass sie da war. Neben ihm in ihrem Wagen, in der kleinen Chiesa di Dante, in einem Schuhgeschäft in der Via Nazionale, in einem Irish Pup an der Piazza di Santa Maria Novella.
    Fiddlers Elbow. Wie Max irisches Bier bestellte. Er redete über Baronis Videosammlung, darüber, dass ihn der verrückte Fußballer verdonnert hatte, demnächst mit ihm einen kranken Zombiefilm anzuschauen. Sie schaute ihn nur an. Er redete über hundert Dinge, sie lächelte nur mit verliebten Augen. Wie eine Katze war sie, die sich räkelt, die danach schreit, gestreichelt zu werden, die sich anschleicht, sich schnurrend ihrem Opfer nähert, langsam, liebevoll. Hanni und Max an der Bar. Bier in ihren Mündern, ihre Finger ineinander. Wie Max über Baronis Videosammlung sprach. Wie Hanni ihn hochzog und nach draußen schob.
    Tanz mit mir, sagte sie.
    Immer, sagte er.
    Ausgelassen stolperten sie über den Platz, sie hörten Musik, die nicht da war, sie hielten sich, lachten, sie führte ihn, er führte sie. Eng umschlungen in Florenz. Wie glücklich er war. Wie leicht der Abend, ihr Gesicht so nah, wie sie atmete. wie sie sich bewegte. Wie ihre Mundwinkel ständig nach oben gingen, kaum wollten sie sich ausruhen. Hanni. Wie ihre Finger seine Wange berührten, seine Lippen, ihre Zunge, wie sie flüsterte.
    Kauf mir einen Ring, sagte sie.
    Ja, sagte er.
    Wie sie vor ihnen am Boden lagen. Auf einer Decke ausgebreitet, Ketten, Armbänder, Ringe. Plastikschmuck, bunt und fröhlich. Wie Max sich für einen entschied, wie er dem schwarzen Mann Geld in die Hände drückte, wie der Afrikaner lachte. Eine weiße Rose aus Plastik, ein Ring auf der Piazza di Santa Maria Novella. Wie er ihn ihr lachend an den Finger steckte.
    Du willst mich also heiraten, sagte er.
    Ja, sagte sie und zog ihn zurück in das Pub.
    Nebeneinander saßen sie an der Theke. Sie küssten sich. Er nahm ihre Wangen und hielt sie, ihr Mund kam auf seinem an. Es war besser als alles sonst. Die Sekunden mit ihr, die Minuten, Stunden, die Tage, er wollte Jahre mit ihr. Mit ihr zusammen sein. Aufwachen, einschlafen, sie halten.
    Sie hörten nicht auf, sich zu küssen.
    Max und Hanni.
    Wie schön sie geblüht hat.
    Wie sie verwelkt ist.

Dreiundzwanzig
     
    Kein Fallschirm.
    Kein Sprungtuch unten, kein Vorsprung, auf den er sich retten kann, nichts.
    Nur das Telefon in seiner Hosentasche, der vertraute Klingelton, Baroni. Wie Max wieder zugreift, das Geländer mit seinen Fingern umarmt, sich festhält, weil ihn dieses Lied aufhält. Baroni.
    Wie Max gestorben ist und neben Hanni lag. Ihre kalten, toten Körper in einem weißen Bett, nebeneinander, friedlich. Wie er gefallen ist. Wie er aufgeschlagen ist und alles zu Ende war, dunkel für immer.
    Wie Max sich entschieden hatte zu sterben.
    Das Telefon, wie es läutet.
    Max schaut Wagner an, er zögert, er wartet ab, was Wagners Gesicht sagt, ob er auf das Telefon reagiert, auf dieses Lied in seiner Hosentasche, das nicht aufhört, immer wieder von vorne beginnt, drei Textzeilen in einer Schleife, ein Geschenk von Baroni.
    Damit du immer weißt, dass ich es bin, hatte er gesagt.
    Wagner schaut ihn verständnislos an und hört dem Lied zu. Ein Klingelton, ein Kinderlied.
    Hey, hey, Wickie.
    Wagner starrt ihn an.
    Er weiß nicht, was er tun soll, was er sagen soll, Wickie hat ihn aus dem Konzept gebracht, hat den Ablauf durchbrochen, den er sich vorgestellt hatte. Sein Mund steht offen, er kann sich nicht entscheiden, was er sagen soll, die Pistole in seiner Hand zögert.
    Die Angst vorm Wolf macht ihn nicht froh, und im Taifun

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