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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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verschieben?«
    Pritkin schwieg, aber es war ein bedeutungsvolles Schweigen, das mir mitteilte: Diese Sache ist noch nicht erledigt. Ich ließ ihn brüten und konzentrierte mich darauf, nicht zu fallen. Langsam tasteten wir uns durch einen weiteren dunklen Tunnel.
    Wir fanden den Lagerraum schließlich, indem wir gegen ihn tapsten. Besser gesagt: indem wir gegen das rostige Gitter in seinem Eingang stießen. Ich wich einige Schritte zurück, während Pritkin herumtastete. Ich hörte das Ratschen eines Streichholzes, und plötzlich sah ich wieder. Blasses gelbes Licht kam von einer kleinen Lampe in einer Nische, und in ihrem matten Schein suchte Pritkin nach Fallen. Er fand keine, was ihn noch mehr zu beunruhigen schien.
    »Was haben Sie? Manassier hat gesagt, dieser Ort sei verlassen.«
    Pritkin strich sich mit der Hand übers Haar, das sich ungeachtet von Wasser, Schweiß und Staub noch immer wie eine unabhängige Entität verhielt.
    »Können Sie wieder springen?«
    »Vielleicht.«
    »Wenn etwas schiefgeht, springen Sie sofort. Haben Sie verstanden?«
    »Ja.«
    Pritkin warf mir einen misstrauischen Blick zu, und ich zeigte ihm meine beste Pokermiene. Er hatte gefragt, ob ich verstand, und ich hatte Ja gesagt. Was mich zu nichts verpflichtete.
    Er strich mit den Fingern über den Türmechanismus, auf dem sich eine dicke Schicht aus Staub und Dreck gebildet hatte. Etwas klickte, und Pritkin wich zurück, stieß das Gitter dann vorsichtig mit der Stiefelspitze an. Es schwang gehorsam nach innen, aber er zögerte trotzdem. »Die Sache gefällt mir nicht. Es ist zu einfach.«
    Ich hatte nichts dagegen, dass endlich einmal etwas einfach war. Meiner Ansicht nach wurde es höchste Zeit dafür. »Vielleicht ist das Glück diesmal auf unserer Seite…«
    Pritkin betrat den Raum und verschwand mit einem Geräusch, das nach einem halb erstickten Schrei klang. »Pritkin!« Er antwortete nicht. Ich kniete im Eingang, aber es gab nichts zu sehen, nur eine kleine, leere Höhle, ohne Ausgang und ohne einen Magier.
    Mit der einen Hand hielt ich mich am Gitter fest, und die andere streckte ich aus. Einen guten halben Meter weit ertastete sie nichts anderes als staubigen Kalkstein, und dann verschwand sie im Boden. Erschrocken zog ich die Hand zurück und betrachtete sie von allen Seiten – sie schien unverletzt zu sein. Der Boden war nur ein Trugbild, tatsächlich befand sich hier ein Abgrund.
    Ich streckte mich auf dem Boden aus, schloss die Augen und neigte den Kopf nach unten, bis meine Stirn eigentlich Stein hätte berühren müssen. Als das nicht der Fall war, hob ich die Lider und sah nur Schwärze. Nach einigen Sekunden gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und zeigten mir schmutzige Finger, die sich drei oder vier Meter weiter unten an einem kleinen Kalksteinvorsprung festhielten. Sie gehörten einem Menschen, und darunter, fast nicht mehr zu sehen, bemerkte ich einen vertrauten Wuschelkopf.
    »Nehmen Sie meine Hand, damit ich uns von hier wegbringen kann!«, rief ich und hoffte, dass ich springen konnte. Pritkin sah nach oben.
    »Was zum Teufel habe ich Ihnen eben gesagt?«, erwiderte er.
    »Hallo, ich bin Cassie Palmer. Sehr erfreut.«
    Pritkin sprach ruhig, aber ich hörte Stahl in seiner Stimme. »Miss Palmer. Weg vom Rand. Sofort.«
    »Ich falle schon nicht hinein«, sagte ich verärgert.
    »Ich bin auch nicht hineingefallen. Etwas hat mich hineingezogen.«
    Ich konnte Pritkins Gesicht nicht sehr gut erkennen – es war nur ein heller Schemen vor dem schwarzen Hintergrund –, aber er klang alles andere als glücklich. Manche Leute glaubten, dass er nur einen emotionalen Modus kannte: Ärger. Aber das stimmte nicht ganz. Er kannte viele verschiedene Arten von Arger. Während der letzten Wochen hatte ich den Unterschied kennengelernt zwischen stinksauer, zähneknirschend verärgert und nervös vergnatzt, und ich nahm an, dies fiel in die dritte Kategorie. Zumindest die Nervosität teilte ich.
    Sie wurde noch stärker, als Pritkin fluchte und mehrmals auf etwas schoss, das sich in der Dunkelheit verbarg. Ein schwacher, beißender Geruch von Schießpulver schwebte zu mir empor, als ich mich weiter ins getarnte Loch schob und dabei die Beine ausbreitete – ich hoffte, keinen Steinschlag auszulösen, wenn ich mein Gewicht über eine größere Fläche verteilte. Ich streckte mich, bis ich ein Knacken in meiner Schulter hörte, doch ich kam Pritkin nicht viel näher. Und solange ich ihn nicht berühren konnte, kam

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