Für immer untot
Entwicklungen konnte ich ihn ruhig wieder duzen.
Im nächsten Augenblick hatte er meine Handgelenke an die Wand gedrückt, und seine Hüfte war zwischen meinen Beinen. »Nicht wenn du in dieser Hinsicht halb verhungert bist«, sagte er leise. »Es kann nicht befriedigend für dich sein, Nacht für Nacht neben einem Untoten zu liegen. Ich fühle den Frust in dir, die Verzweiflung, das Verlangen.«
Ich sah in die grünen Augen, die so hell leuchteten, als stünden sie in Flammen.
Für einen seltsamen außerkörperlichen Moment hätte ich sie ihm am liebsten ausgekratzt. »Ich weiß wenigstens, was Mircea ist!«, schleuderte ich ihm entgegen. »Können deine Gespielinnen das auch von dir behaupten?«
Überraschung erschien in den grünen Augen und wich sofort der Gewissheit, dass ich bluffte. »Und was bin ich?«
Meinen schwachen Punkt hatte er erraten müssen. Er hatte den emotionalen Stau gespürt, der auf den wochenlangen Kampf gegen den Geis zurückging, jedoch nicht seine wahre Ursache gekannt. Ich musste bei ihm jedoch nicht spekulieren.
»Ich habe es sofort gewusst, als ich dich gesehen habe«, sagte ich und hasste mich, noch während ich die Worte sprach. Es war nie leicht, jemandem, der einem seine Geheimnisse anvertraut hatte, Salz in die Wunde zu streuen. Aber mir blieb keine Wahl. Wenn er es mit einem weiteren Zauber dieser Art versuchte, blieb mir vielleicht nicht mehr genug Kraft, Widerstand zu leisten.
»Du bist ein halber Inkubus.«
Es zuckte in Pritkins Gesicht, als hätte er einen harten Schlag erhalten und als versuchte er zu verbergen, wie sehr es schmerzte. »Woher weißt du das?«
Ich ignorierte die Frage. Ich musste es tun, während ich noch seine Aufmerksamkeit hatte; sonst konnte dies wer weiß wo enden. »Warum habe ich deine Sachen genommen, wenn ich lüge?«, fragte ich mit hämmerndem Herzen. »Wenn ich mir nicht die Zeit genommen hätte, sie zu durchsuchen, wäre ich längst weg gewesen, als du kamst. Warum damit Zeit verlieren, wenn ich die Karte bereits habe? Und jetzt lass mich los!«
So etwas wie Zweifel flackerte kurz in Pritkins Augen. Dann hob er eigensinnig das Kinn. »Ich lasse dich los, wenn du mir die Karte zurückgibst.«
»Ich kann dir nicht zurückgeben, was ich nie hatte«, sagte ich scharf, nahm meine ganze Kraft zusammen und entwand mich seinem Griff. Er versuchte nicht, mich erneut zu packen, und ich griff nach meinem Kleid. Zwar konnte es meine Blößen nicht bedecken, weil es noch immer durchsichtig war, aber ich zog es trotzdem an, denn wenigstens schützte es ein wenig vor der Kälte. »Wenn du gestattest. .«, stieß ich bibbernd hervor.
Pritkins Blick glitt wieder über meinen Körper, und es fühlte sich fast wie eine Berührung an. Dann blinzelte er, sah zur Seite und machte das Kleid mit einer knappen Geste undurchsichtig. Ich dankte ihm nicht dafür.
Ich ging zur Tür, aber sie knallte direkt vor mir zu. »Wir sind hier noch nicht fertig!«, bellte Pritkin.
Ich wirbelte so zornig herum, dass ich nicht klar sehen konnte, stolperte dabei über die Schleppe und fiel. Er half mir hoch, drehte mich wortlos um und band die Schnüre fest. Seine Finger waren kühl auf meiner heißen Haut, und erwiesen sich als sehr geschickt. Ich ließ mir nur deshalb von ihm helfen, weil ich wusste: Wenn ich so zu Mircea zurückkehrte, würde er Pritkin töten.
Eine Vorstellung, die durchaus einen gewissen Reiz hatte.
»Lass mich los«, sagte ich eisig, als er fertig war. Ich fühlte mich verraten und war echt geladen, aber mein dummer Körper wollte nichts davon wissen. Ihm hatte die Berührung durch diese Hände gefallen, und er verlangte nach mehr.
Ich schien zweimal zu existieren: Die eine Hälfte hielt große Stücke auf den Magier, und die andere hätte ihn am liebsten tot gesehen.
Dann bemerkte ich etwas, das mir schon längst hätte auffallen sollen. »Der Geis. Er hat sich nicht gerührt.«
»Du hast es selbst gesagt«, erwiderte Pritkin gepresst. »Ich bin ein halber Inkubus. Wenn ich Kraft aufnehme, kann ich Geasa überwinden.«
Ich starrte ihn sprachlos an, als Dutzende oder gar Hunderte von Mosaiksteinen an den richtigen Platz rückten. Rosier konnte den Geis überwinden, also war sein Sohn ebenfalls dazu imstande. Aber in meiner Zeit hatte er das nicht getan und stattdessen heftige Schmerzen erlitten, anstatt…was? Anstatt zu riskieren, mir zu nahezukommen? Oder dass sich wiederholte, was mit seiner Frau geschehen war? Mit einer Frau, die dieser
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