Für immer untot
passieren.
»Er musste zu einem Ort gebracht werden, der mehr Sicherheit bietet.«
Marlowe sah mich an. »Derzeit brauche ich alle Leute. Ich habe nicht genug Männer, um Mircea unter Arrest zu halten.«
»Arrest?« Das Wort ergab in Zusammenhang mit Mircea keinen Sinn. Er war ein Meister der ersten Stufe. Jemand wie er kam und ging, wie es ihm beliebte.
»Wovon reden Sie da?«
»Er wollte gehen, vermutlich um nach Ihnen zu suchen. Aber er hatte sich nicht völlig unter Kontrolle. Wir wussten nicht, was er angestellt hätte, wenn er in einem solchen Zustand unter die Menschen geraten wäre.« Marlowe schnitt eine Grimasse. »Es… missfiel ihm, dass wir ihm seinen Wunsch verweigerten.
Ich habe sechs schwer verletzte Männer, die das bezeugen können.«
Ich schluckte und versuchte, ein neutrales Gesicht zu machen. Als Mircea noch dazu imstande gewesen war, klar zu denken, hatte er befohlen, mich wegzubringen. Wenn er versuchte, mich zu finden, ließ sich daraus nur der Schluss ziehen, dass es um ihn noch schlimmer stand, als ich bisher befürchtet hatte.
»Wo ist er?«, fragte Alphonse, und es klang wie: »Zwing mich nicht, dich in Stücke zu reißen.«
Sal ergriff seinen Arm, und Marlowe wirkte nur verärgert. Von Alphonses Intelligenz hielt er offenbar nicht sehr viel, und ich neigte dazu, mich diesem Standpunkt anzuschließen. Es war nicht klug, irgendein Senatsmitglied herauszufordern, doch den Chefspion des Senats gegen sich aufzubringen, grenzte an Selbstmord, insbesondere für jemanden, der mal gerade ein Meister der dritten Stufe war.
Als Marlowe ihm keine Beachtung schenkte, gab Alphonse ein Geräusch von sich, das man ein Knurren nennen könnte. »Mäßigen Sie Ihren Diener«, sagte Marlowe. »Oder ich kümmere mich darum.«
Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Worte mir galten. Sie ergaben keinen Sinn. Alphonse war nicht mein Diener. Alphonse war… oh, Mist. »Sie behandeln mich wie Mirceas Stellvertreter, nicht wahr?« Es klang normal, obwohl meine Lippen wie betäubt waren.
»Er ernannte Sie dazu, als er noch im… Vollbesitz seiner Kräfte war«, erwiderte Marlowe.
Das war eine üble Sache. Eine wirklich üble Sache. Es erklärte vieles, auch warum die Konsulin noch nicht angeordnet hatte, mich zu packen und in irgendeine Zelle zu werfen – das war so ziemlich der einzige positive Aspekt.
Eigentlich konnte Mircea jede beliebige Person zu seinem Stellvertreter ernennen, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, für die Familie zu sprechen, wenn der Meister aus irgendeinem Grund nicht dazu in der Lage war.
Diese Stellung hatte Alphonse bei Tony eingenommen. Aber warum in aller Welt hatte sich Mircea für mich entschieden? Daheim im Bundesstaat Washington stand ihm ein ganzer Mitarbeiterstab zur Verfügung, ganz zu schweigen von zahllosen Anhängern – jeder von ihnen hätte sich besser als Hüter und Wächter geeignet. Ich konnte die Familie nicht verteidigen, was die zweitwichtigste Aufgabe des Stellvertreters war. Es fiel mir schon schwer genug, mein eigenes Leben zu schützen! Was hatte er sich nur dabei gedacht?
Ich befeuchtete mir die Lippen. Es war eine verräterische Geste, und Eugenie hätte mir dafür einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Aber sie waren plötzlich so trocken, dass ich sonst gar nicht hätte sprechen können. Trotzdem brachte ich keinen Ton hervor.
»Natürlich hat er sie dazu ernannt«, sagte Sal, und ich fühlte ihren eisernen Griff an der Schulter. Er teilte mir mit: Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, in Ohnmacht zu fallen und Schande über uns alle zu bringen. Ich straffte den Rücken ein wenig, und der Druck auf meiner Schulter ließ so weit nach, dass ich vielleicht mit einem kleinen blauen Fleck davonkam. »Der Meister und die Pythia haben ein Bündnis geschlossen.«
Marlowes Gesichtsausdruck machte deutlich, was er darüber dachte, aber die Konsulin sprach, und die Meinungen aller anderen Anwesenden spielten keine Rolle mehr. »Dann kannst du für ihn sprechen«, sagte sie zu mir.
Ich trat etwas näher und blieb stehen, bevor die Reflexionen von meinem Kleid den Tisch erreichten. Die Lichtpunkte hätten ihr vermutlich nicht mehr ausgemacht als ein Flohbiss, aber ich brauchte keine Hilfe dabei, sie zu verärgern. Das schaffte ich auch ganz allein.
Ich sah in das wunderschöne bronzene Gesicht. »Warum wird Lord Mircea gefangen gehalten?«
»Wie man dir bereits erklärt hat: zu seinem Schutz. Es wurde schwer, ihn unter Kontrolle
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