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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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Engelsgeduld mit mir«, seufzte ich.
    Er lachte. »Woher willst du wissen, dass Engel Geduld haben?«
    »Ich vermute es einfach. Den ganzen Tag sitzen sie nackt auf einer Wolke und spielen Harfe. Das muss furchtbar öde sein, und trotzdem sieht man sie auf den kirchlichen Gemälden immer beharrlich lächeln.«
    »Vielleicht stimmt das Bild gar nicht, das die Menschen sich von ihnen machen.«
    »Du meinst, sie können gar keine Harfe spielen?«
    »Ich dachte eher daran, dass sie nicht nackt sind.«
    »Okay, eine Unterhose wäre vielleicht angebracht. Aber stell dir mal die ganzen Kirchmalereien mit Engeln vor, die weißen Feinripp oder Boxershorts tragen!«
    »Ich glaube, dass sich die Engel gar nicht so sehr von den Menschen unterscheiden.«
    »Immerhin haben sie Flügel … »
    »Noch ein Klischee!«
    »… blonde Locken, Pausbacken und jede Menge Babyspeck.«
    »Schade.« Er zwinkerte mir vergnügt zu. »Damit scheide ich wohl als Engel aus.« Irgendetwas an dieser Feststellung schien ihm zu gefallen.
    »Ja, das tust du«, bestätigte ich. »Gott sei Dank!«
    Am Nachmittag schleppten wir uns müde die drei Stockwerke bis in meine Wohnung hinauf.
    »Ich bin völlig erledigt«, seufzte ich und stellte die Einkaufstüten an die Schlafzimmertür. »Aber ich hatte selten einen so schönen Tag wie heute!«
    »Ich hatte keine Ahnung, wie viel Schuh- und Parfumgeschäfte es in einer Stadt gibt«, stellte Raphael gut gelaunt fest und legte den Arm um meine Schulter. »Und was machen wir jetzt?«
    »Hm, mal sehen.« Ich schmiegte mich an ihn. »Wie wäre es, wenn ich dir die neuen Schuhe mit meinem besten Kleid vorführe?«
    »Gute Idee!«
    »Dann komm.« Ich lief rückwärts und zog ihn mit mir ins Schlafzimmer.
    Leider hatte ich vergessen, welche Unordnung ich am Morgen zurückgelassen hatte. Erst als ich in Raphaels entsetztes Gesicht schaute, wurde mir klar, dass der Anblick grausam sein musste.
    »Oh! Das war vielleicht doch keine gute Idee.« Beschämt drehte ich mich um und betrachtete das Chaos auf dem Boden. Raphael räusperte sich. »Sollen wir die Schuhprobe nicht lieber auf später verschieben und zuerst einmal aufräumen?«
    »Aufräumen?«, wiederholte ich erstaunt.
    »Aufräumen ist nach Schuhe kaufen mein zweitliebstes Hobby«, versicherte er mir und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. »Wo fangen wir an?«
    »In der Küche?«, schlug ich zaghaft vor, immer noch überrascht von seinem Vorschlag. Ein Mann, der nach mehreren Stunden in Schuhgeschäften den Vorschlag machte, gemeinsam für Ordnung zu sorgen – so jemand war mir fast schon unheimlich! Welche tollen Eigenschaften besaß er noch, von denen ich nichts wusste? Es wurde Zeit, dass ich ein wenig mehr von ihm erfuhr.
    »Übrigens habe ich eine Bedingung fürs gemeinsame Aufräumen«, bemerkte ich deshalb beiläufig, als wir die Küche betraten.
    »Und die lautet?«
    »Ich darf dir bei der Arbeit ein paar Fragen stellen. Du weißt jetzt schon einiges über mich und mein Leben, aber ich weiß so gut wie gar nichts über dich.«
    Er überlegte einen Moment lang und nickte dann zögernd.
    »Glory! Glory! Halleluja!«, ertönte es aus seiner Hosentasche.
    Raphael seufzte und holte das Handy hervor. Er warf nur einen kurzen Blick auf das Display, bevor er das Gerät wieder in die Tasche zurücksteckte.
    »Dein Großvater fasst sich wohl immer recht kurz«, bemerkte ich vorsichtig.
    »Ja, Gabriel ist kein Freund von vielen Worten.«
    »Es ist sicherlich auch nicht einfach für einen alten Mann, die richtigen Handytasten zu drücken. Da beschränkt man sich auf das Nötigste.«
    Raphael lachte. »So kann man es auch sehen.«
    »Ich würde gern mehr über deine Familie erfahren.«
    »Einverstanden. Wir räumen auf, und dabei kannst du Fragen stellen. Ich werde sie so gut wie möglich beantworten.«
    Langsam arbeiteten wir uns von Raum zu Raum, spülten das Frühstücksgeschirr, saugten Staub, packten meine Koffer aus und füllten die Waschmaschine.
    »Leben deine Eltern noch?«, war meine erste Frage. Ich stellte sie, als ich meine Finger in das heiße Spülwasser tauchte. Raphael, der mit einem Geschirrhandtuch neben mir stand, schüttelte den Kopf. »Ich kenne meine Eltern gar nicht. Seit ich denken kann, habe ich bei Gabriel gelebt.«
    »Hm.« Das erklärte vielleicht einige seiner altmodischen Ansichten.
    »Hast du Geschwister?«
    »Nein.«
    »Du Glücklicher!«
    Er lachte. »Ich hätte gern eine richtige Familie gehabt.«
    »Das kann ich mir

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