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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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klebte.
    Er sah anders aus, nahm ein Teil meines Gehirns zur Kenntnis. Statt des schäbigen T-Shirts und eines braunen Mantels, der einen Kampf zu viel hinter sich zu haben schien, trug er diesmal eine enge schwarze Jeans, ein dazu passendes Hemd und eine schwarze Lederjacke. Es war sein üblicher Look, aber verbessert, als hätte er plötzlich einen Sinn für Stil entwickelt. Das Haar schien erst vor kurzer Zeit gekämmt worden zu sein, und die Stoppeln auf den Wangen sahen mehr nach Mode aus als nach jemandem, der vergessen hatte, sich zu rasieren.
    Der größte Unterschied betraf den Gesichtsausdruck. Ich hatte ihn öfter zornig gesehen, als ich zählen konnte, doch diesmal wirkte er wie ein Raubvogel, der sich anschickte, seiner Beute das Genick zu brechen. Völlig verblüfft blickte ich in zwei vertraute grüne Augen und dachte: Kein Wunder, dass er mich nicht zu Saleh bringen wollte.
    »Ich glaube das nicht!«, klagte Saleh. »Ich kenne ihn nicht einmal!« Wir beobachteten, wie Pritkin sein blutiges Schwert am Laken abwischte und dann in die lange Scheide auf seinem Rücken steckte. Ruhig und gelassen verließ er das Zimmer, mit einer beunruhigend unbekümmerten Eleganz. Er sah nicht zurück.
    »Irgendein Typ schlendert herein und haut mich in Stücke, und ich kenne ihn nicht einmal?«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte ich und fühlte mich benommen und ein wenig elend. »Bewahren Sie einen kühlen Kopf.«
    »Ich habe keinen Kopf mehr!«, erwiderte Saleh scharf und schwebte zur Tür.
    »Wir haben eine Abmachung«, erinnerte ich ihn.
    »Ihr Buch ist in Paris«, sagte er über eine Schulter hinweg, die gar nicht mehr existierte. »Versuchen Sie es im Jahr 1793.«
    Ich starrte ihn an. »Was?« Verdammt – ich hätte wissen sollen, dass es kein Zufall gewesen war.
    »Ja. Zwei dämliche dunkle Magier haben es Merlin in jenem Jahr gestohlen und…«
    »Augenblick.« Ich musterte den Dschinn und überlegte, ob er sich über mich lustig machen wollte. »Merlin lebte… nun, ich weiß nicht genau wann, aber im achtzehnten Jahrhundert kann er nicht mehr am Leben gewesen sein!«
    »Er war zum Teil ein Inkubus – das ist allgemein bekannt«, teilte mir Saleh gereizt mit. »Und Dämonen sind unsterblich. Halten Sie jetzt die Klappe, wenn Sie mehr hören wollen. Sonst verschwinde ich.«
    Ich hielt die Klappe.
    »Ja, er lebte im Jahr 1793, als er den Codex an die Magier verlor, die das Buch bei einem Treffen am dritten Oktober versteigerten.
    Kurz bevor sie Hals über Kopf die Stadt verließen, um aufgebrachten Mengen, der Guillotine und einem sehr verärgerten Halbdämon zu entgehen, der ihnen den Arsch aufreißen wollte. Jedenfalls, werfen Sie sich in Schale, und vielleicht können Sie einen Blick auf das Buch werfen, bevor sie es verhökern.«
    »Aber wenn es verkauft werden soll, wird es bestimmt bewacht! Es muss einen besseren Zeitpunkt geben…«
    »Merlin bewachte den Codex, bevor die Magier ihn in ihre habgierigen Finger bekamen, und eins garantiere ich Ihnen, Pythia: Sie möchten es nicht mit ihm zu tun bekommen.«
    »Was ist mit später? Wer hat das Buch ersteigert?«
    »Selbst wenn ich den ganzen Tag Zeit hätte, könnte ich Ihnen nicht von allen Gerüchten berichten, die die Ereignisse jener Nacht betreffen. Es kann Ihnen ohnehin gleich sein, denn wenn Sie das Buch wollen, bevor sich der Entschreibungszauber auswirkt, müssen Sie es sich so früh wie möglich schnappen. Und das wäre Paris im Jahr 1793. Versuchen Sie, sich nicht köpfen zu lassen. Glauben Sie mir, das nervt.« Saleh schwebte erneut in Richtung Flur.
    »Einen Moment! Wohin wollen Sie?«
    »Was glauben Sie wohl? Ein Job wartet auf mich.«
    »Saleh!«
    Er verharrte neben der Tür. »Das geht Sie nichts an, Püppchen. Ich bin wieder körperlos, was ich Mister Mystery verdanke. Zehn Jahrhunderte angesammelte Macht aus dem Fenster geworfen, einfach so.« Saleh versuchte, mit den Fingern zu schnippen, und das Fehlen der Hände verärgerte ihn. Er schnitt eine Grimasse. »Welche Rache auch immer ich mir einfallen lasse, ich habe ein Recht darauf. Und ich versichere Ihnen, dass ich sehr einfallsreich sein kann.«
    Er schwebte fort, und ich sah ihm sprachlos nach. Wenigstens erklärte das, wie er es geschafft hatte, einen Geist zurückzulassen – es war gar keiner zurückgeblieben. Beim Geistsein handelte es sich um seinen natürlichen Zustand. Er hatte genug Kraft gesammelt, um sich einen Körper zuzulegen, was ihm den Umgang mit Sterblichen erleichterte.

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