Für immer und eh nicht (German Edition)
er alles andere als fachmännisch, sondern eher wie ein zu groß geratener Schlumpf.
»Hallo, lieber Papa. Ich freue mich auch, dich zu sehen«, murmelte ich, als ich neben Harald in die Knie ging und sofort das Gesicht verzog. Meine Muskeln schmerzten immer noch.
»Hast du Schmerzen?«, wollte Harald wissen.
»Nein, nur Muskelkater.« Ich stützte mich vorsichtig auf meine Hände.
»Das kommt vom Reiten«, sagte Sebastian.
»Reiten?«, wiederholte mein Vater erstaunt und unterbrach sein Hämmern. »Seit wann reitest du?«
»Ach, es ergab sich so.«
»Eine Reitstunde ergibt sich eigentlich nicht einfach so«, stellte Harald fest. »Es sei denn, man stößt zufällig auf ein gesatteltes Pferd mit den passenden Reitklamotten im Maul.«
»So ähnlich war es auch«, entgegnete ich.
»Zufälle gibt’s!«
»Allerdings.«
»Du solltest vorsichtiger sein.« Mein Vater runzelte die Stirn. »In deinem Alter erlernt man das Reiten nicht mehr so schnell.«
Harald grinste.
Ich verbiss mir eine entsprechende Bemerkung und griff stattdessen nach einer Box, die unter einer Rolle mit Dämmfolie gelegen hatte. »Ist es das, was ihr sucht?«
»Die Rastkeile!« Mein Vater nahm mir das Paket ab und stellte es vor sich auf einen Stapel mit Parkettholz.
Mühsam richtete ich mich wieder auf und ließ meinen Blick durch das Dachgeschoss gleiten. Ungefähr ein Viertel des Raumes war bereits mit Parkett verlegt. In den restlichen zwei Dritteln standen mehrere große Holzpakete, drei Rollen mit Dämmfolie, diverse Farbeimer, Werkzeuge, das Radio und eine Kiste Bier.
»Was ist noch zu machen, wenn der Boden fertig ist?«
»Die Leisten«, sagte mein Vater und schlug gleich darauf mit dem Hammer an die Seite eines Parkettholzes. »Die Wände.« Ein weiterer Hammerschlag. »Die Decke.« Wieder ein Schlag. »Die indirekte Beleuchtung in den Dachbalken.« Er legte den Hammer zur Seite. »Und noch ein paar Kleinigkeiten.«
»Das ist ein ziemlich umfangreiches Programm. Was denkst du, wann du damit fertig bist?«
»Keine Ahnung.« Er zuckte mit den Schultern.
»Eine Woche?«, schlug ich vor.
»Vielleicht.« Er sah sich suchend um. »Sebastian, wo ist denn nun die Wasserwaage?«
»Ist das das Ding mit den Luftblasen?« Ich deutete auf ein längliches Werkzeug, das hinter der elektrischen Säge hervorschaute.
»Ja, genau das.« Zufrieden griff mein Vater nach der Waage und legte sie seitlich an das Parkett.
»Ich sehe schon, ich kann hier gute Dienste leisten.«
»Eine zusätzliche helfende Hand können wir immer brauchen, das habe ich dir schon am Telefon gesagt.«
»Apropos helfende Hand«, mischte sich Sebastian ein. »Theresa wird dir auch am Samstag helfen.«
»Wobei?«
»Bei deinem Grillfest.«
»Theresa? Das geht nicht.« Mein Vater zog sich die Mütze vom Kopf und trocknete seine schweißnasse Stirn.
»Warum nicht?«
»Das Grillfest ist Männersache.«
»Sie kann sich ja im Hintergrund halten.«
»Ja, genau«, warf ich spöttisch ein. »Du kannst mich in der Küche einschließen und dort arbeiten lassen, dann bemerkt mich keiner. Ich verspreche auch, nicht herauszukommen.«
»Ich weiß nicht.« Mein Vater ließ die Mütze fallen und kratzte sich am Kopf. Offensichtlich dachte er ernsthaft über meinen Vorschlag nach.
»Komm schon, Papa!« Sebastian klopfte ihm auf die Schulter. »Nimm Theresa in den heiligen Kreis der Griller auf.«
»Warum setzt du dich eigentlich so für sie ein?«, wollte mein Vater wissen und musterte Sebastian misstrauisch.
»Weil ich ihn vertreten soll«, entgegnete ich schadenfroh. »Hat er dir das noch nicht gesagt?«
»Nein.«
»Ich kann am Samstagabend leider nicht kommen. Ich muss arbeiten.« Sebastian log, ohne rot zu werden.
»Das ist schade. Musst du auch arbeiten?«, fragte mein Vater Harald.
Dieser schüttelte den Kopf. »Sebastian hat einen Spezialauftrag«, antwortete er grinsend. »Sehr schwieriger Fall.«
Mein Vater bemerkte die Ironie nicht. »Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als tatsächlich Theresa um Hilfe zu bitten. So schnell bekomme ich nämlich keinen männlichen Ersatz.«
»Dann wäre das also abgemacht.« Erleichtert erhob sich Sebastian und nahm eine Flasche Bier aus dem Kasten. Im Vorbeigehen drückte er mir einen Kuss auf die Wange. »Danke, Schwesterlein!«
»Schon gut.« Wie machte er das? Man konnte ihm einfach nicht lange böse sein.
»Hört auf zu schwatzen und sagt mir lieber, wo mein Hammer ist!« Mein Vater wühlte verzweifelt in dem
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