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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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schnell auf dem Sofa eingeschlafen und hatte nichts von ihrer Rückkehr mitbekommen.
    »Dein Bruder war beeindruckt.« Raphael wirkte sehr zufrieden mit sich. »Kann ich dich auch zu einer kleinen Spritztour überreden? Der Wagen läuft einwandfrei, besonders auf der Autobahn. Wir haben es gestern auf zweihundertzehn Kilometer pro Stunde geschafft.«
    »Seid ihr wahnsinnig?« Nicht nur, dass es Sebastian als Polizist eigentlich besser wissen musste. Auch Raphaels plötzliche Begeisterung für sein Cabrio gefiel mir nicht.
    »Wir können ja langsamer fahren«, beschwichtigte er mich.
    Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, ich will zu meinem Vater fahren.«
    »Schade!« Raphael seufzte. »Das heißt also, dass ich den Abend allein verbringen muss?«
    »Ja.« Es tat mir leid, ihn abweisen zu müssen.
    »Ist das ein Rolls-Royce?« Stefanie trat hinter mir aus der Apotheke.
    »Ja, ein Phantom Drophead Coupé.« Raphaels Augen, die gerade noch enttäuscht dreingeblickt hatten, bekamen auf einmal einen besonderen Glanz, eine Mischung aus Stolz und Selbstgefälligkeit.
    »Ist ja nicht zu fassen!« Stefanie strich vorsichtig mit der Hand über die Motorhaube. »Darf ich mal probesitzen?«
    »Aber sicher.« Raphael öffnete ihr die Beifahrertür, und Stefanie nahm ehrfürchtig Platz.
    »Wow!«
    Warum waren eigentlich alle Leute so verrückt nach diesem Auto? Ungeduldig blickte ich auf meine Armbanduhr. »Ich muss jetzt leider los.«
    »Soll ich dich fahren?«, fragte Raphael.
    »Nein, danke. Mein Wagen steht dort drüben.«
    »Du könntest aber mich nach Hause bringen«, schlug Stefanie vor. »Dann muss ich nicht auf den Bus warten.«
    »Hast du Lust auf eine kleine Probefahrt?«
    »Ich glaube, Theresa hat etwas dagegen.« Stefanie musterte mich von der Seite.
    »Nein, nein. Es ist okay«, versicherte ich ihr. Stefanie war sicherlich die letzte Person, die mich hintergehen würde. Außerdem war ich nicht eifersüchtig, sondern lediglich erstaunt über die neue Begeisterung, die Raphael für sein Auto an den Tag legte. Das passte irgendwie nicht zu ihm.
    »Wirklich?«, erkundigte sich Stefanie.
    »Natürlich.« Ich nickte und warf Raphael eine Kusshand zu. »Viel Spaß!«
    »Danke!« Er winkte zurück. »Darf ich dich später noch anrufen?«
    »Natürlich. Ich freue mich.«
    »Bis dann!« Mit diesen Worten brauste er davon.
    Als ich die Tür zum Haus meiner Eltern öffnete, empfingen mich laute Radiomusik und heftige Schlaggeräusche aus dem Dachgeschoss.
    »Wir brauchen noch mehr Rastkeile!«, brüllte mein Vater.
    »Wo ist denn die Schachtel mit den Keilen?«, fragte eine Stimme, die ich als Haralds identifizierte.
    »Die muss hier irgendwo liegen. Ich habe sie gerade noch in der Hand gehabt.« Es folgten neue Hammerschläge.
    Vorsichtig balancierte ich um leere Verpackungen, Folien, Kartons und Werkzeuge herum die Treppe hinauf. Kein Wunder, dass sich meine Mutter weigerte, in diesem Chaos zu leben! Je höher ich kam, desto schlimmer wurde es. Im ersten Stock standen zudem etliche Pappkartons und Kleidersäcke im Weg, die normalerweise im Dachgeschoss lagerten.
    »Sebastian, gib mir mal die Wasserwaage! Und wo bleiben die Rastkeile?« Mein Vater war offensichtlich in seinem Element.
    »Wo hast du die Wasserwaage zuletzt hingelegt?«
    »Irgendwo da drüben.«
    »Die Box mit den Rastkeilen ist auch verschwunden.«
    »Das muss aber alles irgendwo sein. Macht gefälligst eure Augen auf!«
    Ich schmunzelte. Wenn mein Vater handwerklich tätig wurde, verwandelte er sich von einem gewissenhaften, ruhigen Finanzbeamten in einen chaotischen Tyrannen, der mindestens zwei Assistenten benötigte, um ein Loch in die Wand zu bohren. Die Hauptbeschäftigung seiner Helfer bestand darin, die Werkzeuge wiederzufinden, die er verlegt hatte. Und so wunderte es mich auch jetzt nicht, Sebastian und Harald suchend auf dem Boden vorzufinden, als ich im Dachgeschoss ankam.
    »Ich melde mich zum Dienst«, begrüßte ich die drei Männer fröhlich.
    Sebastian und mein Vater blickten auf und nickten mir zu, aber wenigstens Harald schenkte mir ein kurzes Lächeln. Vermutlich freute er sich, dass es nun einen Helfer mehr gab, an dem mein Vater seine schlechte Laune auslassen konnte.
    »Hilf den Jungs mal beim Suchen«, forderte mein Vater mich auf und schwang wieder seinen Hammer. Mit seiner blauen Latzhose, die er bis zu den Knien hochgekrempelt hatte, und einer farblich passenden Baseballmütze, die seine weißen Haare verdeckte, wirkte

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