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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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waren.
    »Es ist wunderschön«, hatte ich geantwortet und einen verstohlenen Blick auf das andere Gartenhaus geworfen. Dort waren die Vorhänge bereits zugezogen. Raphael hatte sich gleich nach der Ankunft in sein Zimmer zurückgezogen mit der Begründung, nicht länger stören zu wollen und uns Frauen die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch zu geben. Ich war darüber etwas enttäuscht gewesen, aber gleichzeitig auch überrascht von seinem Taktgefühl. Konnte jemand reich und gutaussehend und trotzdem sensibel und einfühlsam sein?
    Wieder ertönten die heiseren Vogelschreie und rissen mich aus meinen Grübeleien. Ich sprang aus dem Bett, zog die Vorhänge zurück und öffnete die Terrassentür. Warmes Sonnenlicht umfing mich, als ich auf die Wiese trat. Neugierig richtete ich die Augen zum Himmel und sah gerade noch, wie zwei entengroße Vögel mit langen, gebogenen Schnäbeln davonflogen.
    »Das sind Ibisse«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Erschreckt drehte ich mich um. Raphael saß auf einem Mauervorsprung vor seinem Gästehaus und hatte eine Zeitschrift in der Hand.
    Ich räusperte mich, um die Verlegenheit zu überspielen. »Du kennst dich aber gut aus! Warst du schon öfter in Afrika?«
    »Ja. Ich komme schon seit vielen Jahren immer wieder her. Seit sehr vielen Jahren, um genau zu sein …«
    »Aus beruflichen Gründen?« Vermutlich gab es auch in diesem Teil der Welt viele Prominente, die Personenschutz benötigten.
    »Genau.« Er grinste und wechselte das Thema. »Du bist wohl gerade erst aufgewacht?«
    Mir wurde bewusst, dass vermutlich mein Aufzug der Grund für seine Heiterkeit war, denn ich stand nur in T-Shirt und Unterhose bekleidet vor ihm.
    »Ja«, antwortete ich knapp und zog das Shirt etwas weiter über meine Schenkel.
    »Gut geschlafen?«
    »Ja.« Aber anscheinend nicht lange genug, um meine Selbstsicherheit zurückzugewinnen.
    »Ich habe auch etwas geschlafen.« Er legte seine Zeitschrift auf den Gartentisch.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb fünf«, sagte er nach einem Blick auf seine goldene Armbanduhr. Normalerweise fand ich goldene Uhren protzig, aber zu Raphael passte sie irgendwie. Der glänzende Ton harmonierte ganz wunderbar mit dem Braun seiner Haut.
    »Wie wäre es jetzt mit einem Tee?«
    »Hm?« Ich war immer noch mit seiner makellosen Haut beschäftigt.
    »Tee?«, wiederholte er geduldig.
    »Gern«, antwortete ich zerstreut und bereute meine Antwort sofort. Sollte ich mich jetzt etwa in Unterhose und T-Shirt zu ihm auf die Terrasse setzen?
    Er bemerkte mein Zögern. »Es ist frisch heute. Du wirst frieren, wenn du dir nichts überziehst.«
    »Tja, da hast du wohl recht.« Dankbar dafür, dass er mir das richtige Stichwort geliefert hatte, drehte ich mich um und ging zurück zum Haus. »Ich bin gleich wieder da.«
    In meinem Zimmer zog ich mir hastig Jeans, Turnschuhe und einen Pulli über. Als ich auf Raphaels Terrasse trat, stand ein Tablett auf dem Tisch. Neben Tassen, Löffeln und Zuckerdose entdeckte ich auch einen Teller mit Gebäck. Raphael selbst war nirgendwo zu sehen, und so wagte ich einen Blick auf den Titel der Zeitschrift, die er gelesen hatte, als ich in den Garten getreten war.
    Überrascht stellte ich fest, dass es sich um einen Comic handelte. »Superman«, flüsterte ich erstaunt.
    Raphael kam mit einer Teekanne aus dem Gästezimmer. »Ich habe die Comics am Flughafen gekauft. Kennst du sie?«
    »Nein, aber ich habe einen der Filme gesehen.«
    »Das klingt so, als habe er dir nicht gefallen.«
    »Nein, nicht sonderlich.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja.« Ich zuckte mit den Schultern. »Erstens fliegt der Typ den ganzen Tag durch die Gegend und rettet Menschenleben.«
    Raphael schmunzelte. »Na und? Es gibt blödere Hobbys.«
    »Und zweitens steckt er bis zum Hals in einem eng anliegenden Kostüm mit Umhang. Das ist albern!«
    »Warum legen Frauen eigentlich immer so viel Wert auf die richtige Kleidung?«
    »Vielleicht, weil wir nicht von einem Riesenbaby in blau-rotem Strampelanzug gerettet werden wollen.« Ich musste ebenfalls lächeln. »Aber das ist es nicht, was mich am meisten stört.«
    »Was dann?«
    »Er sagt seiner Freundin nicht die Wahrheit. Lois Lane weiß bis zum Schluss nicht, dass Clark Kent eigentlich Superman ist.«
    »Er hat gute Gründe, ihr seine Superkräfte zu verheimlichen.«
    »Was kann wichtiger sein in einer Beziehung als Ehrlichkeit?«
    »Hm.« Raphael runzelte nachdenklich die Stirn. »Eigentlich hast du recht. Keine Liebe ohne

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