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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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mich erstaunt angesehen und zumindest bis zum Ende meines Traums keinen Ton mehr gesagt.«
    Meine Mutter als Eheberaterin für Adam und Eva! Ich schmunzelte. »Und? Habt ihr euch für heute Nacht wieder auf der Bank verabredet? Es scheint ja einiges an Gesprächsbedarf zwischen euch zu geben.«
    »Natürlich nicht! Kurz danach erschien nämlich eine wunderschöne Frau mit einem Schleier und sagte so etwas Ähnliches wie: ›Wo bleibt ihr denn? Nun kommt schon! Das war lange genug, sonst wird sie noch misstrauisch‹.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht.« Mutter runzelte die Stirn. »Aber ich habe es aufgegeben, darüber nachzudenken. Schließlich war es ja nur ein Traum.«
    »Hat sich die Frau mit dem Schleier auch auf die Bank gesetzt?«
    »Nein. Sie hob die Hand, und auf einmal waren alle weg.«
    »Das ist wirklich eigenartig.« Aber solange es meine Mutter nicht nur zum Nachdenken, sondern sogar zum Gehen bewegte, war mir jeder Traum recht.
    »Genug von mir«, sagte sie. »Was machst du heute? Bist du bei uns?«
    »Nein. Papa hat uns heute frei gegeben.«
    »Wie schön! Kommt Raphael vorbei?«
    »Ich denke schon. Allerdings weiß ich nicht genau, wann. Er kann mich nicht anrufen, weil ich gestern sein Handy eingesteckt habe.«
    »Hat er keine Festnetznummer?«
    »Keine Ahnung. Bislang haben wir nur über Handy miteinander telefoniert.«
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Die Abhängigkeit von diesen Mobiltelefonen gefällt mir nicht. Wohin soll das noch führen?«
    »Mama!«
    »Ist ja schon gut. Ich weiß, die Zeiten haben sich geändert, und ich muss das akzeptieren.«
    »Du solltest öfter von Adam und Eva träumen. Das bekommt dir.«
    »Ich tue mein Möglichstes.« Sie schmunzelte. »So, jetzt muss ich duschen. Ich bin schon spät dran.« Leise pfeifend ging sie ins Badezimmer.
    Erstaunt sah ich ihr nach, bis sie die Tür zum Bad verschloss, nicht ohne mir vorher noch einmal fröhlich zu winken. Ihre gute Laune und ihr plötzliches Verständnis waren mir unheimlich. Andererseits kam mir ihr Auszug gerade heute sehr gelegen. Ich goss mir noch einen Kaffee ein, setzte mich auf den Boden zu Franz-Ferdinand und streichelte ihn ausgiebig im Nacken, wo er es am liebsten hatte.
    »So schnell können sich Probleme in Luft auflösen«, flüsterte ich ihm zu. »Heute Nachmittag habe ich sturmfreie Bude!«
    Raphael kam gegen vier Uhr, genau in dem Moment, als draußen ein fürchterliches Gewitter losbrach. Atemlos stand er in der Tür und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Selbst triefend nass sah er noch aus wie ein junger Gott. In seinen Haaren fingen sich feine Regentropfen, seine Haut glänzte und das feuchte Hemd klebte an seiner Brust.
    »Komm schnell rein!« Ich zog ihn in die Wohnung und fuhr ihm mit meiner Hand durch die Haare. »Brauchst du ein Handtuch?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum hast du nicht im Auto gewartet, bis das Gewitter fort ist?«
    »Das ging nicht. Dieses verdammte Verdeck hat beim Ausfahren geklemmt, und ich musste es manuell hochklappen.«
    »Wie ärgerlich.«
    »Ich sollte dringend so einen Kurs belegen, bei dem man etwas über Autos lernt.« Er legte seinen Pulli zur Seite und sah sich suchend um. »Wo ist deine Mutter?«
    »Sie ist wieder zu Hause.«
    »Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein, im Gegenteil. Sie ist freiwillig gegangen.«
    »So plötzlich?«
    »Sie hatte wohl eine Art Erscheinung.«
    Raphael war schon auf dem Weg ins Wohnzimmer gewesen, blieb aber bei meinen letzten Worten wie angewurzelt stehen. »Eine Erscheinung?«, wiederholte er verblüfft.
    »Ihr sind im Traum Adam und Eva erschienen und haben ihr ins Gewissen geredet. Ist das nicht lustig?«
    »Hm.« Er schien darüber nicht lachen zu können, sondern machte ein besorgtes Gesicht.
    »Keine Panik, so etwas ist nicht erblich.« Ich gab ihm einen tröstenden Kuss auf die Wange. Dann holte ich sein Handy und die kleine Tüte mit dem verbogenen Ring aus meiner Tasche. »Hier, deine Sachen.«
    »Mein Telefon!« Erleichtert nahm er das Handy entgegen und schaltete es ein. Die Tüte mit dem Ring steckte er achtlos in seine Hosentasche. »Entschuldigst du mich für einen Moment? Ich muss dringend meine SMS lesen.«
    »Kein Problem.« Ich schob ihn ins Wohnzimmer, während er bereits dabei war, geistesabwesend auf den Tasten seines Telefons herumzudrücken.
    Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber ein Glas Champagner würde die Stimmung aufheitern und

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