Für immer und eh nicht (German Edition)
Rhythmus finden würden. Wir waren einfach nicht füreinander geschaffen.
Nach der zweiten Runde fühlte ich meine Oberschenkel nicht mehr. Außerdem war meine Nasenschleimhaut auf doppelte Größe geschwollen und erschwerte mir das Atmen.
Raphael merkte von alldem nichts. Er ritt geduldig neben mir her, strahlte mich an und schien die Situation zu genießen.
»Jetzt kommt eine Überraschung«, verkündete er, als wir die dritte Runde geschafft hatten.
»Und das wäre?«, fragte ich argwöhnisch. In der Hallenmitte standen einige Hindernisse. Er wollte doch hoffentlich jetzt nicht mit mir springen?
»Eine kleine Pause.« Er rutschte gewandt von seinem Pferd und streckte mir die Arme entgegen.
Gott sei Dank! »Die Pause darf gern auch ein wenig länger sein«, schniefte ich und ließ mich in seine Arme fallen.
»Wie du willst«, flüsterte er und zog mich an sich. Gleich darauf fühlte ich seine Lippen auf meinem Mund.
Ach so, das war die Überraschung! Nun, damit war ich mehr als einverstanden. Zufrieden schloss ich die Augen und überließ mich seinen Zärtlichkeiten. Doch schon nach wenigen Sekunden war damit Schluss.
Es war nicht etwa so, dass er den Kuss beendete und sich zurückzog. Nein, ich war diejenige, die heftig atmend einen Schritt zurücktrat.
»Entschuldige!«, murmelte er verlegen. »Das ging dir zu schnell, oder?«
Ich schüttelte den Kopf und deutete keuchend auf das Pferd. »Ich bekomme keine Luft mehr! Ich glaube, ich bin allergisch.«
»Auf Pferde? Das müsstest du doch wissen.«
»Ich bin in meinem ganzen Leben Pferden noch nicht so nahe gekommen wie heute«, japste ich. »Und wenn ich noch länger hier bleibe, ersticke ich!«
Mit diesen Worten rannte ich an ihm vorbei Richtung Ausgang. Erleichtert atmete ich die frische Luft ein und zog ein Taschentuch heraus. Als mein Blick auf meine Hände fiel, erlebte ich den nächsten Schock. Meine Haut war stark gerötet und bildete kleine Pusteln. Nervös tastete ich mein Gesicht ab. Auch hier war alles heiß und geschwollen.
»Ich bin eindeutig allergisch«, nuschelte ich ins Taschentuch, als Raphael neben mich trat.
»Was machen wir denn jetzt?« Er wirkte ratlos.
»Ich denke, das war’s mit der Reitstunde. Ich will nach Hause!« Ich fühlte mich so jämmerlich, wie ich klang. Mein erster Nachmittag mit Raphael im Schloss hatte soeben in einer Katastrophe geendet.
»Kann ich irgendetwas für dich tun?«
Ich nickte. »Du kannst mich fahren. Ich habe in der Apotheke ein paar wirksame rezeptfreie Anti-Allergika. Außerdem muss ich so schnell wie möglich diese Reitsachen ausziehen und duschen.«
»Gut. Ich bringe nur schnell die Pferde zurück, dann starten wir.«
Die Rückfahrt verlief weitgehend schweigsam. Raphael musterte mich hin und wieder besorgt, sagte jedoch nichts. Ich dirigierte ihn zuerst zur Apotheke, deckte mich dort mit Medikamenten gegen allergische Beschwerden ein und bat ihn dann, mich zu meiner Wohnung zu bringen.
»Willst du noch mit raufkommen?«, röchelte ich, als er vor dem Haus parkte. Das Atmen fiel mir zwar wieder leichter als im Stall, aber ich trug noch immer die Reitsachen, auf denen sich vermutlich massenhaft Pferdehaare befanden.
»Gern. Ich möchte sicherstellen, dass es dir gut geht. Komm!« Er legte seinen Arm um mich und half mir die Stufen hinauf.
Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufgeschlossen hatte, lehnte ich mich erschöpft an Raphaels Brust. »Ich bin völlig außer Atem«, keuchte ich. »So etwas habe ich noch nie erlebt.«
»Aber es ist jetzt doch schon eine Stunde her! Langsam müsste es wirklich besser werden.«
»Ich glaube, das dauert noch ein bisschen. Zuerst muss ich jetzt mal meine Kleidung loswerden und dann heiß duschen.« Inzwischen spürte ich vom Reiten jeden Knochen. »Ich kann kaum noch laufen.«
»Ist ja interessant!«, tönte unerwartet die Stimme meines Bruders aus der Küche. Erschrocken fuhren Raphael und ich herum. Am Küchentisch saßen meine Mutter und Sebastian einträchtig vor einer Schüssel mit Nudelsalat. Franz-Ferdinand kam schwanzwedelnd auf uns zu und beschnüffelte aufgeregt meine Reithose.
»Hört sich an, als hättet ihr jede Menge Spaß gehabt.« Sebastian grinste anzüglich. »Habt Ihr euer kleines Problem aus dem Schuhgeschäft gelöst?«
»Ich glaube kaum, dass dich das was angeht.« Mein Atem rasselte. »Was willst du überhaupt hier? Warum bist du nicht bei Papa und hilfst beim Umbau?«
»Ich habe ihn eingeladen«, mischte sich jetzt meine
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