Für immer und eh nicht (German Edition)
das Wohnzimmer.
Natürlich hatten wir uns viel zu erzählen! Meine Mutter platzte förmlich vor Neugierde. Sie hatte diesen hoffnungsvollen Blick aufgesetzt, den sie immer trug, wenn ich ihr einen neuen Mann vorstellte: eine Mischung aus freudiger Erwartung, Anteilnahme und Ungeduld.
»Wer ist das?«
»Wie lange dauert der Umbau?«
Wir fragten beide gleichzeitig.
»Du zuerst!«
»Dein Vater hat gerade erst angefangen, den alten Teppich rauszureißen. Er schätzt, dass er mindestens zwei Wochen brauchen wird.«
»Zwei Wochen?« Ich ließ mich neben sie aufs Sofa sinken. »Hat er keine Hilfe?«
»Doch. Ab und zu helfen Sebastian und Harald.«
»Er hat jede Menge Freunde, die auch alle in Rente sind. Warum helfen die nicht mit?«
»Sie machen es seiner Meinung nach nicht gut genug, und sie hören nicht auf seine Anweisungen. Die beiden Jungs kann er besser herumkommandieren.« Damit schien das Thema für Mutter erst einmal beendet, denn sie sagte: »Und nun bist du an der Reihe: Wer ist der junge Mann?«
»Er heißt Raphael. Und so jung ist er gar nicht mehr.« Ich hatte nämlich vorhin an der Waschmaschine vereinzelte graue Haare an Raphaels Schläfen entdeckt.
»Kennst du ihn schon lange?«
»Seit einer Woche.«
»Hast du ihn bei Hanna kennengelernt?«
Ich nickte.
»Ist es etwas Ernstes?«
Ich wusste, worauf sie hinauswollte. Sobald ich vor ungefähr zwanzig Jahren meinen ersten Freund mit nach Hause gebracht hatte, träumte meine Mutter von einer rauschenden Hochzeitsfeier und mindestens drei Enkelkindern.
»Ich denke schon«, seufzte ich. So nahe wie dieses Mal war sie ihren Träumen wohl noch nie gekommen.
»Schön!« Sie nickte zufrieden und stieß mich dann mit dem Ellenbogen in die Seite. »Er sieht schnuckelig aus.«
Normalerweise hätte ich diese Bemerkung ignoriert. Jetzt aber, mit der Aussicht auf zwei gemeinsame Wochen auf engem Raum, war es wohl besser, die Verhältnisse zu klären.
»Raphael ist mein Freund.« Ich betonte das »mein« stärker als nötig.
»Verlobter«, verbesserte Raphael, der mit einem Tablett ins Zimmer kam und die Tassen verteilte.
»Ihr seid verlobt?« Meine Mutter riss die Augen auf.
»Nein!« Ich sprang auf.
»Doch«, widersprach Raphael. »Wir waren gerade dabei, uns zu verloben, als Sie geklingelt haben.«
»Wir sollten das vielleicht erst einmal untereinander klären, bevor du es meiner Mutter verkündest.«
»Warum? Ich dachte, wir sind uns einig.«
»Ich habe noch nicht ›ja‹ gesagt.«
»Aber du hättest es, wenn es nicht geklingelt hätte.«
»Vielleicht«, murmelte ich unschlüssig.
»Natürlich will sie«, mischte sich jetzt meine Mutter ein. Die Aussicht auf eine baldige Hochzeit hatte ihren Ärger über unseren überraschenden Entschluss offenbar schnell verdrängt. »Theresa ist immerhin schon achtunddreißig Jahre alt und hat nicht mehr alle Zeit der Welt.«
»Mama!«
Raphael grinste zufrieden. »Siehst du? Deine Mutter hat ›ja‹ gesagt.«
»Das gilt nicht!« Wütend blickte ich auf meine Mutter hinunter. Aber sie beachtete mich gar nicht, sondern zog ihren Kalender aus der Handtasche. »Am besten wäre natürlich eine Sommerhochzeit«, murmelte sie. »Aber ob man da jetzt noch eine gute Gastwirtschaft reservieren kann?«
»Das müssen wir gar nicht. Wir können in meinem Schloss feiern.«
»Sie haben ein Schloss?«, japste meine Mutter.
»Ja. Mir gehört Schloss Silberstein im Rheingau.«
»Ein richtiges Schloss?« Sie griff sich an die Brust. »Sind Sie etwa ein Graf oder so etwas Ähnliches?«
»Sicher. Ich bin Graf Raphael von Hohenberg.«
»O mein Gott!« Meine Mutter sank in die Sofakissen zurück.
Auch mir war sein Adelstitel neu. »Warum hast du mir das vorhin nicht gesagt?«
»Du hast mich nicht gefragt«, entgegnete Raphael und lächelte entschuldigend. »Ist das ein Problem für dich?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt kein Problem mit dieser Information. Im Gegenteil! Vergessen waren das Missverständnis um den Heiratsantrag und der vorübergehende Einzug meiner Mutter. Raphael war ein Graf! Das würde mich nach der Hochzeit zu einer echten Gräfin machen. Gräfin Theresa von Hohenberg – das klang richtig gut. Ob ich dann auch in der Regenbogenpresse erscheinen würde? Ich konnte die Schlagzeilen schon vor mir sehen: »Traumhochzeit auf Schloss Silberstein« oder »Gräfin Theresa als wunderschöne Braut« oder »Nachwuchs im Hause Hohenberg«.
Ich
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