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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Stelle sah ich einen blassen, müden Mann mit grauweißem Staub auf Haut und Kleidung. Pritkin strich sich mit den Fingern durchs Haar, das Punker-Stacheln bildete und wegen der backofenartigen Temperatur im Apartment schweißnass war. Wenigstens muss er es jetzt waschen, dachte ich.
    Pritkin bemerkte mich, und allein sein Blick bescherte mir ein Prickeln auf der Haut. »Haben Sie ihn gefunden?«
    Ich wankte näher und stützte mich an der Wand ab. Mein Herz schlug so laut und schnell, dass ich den Puls im Hals fühlte. »Nein.« Wie erschöpft schloss ich die Augen, denn Pritkin hatte mehrmals gezeigt, dass er viel in ihnen erkennen konnte. Auf meine Stimme war ich stolz. Ich hatte sie mir an Tonys Hof zugelegt, eine Stimme, die nicht einmal Vampiren etwas verriet. Ich atmete ruhiger und zwang mein Herz, langsamer zu schlagen. »Offenbar sind Dschinns wie Vampire: Sie hinterlassen keine Geister.«
    »Sie haben gesagt, Sie hätten etwas gefunden.«
    Ich öffnete die Augen und sah, wie Pritkin auf mich zukam. Na schön, vielleicht gab es doch einen Fehler in der Maske. Er bewegte sich wie der andere Pritkin, mit der tödlichen geschmeidigen Eleganz eines Kämpfers, voller Kraft und Bereitschaft. Etwas zu dicht vor mir blieb er stehen, und die grünen Augen sondierten mich.
    Er ist wie Tony mit schlechter Laune, sagte ich mir. Er sucht nach jemandem, den er bluten lassen kann, weil er einen schlechten Tag hat. Du fühlst nichts, keine Furcht, denn das erregt seine Aufmerksamkeit mehr als alles andere. Du bist ruhig, verträumt, gelassen. Du fühlst nichts. »Im Badezimmer gab es eine Geisterspur, aber sie stammte nicht vom Dschinn«, sagte ich wie beiläufig. »Vor einer Weile ist hier jemand anders gestorben.«
    »Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?« Nick trat neben mich. Sein Blick war auf mein Kleid gerichtet, das von einem hoffnungsvollen Vielleicht-geht-bald-die-Sonne-auf in neblige Nacht zurückgewichen war. Dünne weiße Ranken krochen über einen verschwommenen Hintergrund.
    »Ja«, erwiderte ich mit fester Stimme. »Das Waschbecken hat mich verfehlt und stattdessen ein Taxi erledigt.«
    Pritkin sah an mir vorbei zum verheerten Badezimmer, und die Falten fraßen sich tiefer in seine Stirn. »Wir müssen weg. Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun, und bald triff die Polizei der Menschen ein.«
    Ich brachte es nicht fertig, seine Hand zu berühren, und deshalb schob ich eine Faust in die Tasche seines Mantels, der wieder braun war. Ich fragte mich, wo sich wohl seine coolen schwarzen Sachen befanden. Die freie Hand streckte ich Nick entgegen und konzentrierte mich auf den Sprung zurück ins Dante’s. »Ja«, sagte ich, den Blick auf Pritkin gerichtet. »Hier sind wir fertig.«

Neun
    Casanova hatte darauf hingewiesen, dass es für mich unklug wäre, in einer Suite zu wohnen, für den Fall, dass Spione des Kreises nach Langzeitgästen Ausschau hielten. Stattdessen war ich in einem ehemaligen Lagerraum hinter der Tiki-Bar untergekommen. Unter meinem Bett standen mehrere große Kartons mit Cocktailschirmen, und mir blieb kaum genug Platz, mich umzudrehen. Pritkin war noch schlechter dran: Ihn hatte es in die ehemalige Garderobe der berühmten toten Künstler des Clubs verschlagen. Der Raum bot mehr Platz, da er auch die Särge der Künstler enthalten hatte, aber Pritkin meinte, es gäbe dort noch immer einen gewissen… Geruch. Derzeit verschaffte mir der Gedanke daran eine enorme Befriedigung.
    Ich zog mir gerade das zu große T-Shirt, das mir als Nachthemd diente, über den Kopf, als Billy durch die Wand kam. Rasch erzählte ich ihm von meinem Gespräch mit Saleh, während er auf der Kante meines Bettes saß und sich das Phantom einer Zigarette rollte. »Wir brauchen ein Team«, schloss ich meinen Bericht. »Wir sind ein Team.«
    Ich war ziemlich fertig, in mehr als nur einer Hinsicht. Müde schlang ich die Arme um das Kissen, das von einer besonders knauserigen Fluggesellschaft zu stammen schien.
    »Die Cassie-und-Billy-Show hat vielleicht ausgereicht, um Tony einen Schritt vorauszubleiben«, sagte ich, »aber sie genügt nicht für den Vorstoß in ein Bollwerk des Schwarzen Kreises.«
    »Und wir hatten so viel Glück mit unseren Partnern.«
    »Wir können Rafe trauen.«
    »Cass, ich weiß, dass du ihn magst, aber ich bitte dich. Er ist gewiss kein großer Krieger.«
    »Wir brauchen keinen Krieger«, erwiderte ich gereizt. »Ich plane nicht, den Kreis anzugreifen!«
    »Und deine Pläne funktionieren

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