Für immer und eh nicht (German Edition)
ja.«
O Mann! Warum musste das ausgerechnet mir passieren? »Bist du dir absolut sicher?«
Er nickte.
Ich krabbelte mühsam vom Sofa und begann aufgebracht im Zimmer hin und her zu laufen, während er mit offenem Hemd zwischen den Kissen lehnte und mich ängstlich beobachtete.
»Ich bin selbst nicht besonders erfahren, weißt du?« Außer Lukas hatte es in meinem Leben nur zwei andere Männer gegeben, mit denen ich im Bett gelandet war.
Er blickte überrascht auf. »Soll das heißen, du hast Erfahrung auf diesem Gebiet?«
Ich nickte. »Natürlich.«
»Das wusste ich nicht«, murmelte er und verzog nun seinerseits nachdenklich die Stirn.
»Ich bin immerhin achtunddreißig Jahre alt. Was hast du denn gedacht?«
Er schwang seine Beine vom Sofa und setzte sich aufrecht hin. »Mir wurde immer gesagt, dass man mit dem Sex bis zur Ehe warten muss.«
Ich lachte. »Wo steht das denn geschrieben?«
»In der Bibel.«
»Meinst du das ernst?« Er nickte.
»Ich habe das während meiner Ausbildung gehört.«
»Und was für eine Schule war das? Eine Klosterschule?«
»So etwas in der Art.«
»Und deine Familie? Lebt die auch nach diesem Grundsatz?«
»Ja. Ausnahmslos.«
»Die Armen!«
»Bislang haben sie sich nie beschwert.«
Was waren denn das für Leute? »Sag mal, du bist nicht zufällig Mitglied einer Sekte oder so?«
»Natürlich nicht.« Entrüstet sah er mich an.
»Okay.« Ich seufzte resigniert. »Aber du musst doch mitbekommen haben, dass es heute anders läuft. Ich meine – du warst im Personenschutz tätig. Hörte dieser Schutz etwa an der Schlafzimmertür auf?«
»Selbstverständlich!«, entgegnete Raphael. »Ich kann natürlich nicht für meine Kollegen sprechen, aber ich habe immer draußen gewartet, wenn es zu Intimitäten gekommen ist.«
»Das beruhigt mich.« Zumindest war er kein Spanner!
»Das heißt aber nicht, dass ich es gebilligt habe«, fügte er widerstrebend hinzu.
»Warst du denn nie verliebt?«
»Nein. Bis vor ein paar Tagen nicht.«
»Oh.« Anscheinend war ich tatsächlich seine erste Frau. War das zu glauben? Ich atmete tief durch und kehrte langsam zum Sofa zurück. »Was machen wir denn jetzt?«
»Ich weiß es nicht.« Er brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Tut mir leid.«
»Ist schon gut.« Wie er so dasaß, mit offenem Hemd und leicht zerknirschtem Gesichtsausdruck, konnte ich ihm nicht länger böse sein. Was hatte er denn schon verbrochen? Genau genommen gar nichts. Nicht ein einziges Mal.
»Weißt du …«, begann ich und setzte mich wieder zu ihm. Vorsichtig streichelte ich mit meinen Fingern über seine gut trainierten Bauchmuskeln. »Die Bibel ist zweitausend Jahre alt. Manche Dinge haben sich seitdem geändert.«
»Wirklich?«, flüsterte er und erschauerte leicht.
»Ja.« Langsam streifte ich ihm das Hemd vom Körper und ließ es auf den Boden sinken. »Wir wohnen ja auch nicht mehr in Lehmhütten oder reiten auf Eseln.«
»Interessantes Argument.« Er legte seine Hände um meine Taille und ließ sie langsam höher wandern.
»Und die Kreuzigungen haben wir auch abgeschafft«, murmelte ich zwischen zwei Küssen. »Außerdem leben die Menschen heute viel länger als damals. Warum sollen sie nicht auch ein bisschen mehr Spaß haben?«
»Ich glaube, ich bin absolut deiner Meinung«, flüsterte Raphael und erwiderte den nächsten Kuss leidenschaftlich. »Zum Teufel mit den alten Regeln!«
»Du lernst schnell«, grunzte ich zufrieden. Doch gerade, als ich seine Hände unter mein T-Shirt schieben wollte, klingelte sein Handy mit einem lauten »Glory, Glory, Halleluja!«
»Du hast eine SMS bekommen«, bemerkte ich atemlos.
»Die kann ich später lesen«, nuschelte er und begann mich am Hals zu küssen.
»›Glory, Glory‹ ist dein Opa.« Ich rückte ein Stück von ihm ab, um ihm in die Augen sehen zu können.
»Mein Opa? Ach so, ja … Gabriel.« Offensichtlich hatte ich ihn ziemlich durcheinandergebracht. »Der kann heute mal warten.«
»Was ist, wenn er deine Hilfe braucht? Wenn ihm etwas passiert ist?«
»Wieso sollte ihm etwas passiert sein?«
»Der Mann ist über achtzig.«
»Er wird gut betreut.« Damit zog Raphael mich wieder zu sich und erstickte weitere Argumente mit einem Kuss. Ich gab nur zu gern nach, schließlich wusste er sicherlich besser als ich, wie er seinen Großvater zu behandeln hatte.
Doch kaum waren seine Hände unter meinem T-Shirt angelangt, ertönte »Glory, Glory, Halleluja!« ein zweites Mal.
»Dein Opa kann aber
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