Für immer und eh nicht (German Edition)
glaube, meine Mutter verhätschelt den Hund noch mehr als meinen Bruder. Und das ist eigentlich kaum möglich.«
»Jetzt übertreibst du aber! Sebastian wohnt doch hoffentlich nicht mehr zu Hause? Er müsste auch schon Anfang dreißig sein.«
»Er ist rechtzeitig genug ausgezogen, bevor meine Eltern seine wechselnden Frauenbekanntschaften kritisieren konnten.«
»Ist nichts Ernsthaftes dabei?«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ernsthaft war noch keine. Weder ernsthaft sympathisch noch ernsthaft intelligent.«
»Du bist böse!«
»Aber es stimmt.«
»Ist er noch bei der Kriminalpolizei?«
»Ja. Wenn ich ihn mal zufällig im Dienst treffe, macht er sich furchtbar wichtig und kommandiert seinen Partner herum. Dabei sieht er aus wie eine junge Version von Oberinspektor Derrick.«
Hanna grinste vergnügt. »Wie ich sehe, versteht ihr euch immer noch blendend.«
»Sebastian ist ein netter Kerl, nur furchtbar faul und ungefähr so sensibel wie ein Holzklotz. Weißt du, was er mir als Erstes gesagt hat, als ich ihm erzählte, dass die Hochzeit mit Lukas geplatzt ist?«
»Was denn?«
»Er sagte: ›Gott sei Dank! Dann kann ich die Suche nach einer passenden weiblichen Begleitung für die Hochzeit einstellen. Das wäre zeitlich echt eng geworden.‹«
»Armer Kerl! Er scheint schwer im Stress zu sein.« Hanna nahm noch einen Schluck Rotwein.
»Vermutlich denkt er das wirklich«, bestätigte ich. »Aber vielleicht hätte er auch mal einen Gedanken an mich verschwenden können. Meine Stresswerte waren zu diesem Zeitpunkt bestimmt höher als seine. Schließlich hatte ich meinen Verlobten mit einer anderen im Bett erwischt.«
»Sebastian ist ein loyaler Bruder. Wäre er dabei gewesen, hätte er bestimmt alle beide verhaftet.«
»Kann sein. Aber vorher hätte ich mir seine Dienstpistole geschnappt und sie erschossen«, murmelte ich.
»Das kann ich mir gut vorstellen. Es muss furchtbar gewesen sein«, sagte Hanna vorsichtig.
Ich schloss für einen Moment die Augen und rief mir die Szene wieder vor Augen: Lukas, nur mit einer roten Unterhose bekleidet (die ich ihm geschenkt hatte!) auf der teuren schwarzen Satin-Bettwäsche (die wir uns zusammen ausgesucht hatten!) in inniger Umarmung mit einer blonden Frau (die ich noch nie zuvor gesehen hatte!).
Ich seufzte. »Erinnerst du dich, wie fassungslos wir waren, als Bobby Ewing starb?« Hanna und ich waren in unserer Teenager-Zeit große »Dallas«-Fans gewesen.
Sie nickte. »Das war einfach schrecklich. Ich habe nächtelang nicht schlafen können.«
»So ähnlich ging es mir nach dem Erlebnis mit Lukas. Nur, dass es noch viel schlimmer war und dass ich leider nicht am nächsten Tag aufwachte und Lukas treu und vergnügt unter der Dusche stand.«
Hanna lächelte schwach. »Zumindest nimmst du es mit Humor.«
»Hm – ehrlich gesagt kann ich immer noch nicht richtig darüber lachen. Ich kenne bessere Witze.«
»Zum Beispiel?« Offensichtlich wollte Hanna mich aufheitern.
Und tatsächlich, ich musste nicht lange überlegen. »Zum Beispiel die Tatsache, dass Monika ihr Baby ›Kaspian‹ genannt hat.« Monika war eine gemeinsame Freundin von uns und vor wenigen Wochen zum ersten Mal Mutter geworden.
»Ein ungewöhnlicher Name.« Hanna kicherte. »Aber Monika hatte immer schon einen ungewöhnlichen Geschmack.«
»So kann man das auch nennen. Kaspian! Was für ein Name ist das denn? Wo gibt es Menschen, die Kaspian heißen?«
»In Narnia, wo sonst?«
Ich prustete los. »Erzähl das bloß nicht Monika! Die läuft seit der Geburt sowieso mit einem Gesicht herum, als hätte sie die Weisheit der Welt mit Löffeln gefressen.«
»Das sind die Hormone.«
»Bei dir war das nie so schlimm.«
»Ich war so jung, als ich die Zwillinge bekommen habe … Da hatte ich überhaupt keine Zeit, auf meine Hormone zu hören.« Hanna war noch während ihres Studiums schwanger geworden, hatte aber trotzdem ihre zuvor gesteckten Ziele geradlinig verfolgt: Sie hatte den Vater der Zwillinge, Peter, kurz vor der Geburt geheiratet, die Kinder zur Welt gebracht und noch im selben Jahr ihren Abschluss in Sozialpädagogik geschafft. Ich bewunderte sie grenzenlos. Außerdem war sie die beste Freundin, die man sich wünschen konnte.
Gut gelaunt prostete ich ihr zu. »Damals gab es noch keine mütterlichen Hormone. Die wurden erst von den Frauenzeitschriften erfunden.«
»Genauso wie das Idealgewicht«, ergänzte Hanna.
»Die biologische Uhr.«
» PMS
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