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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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legte einen Arm über die Augen. Er hatte wahrscheinlich recht, auch wenn es kaum eine Rolle spielte. Wenn ich den Zauber nicht zu Mircea bringen konnte, dann musste ich Mircea zum Zauber bringen. Und erst am Morgen hatte ich gesagt, dass ich etwas tun wollte. Tolle letzte Worte.
    »Du brauchst Ruhe.« Billy versuchte, meine Hand zu nehmen, aber das gelang ihm nicht, denn in Salehs Apartment hatte er zu viel Kraft verloren. Seine Finger glitten durch meine. »Und du brauchst neue Energie«, sagte ich. Die Vorstellung, Kraft an ihn abzugeben, behagte mir nicht sonderlich, aber während der nächsten Stunden erwartete mich hoffentlich nur Schlaf.
    »Ich komme schon klar«, erwiderte Billy nach kurzem Zögern.
    Ich sah ihn verwirrt an und konnte mich nicht daran erinnern, wann er es zum letzten Mal abgelehnt hatte, Kraft von mir aufzunehmen. Es war die wichtigste Sache, die uns miteinander verband, sein Lohn dafür, dass er mir bei vielen Problemen half. »Was?«
    »Nichts für ungut, Cass, aber du siehst schlimm aus.«
    »Danke.«
    »Ich brauche ohnehin kaum Sprit, um den irren Magier im Auge zu behalten.«
    Mit dem Zeigefinger schob Billy seinen Hut nach oben und lächelte großspurig.
    »Wenn wir Glück haben, rücken ihm seine Ex-Kumpels vom Corps auf die Pelle und regeln die Sache für uns.«
    Ich schlief mit der Frage ein, warum ich mich bei diesem Gedanken nicht besser fühlte.
    Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang kam Rafe zu mir in die Küche. Da Pritkin nicht infrage kam, musste ich mich woanders nach Hilfe umschauen, und die Auswahl war nicht besonders groß. Ich hatte eine Nachricht bei der privaten Nummer hinterlassen, die Rafe mir gegeben hatte, mit der Bitte um ein Gespräch. Hoffentlich flippte er nicht zu sehr aus, wenn er hörte, worum es ging.
    Wir hatten uns gerade Stühle an einer nicht benutzten Arbeitsplatte geschnappt, als jemand vom Küchenpersonal vorbeikam und eine weiße Kaffeetasse vor mir abstellte. Sie roch nach richtigem Kaffee und frisch geschäumter Milch, und in der Mitte des Schaums wies ein Fleck auf den zum Schluss hinzugefügten Espresso hin. Pritkin wäre begeistert gewesen, aber ich schob die Tasse beiseite und fühlte mich nicht gut.
    »Was für eine Schweinerei, Cucciolina«, sagte Rafe zu seiner jüngsten Verehrerin, als kleine, pummelige Hände ihm Beerenmus aufs grüne Seidenhemd schmierten.
    Ein Teil des Küchenpersonals war damit beschäftigt, Pasteten für den Johannistag zu backen, was die violetten Ringe um den Mund des Babys und die Marmelade in seinem Haar erklärte. Miranda, die bestrebt gewesen war, sowohl Babysitterin zu sein als auch die Arbeiten in der Küche zu beaufsichtigen, hatte mir die Kleine in die Hände gedrückt, als ich hereingekommen war. Das Baby hatte sofort verdrießlich gequiekt, und als ich einfach nur dastand, schwoll das Quieken zu einem zornigen Heulen an.
    Rafe kam zu meiner Rettung, nahm das Kind trotz seiner eleganten Kleidung und wiegte es an der Brust. Einige Sekunden übertrieb die Kleine es wirklich und schrie, als durchbohrte ich sie mit Nadeln. Dann schniefte sie nur noch und drückte ihr Gesicht an Rafes Hemd. So schnell wie sie sich beruhigte… Mir war klar, dass sie nur mit dem hübschen Kerl flirten wollte.
    Ein weißer Porzellanteller gesellte sich meiner Kaffeetasse hinzu, darauf ein großer, hübsch brauner Muffin. Ich sah auf den Muffin hinab, und soweit ich das feststellen konnte, erwiderte er meinen Blick nicht. Da er damit den ersten Test bestanden hatte, brach ich ihn auf und schnupperte daran. Erdnussbutter und Sardellen. Ein kleiner Koch trödelte in der Nähe herum und wartete auf mein Urteil. Er würde eine ganze Weile warten müssen.
    »Sie erinnert mich an dich in diesem Alter«, sagte Rafe und wischte dem Baby mit einer Serviette die Lippen ab. Was alles nur noch schlimmer machte – es bekam jetzt auch violette Wangen. »Du konntest nie etwas essen, ohne dass die Mahlzeit überallhin geriet.«
    Am anderen Ende des langen Tischs unterdrückte Jesse ein Lächeln; zusammen mit den anderen Kindern spielte er dort Monopoly. Sie hätten längst im Bett liegen sollen – es war vier Uhr morgens –, aber im Dante’s gab es für niemanden einen normalen Tagesablauf. Dass das Personal zum Teil aus Leuten bestand, die im Tageslicht Feuer fingen, mochte etwas damit zu tun haben.
    Die meisten älteren Kinder waren auf das Spiel konzentriert, aber ein kleines Mädchen saß auf dem Boden und spielte mit einem wie Elvis

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