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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Rippen zu stoßen. »Sie ist eine Nullerin.«
    »Eine was?« Casanova sah Tami an und runzelte die Stirn. Sie erwiderte das Stirnrunzeln, und Furcht verdrängte die Verwirrung aus ihrem Gesicht.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich zu ihr und hoffte, dass es nicht gelogen war.
    Es schien sie nicht zu beruhigen, was daran liegen mochte, dass sie gar nicht wusste, wer ich war.
    »Inwiefern ist derzeit ›alles in Ordnun‹;?«, fragte Casanova.
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu, aber seine Sorge war durchaus berechtigt.
    Meine Macht folgt dem Geist, nicht dem Körper, und deshalb schien es eine gute Idee gewesen zu sein, Mircea verkleidet einen Besuch abzustatten und ihn mit einem Sprung wegzubringen.
    Selbst wenn der Senat eine Nullbombe vorbereitet hatte, um das zu verhindern – sie wäre nicht durch Marcellos Präsenz ausgelöst worden. Aber ich hätte daran denken sollen: Nichts war leicht und problemlos, wenn es um den Senat ging.
    »Es war ein guter Plan«, sagte Marlowe und erriet offenbar meine Gedanken. Er versuchte, Anteilnahme zu zeigen, doch das Lächeln kehrte immer wieder zurück.
    »Abgesehen davon, dass er nicht funktioniert hat?«, fragte Casanova.
    »Wie habt ihr Tami bekommen?«, wandte ich mich an Marlowe.
    »Wir hörten, dass die Magier eine Nullerin hatten, und daraufhin baten wir sie, uns ihre Gefangene auszuleihen«, antwortete Marlowe bereitwillig. »Das ist billiger als die Verwendung einer Nullbombe bei jedem Ihrer Besuche.«
    Verdammt, ich hätte daran denken sollen. Eine Nullerin neben Mirceas Bett zu parken… das war die perfekte Lösung. Im Gegensatz zu einer Bombe war Tami die ganze Zeit über »eingeschaltet«. Und der Umstand, dass sich die Macht einer lebenden Nullerin nur in einem begrenzten Bereich auswirkte, spielte keine Rolle, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe Mirceas befand. Hier war sie genauso sicher untergebracht wie in einer der Zellen des Kreises, und ihre Präsenz sorgte dafür, dass die Vampire mich schnappen konnten, sollte ich noch einmal hier auftauchen.
    Wie zum Beispiel jetzt.
    »Bis eben habe ich gar nicht gewusst, dass ihr euch kennt«, sagte Marlowe.
    Einer von Pritkins Flüchen kam mir über die Lippen. Kein Wunder, dass Marlowe so zufrieden wirkte. Der Kreis hatte ihm, ohne es zu ahnen, ein wichtiges Druckmittel gegen mich gegeben.
    Ich beschloss, den Teil mit den Drohungen, dem Verhandeln und den auf der Hand liegenden Schlussfolgerungen zu überspringen. »Wenn sie eine Leihgabe ist, will der Kreis sie bestimmt zurück.«
    Marlowe sah noch zufriedener aus, wenn das überhaupt möglich war, und aus dem Lächeln wurde ein breites Grinsen. »Wir lassen uns etwas einfallen«, sagte er. »Darf ich bitten?«
    Ich seufzte. Zum Glück hatte ich Billy angemessen gekleidet, denn alles deutete daraufhin, dass uns tatsächlich eine Begegnung mit der Konsulin bevorstand.
    »Ja. Bringen wir es hinter uns.«
    Als wir den Senatssaal betraten, blieb Tami abrupt stehen und riss die Augen auf. Es gab jede Menge zu sehen, von der großen roten Sandsteinhöhle über die kristallenen Kronleuchter bis hin zu den farbenprächtigen Fahnen hinter den verzierten Sitzen am großen Mahagonitisch. Ich brauchte mich nicht zu fragen, warum Tami so starrte – in der Präsenz der Konsulin fiel es schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    Zuerst dachte ich, dass sie zur Abwechslung etwas trug, das nicht lebendig war.
    Aber dann bewegte sich der goldene und schwarze Schlangendruck ihres Kaftans, und eine Flut aus schimmernden Schuppen glitt über ihren Körper.
    Hinter dem Haupt der Konsulin kam ein großer Schlangenkopf wie eine Kapuze nach oben, mit glänzenden schwarzen Augen, die einen unheilvollen Blick auf mich richteten. Ich begriff plötzlich, dass sie offenbar den Großvater aller Kobras gehäutet und doch irgendwie am Leben erhalten hatte. Augustine wäre vermutlich hysterisch geworden.
    Aber er konnte verdammt gut nähen. Oder beschwören oder was auch immer.
    Im Dante’s hatte ich sein Geschick kaum gewürdigt, da ich jedes Mal fast erstickte, wenn ich eine seiner Kreationen anprobierte. Zwar würde ich die Konsulin nie in den Schatten stellen können, doch ich hielt mich für recht schick.
    Mein Körper trug ein Kleid aus mitternachtsblauer Seide, aber das sah man kaum wegen der Dinge, die darauf passierten. Oder besser gesagt: wegen der Dinge, die im Kleid zu passieren schienen. Denn je genauer man hinsah, desto schwerer fiel es einem, sich daran zu erinnern,

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