Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
tastete umher, bis ich Pritkins Hand fand. Seine Haut war kalt vom Wasser, und sein Puls ging schnell, aber nicht zu schnell. Nicht so schnell wie meiner, der bestrebt zu sein schien, die Adern platzen zu lassen. Mit dem nächsten Sprung sollte ich besser etwas warten. Am besten ein paar Tage.
    Pritkin blieb an Ort und Stelle. »Gehen? Wohin?«
    »Wir setzen die Suche nach dem Codex fort! Es wäre zur Abwechslung ganz nett, danach Ausschau zu halten, ohne dass jemand auf uns schießt.«
    »Ein verständlicher Wunsch. Allerdings möchte ich daraufhinweisen, dass der Hexenzirkel von Paris der älteste in ganz Europa ist. In unserer Epoche hält er sich hier nicht mehr auf, aber in dieser Zeit herrscht hier sicher kein Mangel an Magiern. Von Fallen aller Art ganz zu schweigen. Es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis wir einen Schutzzauber auslösen – wenn wir das nicht schon getan haben.«
    »Können Sie einen besseren Vorschlag machen?«
    »Ja. Bringen Sie uns mit einem weiteren Sprung fort von hier!« Ich glaubte, selbst in der Dunkelheit seinen finsteren Blick zu sehen.
    Ich atmete tief durch und ärgerte mich mehr als jemals zuvor. Besser gesagt: Mein Arger war größer, als er es jemals in der Zeit vor John Pritkin gewesen war. »Warum bin ich nicht auf diese Idee gekommen?«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass Sie mehrmals an einem Tag springen…«
    »Ja, und es hat mich völlig geschafft.«
    »Das haben Sie nie erwähnt.«
    »Sie haben nie danach gefragt.«
    Es folgte kurze Stille. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Oh, es geht mir bestens, tipptopp.« Ich verabscheute seinen Vorschlag, aber leider fiel mir kein besserer ein. »Verlassen wir zumindest diesen Tunnel«, sagte ich. »Anschließend versuche ich, uns zurückzubringen, vor dem Beginn des Feuerwerks.«
    Wir waren eine ganze Ewigkeit durch den Tunnel unterwegs, nicht wegen der Finsternis, sondern weil Pritkin davon überzeugt zu sein schien, dass sich jemand oder etwas aus der Dunkelheit auf uns stürzen würde. Doch wir bekamen es nur mit den üblichen Problemen zu tun: Hitze, abgestandene Luft und jede Menge Spaß beim Versuch, nicht auf dem unebenen Boden auszurutschen und zu vermeiden, uns an den rauen Wänden noch mehr Haut abzukratzen. Schließlich erreichten wir eine Gabelung, und Pritkin blieb stehen. »Sind Sie sicher, dass Sie springen können?«
    »Wie sieht Ihr Plan aus, wenn ich Nein sage?«
    »Dann warten wir so lange, bis Sie Ja sagen.«
    »Ich schätze, unter solchen Umständen kann ich tatsächlich springen.« Ich litt nicht an Klaustrophobie, aber ich hatte die Tunnel langsam satt. Meine Finger schlossen sich fester um Pritkins Hand, als ich mich auf unsere Zeit konzentrierte und sprang.
    Diesmal schmolz die Welt um uns herum ganz langsam, wie Farbe, die sich in Wasser auflöste, Tropfen für Tropfen. Normalerweise spürte ich nicht das Verstreichen von Jahren, nur ein schwereloses Fallen, das in der vorher gewählten Zeit endete. Doch diesmal fühlte ich es in aller Deutlichkeit. Die Realität kräuselte sich und strich in trägen, reibungslosen Wogen an uns vorbei.
    Plötzlich war ich dankbar dafür, dass ich nichts sehen konnte, denn was ich fühlte, war erschreckend genug. Für einen wie endlosen Moment war ich ein Strom aus losgelösten Atomen, das Bewusstsein auseinandergerissen und der Körper so sehr in die Länge gezogen, dass er weder Anfang noch Ende hatte.
    Dann schnappte ich zu mir selbst zurück, nur damit alles noch einmal von vorn begann. Ich hörte Gesprächsfetzen, einzelne Töne einer Melodie und etwas, das sich nach einer weiteren Explosion oder einem Einsturz anhörte, alles schnell hintereinander, wie bei einem Radio, an dem jemand den Frequenzregler drehte. Und schließlich begriff ich, was geschah. Diese Reise war kein langer Sprung, sondern bestand aus kleinen Hüpfern – auf dem Weg zurück in unsere Zeit erschienen wir immer wieder in anderen Epochen.
    Ich spürte die Zeit, und sie fühlte sich schwer an. Es kam mir vor wie der Versuch, durch Sirup zu schwimmen. Unsere Reise durch die Jahrhunderte kam einem Marathon gleich, den wir im Dunkeln liefen. Mit Gewichten an meinen Beinen.
    Als wir schließlich unser Ziel erreichten, war es wie Luft für einen Ertrinkenden: völlig unerwartet, ein Wunder. Ich rechnete halb damit, unter Wasser zu materialisieren, aber offenbar hatten wir den überfluteten Bereich verlassen, denn ich wankte gegen eine größtenteils trockene Wand. Abrupt setzte ich mich

Weitere Kostenlose Bücher