Für immer untot
verschlossen.
Als ich herumwirbelte, um die Tür hinter mir zu schließen, fiel mein Blick kurz auf Pritkin – seine Silhouette zeichnete sich vor den grauen Bögen ab, die zur Brüstung führten. Er hatte die Tür fast erreicht und war nur einige Schritte hinter mir – beim Verlassen der Ley-Linie schien er nicht einmal langsamer geworden zu sein. Ich versuchte nicht, an seine Vernunft zu appellieren, denn sein Gesichtsausdruck wies deutlich daraufhin, wie wenig Sinn das hatte. Ich schlug die Tür zu, schob den Riegel vor und floh.
Die klaustrophobisch enge Wendeltreppe war so schmal, dass mein Kleid über beide Seiten strich, und abgesehen vom matten Glühen der Kugel und gelegentlichen kleinen Fenstern, die winzige Ausschnitte etwas weniger dunkler Dunkelheit zeigten, war es um mich herum völlig finster. Auf dem Weg nach unten konnte ich vielleicht zwei Stufen weit sehen. So schnell wie möglich eilte ich hinab und riskierte mehrmals, auf den jahrhundertealten glatten Steinen unter mir auszurutschen.
Oben krachte es, und brennende Holzsplitter regneten zusammen mit Funken die Treppe herab. Pritkin schien die Tür mit einem Feuerballzauber aufgebrochen zu haben. Die Kurven der Wendeltreppe schirmten mich glücklicherweise vor dem Gröbsten ab, während der Magier mit nackten Sohlen ein Minenfeld aus feurigen Splittern überqueren musste. Leider schien er recht gut damit klarzukommen.
Auf halbem Weg nach unten packte er mich, wodurch ich das Gleichgewicht verlor. Wir stolperten über die nächsten Stufen und fielen dann die Wendeltreppe hinunter. Unter den Sachen, die ich in meiner zum Beutel umfunktionierten Schleppe trug, befand sich auch der Gürtel mit den Zaubertränken, und als ich stürzte, machten sich einige der Fläschchen selbstständig. Einige folgten uns in die Tiefe. Andere zerbrachen an den Wänden und verströmten einen scharfen Geruch, der mir sofort Tränen in die Augen trieb. Etwas musste auf Pritkin gespritzt sein, denn er fluchte und ließ mich los.
Ich hörte ihn fallen, konnte ihm aber nicht helfen. Die Kugel rutschte mir aus der Hand, sprang über die Stufen und verschwand hinter der nächsten Kurve – plötzlich herrschte rabenschwarze Finsternis. Ich folgte der Kugel nur deshalb nicht, weil ich die Fingernägel in eins der Heinen Fenster bekommen hatte, die den einzigen Halt boten. Der von den Zaubertränken ausgehende Gestank war unglaublich, doch die durchs Fenster kommende kalte Nachtluft erlaubte mir zu atmen. Ich Hämmerte mich dort fest, schnappte nach Luft und lauschte, hörte aber nur den draußen wehenden Wind.
»Sind Sie verletzt?«, rief ich schließlich, erhielt als Antwort aber nur Echos meiner eigenen Stimme. Nicht einmal ein Stöhnen kam von unten. Auf der Treppe war es plötzlich gespenstisch still.
Ich biss mir auf die Lippe, doch was sollte ich groß überlegen? Selbst wenn ich nicht wegen Pritkin besorgt gewesen wäre – es führte kein anderer Weg nach unten. Es gab nur eine Treppe im Glockenturm, und zwar diese. Und solange die Kugel an ihrem Ende lag, kamen Reisen durch Ley-Linien nicht als Alternative infrage, selbst wenn ich bereit gewesen wäre, so etwas noch einmal zu riskieren.
Ich holte ein letztes Mal tief Luft und eilte dann durch das Miasma aus Dämpfen und über die Reste zerbrochener Fläschchen, die unter meinen Stiefeln knirschten. Die Kugel war am unteren Ende der Treppe vor einer hölzernen Tür liegen geblieben, die vermutlich nach draußen führte. In ihrem schwachen Schein sah ich Pritkin, der neben der Kugel lag und sich nicht rührte. Ich vergaß alle Vorsicht, lief die letzten Stufen hinunter, kniete neben dem Magier und tastete an seinem Hals nach dem Puls.
Er fühlte sich warm an, was ich für ein gutes Zeichen hielt, aber für einen langen Moment blieb meine Suche nach dem Puls ergebnislos. Dicke Haarsträhnen hatten sich ihm um den Hals gewickelt, und ich strich sie beiseite, bevor ich es noch einmal versuchte. Fast hätte ich erleichtert geschluchzt, als ich ihn schließlich fand: ein kleines, regelmäßiges Pochen unter meinen Fingerspitzen. Doch von Pritkins Kiefer tropfte klebrige Nässe auf meine Hand, und bei einer schnellen Untersuchung fand ich eine scheußliche Platzwunde am Kopf und einen Riss im Oberarm.
Ich öffnete die Tür, um einen Teil der Dämpfe nach draußen zu lassen, und als ich mich umdrehte, war Pritkin auf den Beinen. »Es ist nur recht und billig«, sagte er vorwurfsvoll, packte meine Schultern und stieß
Weitere Kostenlose Bücher