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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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vorstellen«, murmelte ich mitleidig.
    »Aber noch bin ich jung genug, um eine eigene Familie zu gründen«, fuhr Raphael fort.
    »Möchtest du Kinder?«
    »Natürlich. Du nicht?«
    »Ich weiß nicht.« Ich zuckte mit den Schultern.
    Natürlich hatte ich immer von einer Familie geträumt: ein gut aussehender Mann, zwei süße Kinder, ein geräumiges Reihenhaus am Stadtrand und dazu vielleicht noch ein kleiner Hund oder eine hübsche Katze. Nach meinem fünfunddreißigsten Geburtstag hatte ich diesen Traum jedoch in den Bereich der Fantasie verbannt und gestattete ihn mir nur noch selten, wenn ich entweder furchtbar depressiv oder völlig betrunken (oder beides gleichzeitig) war.
    Ich hatte es nicht mehr für möglich gehalten, dass ich einen Mann kennenlernen würde, der genau meinen Ansprüchen entsprach. Mehr noch: der alle Erwartungen übertraf. So jemand konnte nicht wirklich existieren. Und doch – Raphael war real. So real, dass ich schon weiche Knie bekam, wenn er mich nur anschaute. Oder wenn sich unsere Hände, so wie jetzt, zufällig beim Abwasch berührten.
    Seufzend schob ich die Gedanken an eine Familie fürs Erste wieder beiseite. Darüber konnten wir immer noch sprechen. Jetzt gab es wichtigere Fragen, die ich stellen musste.
    »Warum hast du eine persönliche Assistentin?«, nahm ich den Gesprächsfaden wenig später wieder auf, als wir den Sauger aus dem Schrank holten.
    »Eva?«
    Ich nickte.
    »Sie ist schon bei uns, seit ich denken kann.«
    »Dann kennt sie dich wohl sehr gut.«
    »Eifersüchtig?« Er grinste.
    »Nein«, log ich.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass sie schon sehr alt ist.«
    »Warum arbeitet sie dann noch?«
    »Weil sie es bereits seit Ewigkeiten tut und immer noch eine große Stütze für unsere Firma ist.«
    »Ihr habt eine Firma?«, fragte ich überrascht. Das hatte er noch gar nicht erzählt. Aber irgendwoher musste das Geld schließlich kommen, das er in sein Schloss investiert hatte. »Was ist es denn für ein Unternehmen?«
    »Ach, wir machen alles Mögliche«, antwortete Raphael unbestimmt.
    »Und wo sitzt diese Firma? Wo genau macht ihr ›alles Mögliche‹?«, hakte ich nach.
    »Wir sind weltweit tätig.«
    Ich war beeindruckt. Aber noch bevor ich eine weitere Frage herausbrachte, stellte Raphael den Staubsauger an und begann saugend durch die Zimmer zu laufen.
    Nachdenklich folgte ich ihm. Jetzt hatte er mir wieder etwas zum Grübeln gegeben: Seine Familie besaß ein international tätiges Unternehmen. Vielleicht handelte es sich sogar um einen Großkonzern mit Raphael als Juniorchef. Was sie wohl produzierten? Stahl? Gold? Öl?
    Schlagartig fiel mir die Titelmelodie von »Dallas« ein, und ich sah mich selbst als Mitglied des Familienimperiums der Hohenbergs über den Bildschirm laufen – oder besser noch: reiten.
    Der Gedanke an Pferde brachte mich auf meine nächste Frage. »Warum hast du dir das Schloss und den Reitstall gekauft?«, erkundigte ich mich, als ich nach dem Staubsaugen auf dem Boden kniete und meine Koffer auspackte. »Du wirst doch sicherlich einmal die Firma übernehmen.«
    Raphael hockte auf meinem Bett und sah plötzlich etwas verlegen aus. »Das glaube ich nicht«, begann er zögernd.
    »Warum nicht? Gabriel lebt ja nicht ewig.«
    »Er ist sehr rüstig für sein Alter. Außerdem besteht die Unternehmensleitung nicht nur aus ihm.«
    »Du meinst, es gibt noch andere Inhaber?«
    Raphael rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. »Sozusagen, ja.«
    Also war es wohl doch nichts mit dem Familienimperium. »Dann ist es sicher eine gute Idee von dir gewesen, etwas Eigenes aufzubauen.«
    »Ja.«
    »Ein Schloss, ein Weingut und ein Reitstall sind ein toller Lebensinhalt.«
    »Ich würde dich demnächst gern mal mitnehmen und dir alles zeigen.«
    »Darauf freue ich mich!« Ich stand auf, ergriff den Wäschehaufen und deutete Raphael an, mir zu folgen. »Letzte Station: Waschmaschine.«
    Eine halbe Stunde später wechselte das Programm vom Vor- in den Hauptwaschgang, und ich hatte Raphael alles gefragt, was mir in den Sinn kam. Ich wusste nun, dass er zum Abendessen am liebsten Pasta und Rotwein mochte, in seiner Freizeit gern Klavier spielte, die Fliegerei hasste, und dass er sein Handy außer für den Empfang von SMS und das Telefonieren nicht benutzte.
    »Ich komme mit dieser Technik nicht zurecht«, gestand er.
    »Ich auch nicht«, tröstete ich ihn.
    »Noch etwas, das wir gemeinsam haben«, sagte er erfreut. »Wir passen wirklich toll

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